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Silicon Jungle

Silicon Jungle

Titel: Silicon Jungle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shumeet Baluja
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los. »Rate mal, was Yuri gestern passiert ist?«
    »Ich hab keine Ahnung. Ich wollte vorhin zu ihm und …«
    »Er hat eine Stelle bekommen.«
    »Was? Hier? Ich wusste gar nicht, dass sie schon welche vergeben.«
    »Tun sie auch nicht. Er hat einfach ein Angebot bekommen. Aber jetzt kommt der Hammer. Er ist doch in der Computer-Vision-Gruppe, nicht wahr? Tja, dank JENNY kommt er jetzt in deine Gruppe«, sagte Kohan und tippte Stephen mit dem Zeigefinger auf die Brust, »meine Gruppe«, fuhr er fort und klopfte sich mit dem Finger auf die eigene Brust, »unsere Gruppe«, sagte er schließlich und ließ den Finger kreisen. »Er arbeitet für Jaan und Atiq.«
    Stephen schwieg.
    »Er hat ein Angebot für unsere Gruppe. Was ist mit uns?«, fuhr Kohan fort. »Erst kriegen Aarti und dieser Blödmann William ein Angebot, und jetzt Yuri. Und wir? Wenn noch mehr Stellen besetzt werden, bleibt für uns nichts mehr übrig.«
    Sie betraten die Cafeteria und trennten sich kurz, weil Kohan sich einen frisch gepressten Ananassaft holen ging und Stephen schnurstracks Richtung Koffein steuerte.
    »Wahnsinn«, sagte Stephen, als sie beide an einem Tisch saßen. Sie nahmen den Gesprächsfaden wieder auf.
    »Ja, das kann man wohl sagen. Und stell dir vor, Yuri war nicht mal scharf auf das Angebot. Irgendein Produktmanager in seiner Gruppe hat JENNY gesehen und seinem Boss davon erzählt, der Yuri anscheinend um eine Vorführung gebeten hat. Atiq hat davon erfahren, und zack, ein Angebot. Das Schlimmste daran ist, dass alle unsere Ideen da drin stecken. Wir sollten lieber zusehen, dass wir ein paar Lorbeeren abkriegen.«
    »Ach, hör auf, Kohan. Du weißt genau, dass Yuri uns was von seinem Ruhm abgibt. Der kann gar nicht anders.«
    »Na ja, wir werden sehen. JENNY ist ein gelungenes Beispiel für Datenintegration, aber nicht gerade revolutionär. Ich hab die letzten zwei Sommer in dem Bereich gearbeitet. Ich sag dir, neu ist das nicht.«
    »Du warst auch letzten Sommer hier Praktikant? Wieso hast du nie was davon gesagt?«
    »Nein. Ich habe in zwei früheren Praktika an etwas Ähnlichem gearbeitet.«
    »Im Ernst? Du hast Porno-User in ihren Wohnräumen aufgespürt? Oder ahnungslosen Frauen in Gilroy nachspioniert? Das hast du schon mal gemacht?«, sagte Stephen, um die Stimmung etwas aufzuheitern. Er war nicht scharf darauf, den Rest des Tages Trübsal zu blasen.
    »Es ging nicht um Porno-User, du Witzbold. Und es war auch nicht bei Ubatoo. Aber alles, was JENNY kann, haben wir da auch gemacht.«
    »Wo warst du denn vorher?«, fragte Stephen, jetzt mit echtem Interesse.
    Kohan zögerte einen Moment. Doch seine Verstimmung wegen Yuri war stärker als seine Zurückhaltung. »Ich hab zwei Praktika bei der NSA gemacht. Das Erste, was du da machst, ist Daten von Leuten auf einer Karte darstellen, genau wie bei JENNY , klar? Wer würde das nicht?«
    Stephen starrte ihn verdutzt an. »Damit ich das richtig verstehe. Du hast zwei Praktika bei der National Security Agency gemacht und kein Wort davon gesagt? Erstens, wieso haben die dir eine Praktikumsstelle gegeben? Ich würde dich nicht direkt als vertrauenswürdig bezeichnen«, witzelte Stephen. »Zweitens, was hast du da gemacht? Telefone angezapft?«
    Kohan biss prompt an. »Erstens, ich bin offenbar doch vertrauenswürdig. Dass ich da gearbeitet habe, ist ja wohl Beweis genug. Jeder mit einem guten Uniabschluss, der noch dazu aus dem Mittleren Westen kommt, ist ein guter Kandidat. Die nehmen nämlich vorzugsweise Leute aus dem Herzen Amerikas. Zweitens, Telefone anzapfen? Was Besseres fällt dir nicht ein?«
    »Du hast zugegeben, dass ihr da den gleichen Kram gemacht habt wie wir hier, das heißt doch, ihr habt Leute richtig ausspioniert, oder?«
    Kohan schnalzte mit der Zunge. »Ja klar haben wir das. Hast du gedacht, nur Ubatoo ist scharf auf solche Informationen?«
    »Ihr habt nach Terroristen gesucht, stimmt’s? Oder habt ihr einfach alles überwacht?«
    »Natürlich haben wir nach Terroristen gesucht. Aber du weißt ja, wie das Internet und die Telekommunikationsunternehmen weltweit miteinander vernetzt sind – wenn jemand in Kanada jemanden in Pakistan anruft oder ihm eine Mail schreibt, kann das durchaus über Server oder Weichen auf amerikanischem Boden geleitet werden. Den Datenverkehr, der durch Amerika fließt, mussten wir natürlich überwachen, klar? Den Rest kannst du dir denken.«
    »Fließen denn nicht praktisch alle E -Mails und der gesamte Internet-Verkehr über

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