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Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)

Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sils Maria: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Flughafen Zürich-Kloten aus dem Fahrwerkschacht gefallen.«
    Wieder schüttelte der Dorfpolizist den Kopf.
    »In der Nähe von Flughäfen finden wir einige dieser armen Seelen.«
    »Aber hier ist doch kein Flughafen!« Jäggi schrie es mehr, als dass er es sprach. So laut, dass sein Hörgerät dazu pfiff. Vera Frischknecht sah ihn böse an, ihr war vermutlich völlig egal, dass Jäggi so lange bei der Schweizer Polizei gedient hatte, wie sie alt war.
    »Na ja, hier jetzt nicht gerade.« Sie sagte es etwas unwirsch und zeigte mit einer weit ausholenden Handbewegung um sich. »Der Züricher ist aber keine zweihundert Kilometer entfernt. Wie gesagt: Ich nehme an, das Flugzeug war im Anflug auf den Flughafen Zürich-Kloten. Womöglich hat es hier schon – aus Versehen, bewusst, was weiß ich – das Fahrwerk ausgefahren. Und so muss der Mann rausgefallen und durch die Luft gesegelt sein.«
    »Frau Hauptkommissarin, sehen Sie mal, was wir hier gefunden haben.« Einer der in weiße Overalls gekleideten Spurensicherer kam auf die kleine Gruppe zu und hielt einen durchsichtigen Plastikbeutel in der Hand, den er nun der Hauptkommissarin reichte. Im Plastikbeutel steckte ein Kondom. Gefüllt!
    »Ist sogar noch warm«, sagte die Hauptkommissarin und lächelte. »Damit könnte man unter Umständen noch ein paar stramme Schweizer zeugen.«
    »Oder Schweizerinnen«, sagte Vinzi.
    »Exakt.«
    »Haben Sie etwas Verdächtiges bemerkt, gesehen, gehört, entdeckt?« Die Frage richtete sich direkt an Plotek. Der wurde ein wenig rot, fing wieder überdurchschnittlich zu schwitzen an und sagte: »Nö.«
    »Oder ist das Ding etwa von Ihnen?«
    Ich wäre mit den zitternden Knien und in meinem Fastenkurzustand gar nicht dazu fähig, dachte Plotek und schüttelte vehement den Kopf. Marlies wurde jetzt auch rot.
    Vinzi lachte. »Sie meinen, ein Fall von Nekrophilie?« Er zeigte auf den Toten.
    Jäggi guckte, als wäre der Fall geklärt und Plotek der Mörder.
    »Nein, nein, da kann ich Sie beruhigen, Frau Hauptkommissarin«, sagte Vinzi schnell, als er Jäggis Blick sah. »Ploteks Sexualleben ist eher von der normalen Sorte. Nichts Abseitiges, stimmt’s?«
    Nicken von Plotek. Und Lächeln der Hauptkommissarin. Nur Jäggi sah weiterhin so aus, als röche er den Braten. Was für einen auch immer. Womöglich den chinesischen.
    »Oder von Ihnen?« Die Hauptkommissarin hielt das gefüllte Kondom vor Marlies’ Augen. Es baumelte in der Luft wie Glocken beim Mittagsgebet.
    »Sehe ich aus wie ein Mann?« Marlies gab sich schockiert.
    »Nee, aber wie eine Frau, bei der derartige Hilfsmittel durchaus zur Anwendung kommen könnten.«
    »Danke für die Blumen.« Marlies ließ sich von der Hauptkommissarin nicht einschüchtern. »Aber ich bin erst später an den Tatort gelangt.« Das Rot verschwand aus ihrem Gesicht. »Nachdem der Verkehr offenbar schon vollzogen war.«
    Sie sah Plotek an, als hätte sie sich durchaus vorstellen können, derartige Hilfsmittel bei ihm anzuwenden.
    »Da waren nur noch der Tote und der Herr Plotek zugegen.«
    »Schade«, sagte die Hauptkommissarin.
    »Ja«, sagte Marlies.
    Im Wang Tong 23 liefen dann wieder die kriminalistischen Fäden zusammen. Und die glühten wie unter Starkstrom. Die Hauptkommissarin schlug kurzerhand ein mobiles Ermittlungsbüro am Stammtisch auf, wo sie, während sie ein vietnamesisches Reisgericht vertilgte, vor allem den Fall des abgestürzten Asiaten bearbeitete.
    »Lecker!« Sie konnte ermitteln und essen gleichzeitig. Die ganze Frau war ein einziges Phänomen und eine neue Generation in der Kriminalaufklärung.
    Die Ermittlungen hinsichtlich des toten Elvis im Wald waren indes, wie sich herausstellte, noch nicht weit vorangekommen.
    »Die Obduktion hat ergeben, dass der Elvis-Imitator im Wald nicht erfroren ist«, sagte die Hauptkommissarin Frischknecht zu Plotek und Vinzi, die sich an den Nebentisch gesetzt hatten – Vinzi mit Bier, Plotek mit stillem Wasser.
    »Also kein Kältetoter?«, sagte Plotek, mehr Feststellung als Frage.
    »Kann man so sagen.« Vera Frischknecht schob sich den in Kokosmilch getauchten Reis in den Mund und verdrehte vor Verzückung die Augen.
    »Was dann?«
    »Er starb laut gerichtsmedizinischem Gutachten an Erstickung.«
    »An Erstickung?«, kam ungläubig von Plotek.
    »Ja. Um den Hals hatte er einen feinen, aber doch deutlich sichtbaren roten Strich. Spuren von einer Schnur.«
    Plotek fiel sofort Woyzeck ein. Georg Büchner. Das dramatische Fragment um den armen

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