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Silicon Jungle

Silicon Jungle

Titel: Silicon Jungle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shumeet Baluja
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Prozent der Arbeit automatisieren, die du und ich hier machen. Aber stattdessen lässt du dir den Terroristometer einfallen.«
    »Du bist doch noch dabei, oder?«, sagte Stephen, und tat sein Bestes, Kohans Grinsen zu erwidern.
    »Eins nach dem anderen, Stephen. Woher bekommt diese ACCL denn genau ihre Informationen? Woher wissen die, was für Bücher Terroristen lesen oder was für Websites sie besuchen? Dass die eine offizielle Lektüreliste haben, ist mir neu.«
    »Ach, komm schon, Kohan, wir wissen doch beide, dass wir von ein paar uns bekannten Sympathisantenwebsites auf Dutzende andere schließen können. Wir können nachverfolgen, wer sie anklickt, was diese Leute sonst noch für Seiten besuchen, was für Produkte und Bücher sie kaufen und wem sie E -Mails schicken. Außerdem könnten wir uns ansehen, welche Softdrinks sie kaufen oder welche Autos sie fahren. Das weißt du.«
    »Stimmt. Bei der NSA hätten wir für solche Informationen getötet«, sagte Kohan und wurde zum ersten Mal ernst.
    »Uns stehen sie hier alle zur Verfügung. Wir haben die Möglichkeit, endlich etwas Gutes damit zu machen und das Jobangebot zu bekommen, das wir haben wollen«, sagte Stephen, den das Projekt zunehmend begeisterte.
    »Okay, es ist interessant. Aber ich glaube nach wie vor nicht, dass es denselben Effekt haben wird wie Yuris Projekt. Ich spiel jetzt mal den Advocatus Diaboli. Erstens, wieso sollte sich Ubatoo um den Terroristometer scheren? Er bringt dem Unternehmen kein Geld ein und lenkt die öffentliche Aufmerksamkeit bloß auf die riesige Datensammlung. Zweitens, im Grunde ist es eine hübsche, vielleicht sogar sehr hübsche Anwendung von Jaans System. Andererseits ist es, wie du selbst gesagt hast, nichts anderes, als ein paar neue Regeln auf dieselbe Art von Daten anzuwenden, die wir tagtäglich verarbeiten. Drittens, wer zum Kuckuck wird sich innerhalb von Ubatoo dafür starkmachen? Wer wird seinen Kopf dafür hinhalten? Ich weiß nicht, Stephen.«
    »Kohan, das ist die Gelegenheit, etwas richtig zu machen. Überleg doch mal, was wir vorhin gemacht haben. Wir haben den weltgrößten Rechner dazu benutzt, um mittellosen Leuten in drei Südstaaten beschissenes Bier anzupreisen, damit sie sich noch schneller besaufen. Willst du nicht mal was Sinnvolleres machen?«
    Kohan gab keine Antwort.
    Stephen versuchte es erneut. »Immerhin ist es der beste Plan, den wir im Augenblick haben. Zusammen haben wir eine viel größere Erfolgschance, und ich könnte deine Hilfe gebrauchen.«
    »Ich denke, du ziehst das besser allein durch, Stephen. Nach meinen Praktika bei der NSA könnte es ein Fehler sein, wenn ich mich da zu sehr reinhänge. Und du solltest dir das vielleicht auch noch mal überlegen.«

GEFÄHRLICHE BEZIEHUNGEN
    28. Juli 2009.
     
    Vier Tage später war ihm für die Idee noch immer keine rationale Begründung eingefallen. Dennoch war sie weiter gediehen, denn jedes andere Projekt, das ihm in den Sinn kam, war zu klein, zu unbedeutend. Und er hatte sich fest vorgenommen, nur an Projekten zu arbeiten, für die er die nötige Leidenschaft aufbringen konnte.
    Das System, dem Stephen den Codenamen WatchList gab, war inzwischen zum Bestandteil eines sehr viel umfassenderen Plans geworden. Falls WatchList funktionierte, würde es bald genauso normal sein, seine WatchList- Punkte zu kennen wie seinen Bonitätswert oder Kontostand. Der Punktestand würde auf Indizien basieren, die Ubatoo über seine User sammelte. Je mehr Einzelheiten du über dich rausrückst, desto präziser kann Ubatoo deine Punkte prognostizieren. Je weniger Informationen, desto ungenauer der Punktestand. Jeder würde seinen Punktestand nachvollziehen wollen. Und genau darin läge für Ubatoo der Grund, das Projekt zu unterstützen: Es wäre ein Anreiz für User, noch mehr Informationen über sich preiszugeben.
    Gut vorstellbar, dass das System, wenn es erst fertig war, sich selbstständig weiterentwickelte. Es würden sich Diskussionsforen bilden, und auch die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit anderen ähnlich gesinnten gemeinnützigen Gruppen wären groß. Daraus könnte eine Art Clearinghaus entstehen für alles, was mit dem Schutz von Bürgerrechten zu tun hatte, also genau das, was die ACCL sich erhoffte, bloß im größeren Stil. Und Stephen würde das Projekt von Anfang an mit aufbauen.
     
     
    Um das System zu initialisieren, brauchte er lediglich Listen von Seeds, »Samen«, also irgendwelchen Objekten – Bücher, Websites, Personen,

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