Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silicon Jungle

Silicon Jungle

Titel: Silicon Jungle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shumeet Baluja
Vom Netzwerk:
Munition, um mehr zu verlangen – mehr von allem –, und die hatten sie soeben bekommen.
    Obwohl Rajive in den folgenden Jahren weiterhin lautstark und hartnäckig blieb, wurde er nicht noch einmal eingeladen. Seine wiederholt vorgetragenen Gesuche, alle nötigen Technologien intern zu entwickeln, wurden ignoriert. Je dringlicher und extremer die Lage wurde, desto mehr geriet langfristiges Denken in den Hintergrund. Es wurde mehr ausgegliedert denn je, an Firmen mit Verbindungen nach Japan, China und Israel, um nur ein paar zu nennen.
    Dennoch wurden Rajive und Alan für ihre Bemühungen belobigt und nach einigen Umstrukturierungen und Umbenennungen auf neue Posten katapultiert, die eigens zur Steuerung der Zusammenarbeit zwischen internen und externen Technikern und Informatikern geschaffen worden waren. Und so kamen auf Rajives Initiative hin zahlreiche heimliche Interaktionen mit der ACCL und Dutzenden anderen Unternehmen und IT -Freaks im Silicon Valley zustande.

KONTROLLVERLUST
    6. August 2009.
     
    Stephen umklammerte die Schlüssel in seiner rechten Hand und wartete darauf, dass die Uhr auf 20.10 umsprang. Dann würde er ins Haus gehen, Schluss mit den Ausflüchten, Schluss mit der Warterei. Immer wieder tastete er die Enden der einzelnen Schlüssel ab, um zu entscheiden, welcher der spitzeste war. Er drückte sie nacheinander fest in seinen linken Arm, bis er den gefunden hatte, der sich wenn nötig am tiefsten in einen Hals rammen ließ. Er wusste , dass es nicht so weit kommen würde. Er bildete sich das alles nur ein. Aber was, wenn nicht? Er würde reingehen, und was dann?
    20.07 Uhr. Stephens Handy piepste. Eine SMS von Molly: »Noch zehn Minuten. Sei da.«
    Sein Griff lockerte sich, und die Schlüssel fielen ihm zwischen die Füße. Aber gleich darauf hatte er sich wieder unter Kontrolle, ließ den Motor an, wendete den Wagen in großem Bogen und parkte, wo er zuerst gehalten hatte. Es war 20.09 Uhr, Molly kam aus der Tür. Es war niemand bei ihr.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Stephen, als Molly einstieg.
    »Ja. Fahr los.«
    Sie roch nach Zigarettenqualm und Gewürzen. Sie streckte die Hand aus, zog seine rechte Hand vom Lenkrad und verschränkte ihre Finger mit seinen, während das Haus zu einem kleinen Fleck im Rückspiegel wurde.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Stephen erneut.
    »Ja.«
    Er ließ ihr ein paar Sekunden Zeit, länger hielt er es nicht aus.
    »Wie war’s? Wie viele Leute waren da? Warst du die Einzige?«
    »Ich war nicht die Einzige. Es waren fünf Männer da. Wir haben auf einem weißen Laken im Kreis auf dem Fußboden gesessen und zugehört, während einer der Männer geredet hat.«
    »Hat er euch von den Listen erzählt?«
    »Ja, ja. Er hat fast nur davon gesprochen. Er hat erzählt, wie Leute ins Visier genommen werden, was das für eine Paranoia auslöst und wie unfair alles ist, was wir erdulden müssen. Er war sehr erregt. Sehr emotional. Keine Ahnung, was er mitgemacht hat, aber wie er gesprochen hat, das war purer Hass.«
    »Das klingt nicht nach ACCL .«
    »Ich glaub auch nicht, dass er von der ACCL war, Stephen.«
    »Was denn sonst?«
    »Keine Ahnung. Aber wie er geredet hat, das hörte sich nicht nach Aufklärung an, das war Wut … Zorn … purer Zorn.«
    »Vielleicht war das einer der freiwilligen Mitarbeiter bei der ACCL . Sebastin meinte, es würden Hunderte Freiwilliger für sie arbeiten. Hat sonst jemand was gesagt?«
    »Nein. Zunächst nicht. Aber der Mann, der gesprochen hat, schien die anderen zu kennen, außer mir und noch einem, der Ali heißt.«
    »Hat jemand gesagt, was ihr jetzt machen sollt? Gibt es eine Möglichkeit, von diesen Listen runterzukommen?«
    »Ich weiß nicht. Darum ging es gar nicht. Die haben bloß Fragen gestellt. Wollten wissen, ob wir das Gefühl hätten, beobachtet zu werden, oder ob uns irgendwas Ungewöhnliches aufgefallen ist. Sie wollten wissen, was wir beruflich machen, ob ich verheiratet bin, seit wann ich in den USA lebe, wohin ich zuletzt gereist bin, der übliche Kram.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Ich hab die Fragen beantwortet. Was denn sonst? Ich hab mehrmals gesagt, dass ich wirklich nicht glaube, von irgendwem beobachtet zu werden. Sie haben mir immer wieder eingeschärft, wachsam zu sein, die Augen aufzuhalten. Dann haben sie gefragt, was man meiner Meinung nach mit den Leuten machen sollte, die diese Listen angefertigt haben.«
    »Was soll das denn? Was hast du gesagt?«
    Die Stille, die eintrat, ehe Molly antwortete, war

Weitere Kostenlose Bücher