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Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)

Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sils Maria: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Fantasievorstellungen, wusste Plotek nicht. Fakt ist jedenfalls, dass er in der Hütte einen Mann mit bis zu den Knien heruntergelassener Hose und nackigem, haarigem Arsch sah. Der Mann stand hinter einer Frau. Die beugte sich über den Futtertrog und streckte ihm den ebenfalls nackten, aber gar nicht haarigen Hintern entgegen. Ihre Hose war bis zu den Fußgelenken hinuntergerutscht. Der Pullover bis zu den Schultern hochgeschoben.
    Die vögeln?!, dachte Plotek. Und nicht nur in meinem Kopf, sondern ganz real. Also keine Vision, keine Täuschung. Alles echt! Der Mann, der sich als Beat Zuberbühler entpuppte, bewegte seinen Unterkörper immer schneller vor und zurück und hin und her. Wenn das Agatha wüsste, seine Braut in spe. Dann wäre es aber vorbei mit der geplanten Hochzeit, dem Glück und allem.
    Die vor ihm gebeugte Frau stöhnte und stammelte mit glockenheller Stimme: »Ja, komm, schnell, ah, jetzt, ja, ja, ja …«
    Das war … Plotek rieb sich erneut die Augen, die nun anfingen zu tränen. Als er sie wieder öffnete, war das Bild unverändert. Wieder keine Vision, keine Täuschung. Auch einwandfrei echt! Der Mann vögelte die Frau, und die war eindeutig Frau Wehrli! Die reizende Frau Wehrli, der Engel in Weiß, wird von Beat Zuberbühler, dem betrügerischen Schwein, ordentlich durchgevögelt!, dachte Plotek. Und: Wenn das der Doktor wüsste.
    Und wieder: »Ja, komm, tiefer, jetzt, schnell, ja, ja, ja, härter, schnell, kommmm, kommmmmm …«
    Als der Mann tatsächlich kam – jetzt, schnell, hart und tief – und sich mit einem Schrei, der an den Erdlaut vom Qigong erinnerte, in der Frau ergoss, krachte es plötzlich. Das hörte sich eher nach dem Holzlaut an. Soll heißen: Das Dach der Hütte brach entzwei. Es staubte, und etwas Großes stürzte herab und landete im Trog genau neben Frau Wehrli. Dann passierte erst mal nichts. Ein, zwei, drei Sekunden lang, die wie eine Ewigkeit anmuteten, war absolute Stille in der Hütte. Kein Stöhnen, kein »ja«, kein »komm« und auch kein »schnell«. Nichts. Als wären alle Beteiligten, ob des kuriosen Vorfalls, in Schockstarre verfallen. Nachdem sich der Staub ein wenig gelegt hatte, sah Plotek, was da durch das Dach gekracht und im Trog gelandet war. Ein Mensch! Ein Mann!
    Beat Zuberbühler, Frau Wehrli und der unbekannte Mann im Trog ergaben eine Einheit, eine schweigende Kom position. Es sah aus wie ein Stillleben. In kräftigen Farben hingemalt. Mehr Öl als Aquarell. Auch Plotek rührte sich nicht. Die folgende Reaktion war umso heftiger. Frau Wehrli schrie wie am Spieß, was eindeutig nach Feuerlaut klang. Oder abgestochenem Schweinelaut, wenn es das im Qigong überhaupt gab. Dann rannte sie völlig hysterisch, noch immer mit heruntergelassener Hose, aus der Hütte und durch den Schnee. Das Stillleben zerfiel. Und Frau Wehrli auch. Sie fiel immer wieder in den Schnee, da die Hose in den Knien ein schnelles Rennen einfach nicht erlaubte. Auch Beat Zuberbühler schien völlig konsterniert. Zuerst betrachtete er den Mann im Trog, als fragte er sich, wo der denn nun so plötzlich hergekommen war. Dann das Loch im Dach, als Antwort darauf. Dennoch schien Beat enorme Verständnisschwierigkeiten zu haben. Womöglich dachte auch er an eine Sinnestäuschung – und das, obwohl er nicht einmal fastete. Kurze Zeit später zog er schnell seine Hose hoch und rannte ebenfalls aus der Hütte und der Frau Wehrli hinterher.
    »Selina! Selina! Bleib stehen! Selina!«, hörte Plotek Beats Stimme verklingen. Er stand nach wie vor hinter der Hütte und starrte durch die Ritzen auf den Trog. Der Mann darin rührte sich noch immer nicht. Wie auch, er war ja tot.
    Mit wackligen Knien und trockenem Mund betrat Plotek die Hütte und blieb am Trog stehen. Der Mann hatte asia tische Gesichtszüge und wirkte hier völlig deplatziert. Wie ein Ölschinken in einer Räucherkammer. Er sah auf den ersten Blick überhaupt nicht derangiert aus. Er blutete nicht einmal. Dennoch war er tot. Seine Haare waren weißlich und festgefroren. Die Augenbrauen ebenso. Die Lippen schimmerten blau. Mit starrem Blick sah er zur Decke hoch, zum Loch, in dem ein Stück blauer Himmel zu sehen war, aus dem der Asiate gefallen sein musste. Womöglich aus einem Flugzeug, dachte Plotek. Vielleicht ein blinder Passagier?
    »Was ist?«
    Plotek erschrak. Er schwankte und musste sich am Trog festhalten. Marlies stand auf einmal hinter ihm. Er gab den Blick auf den Toten frei und erwartete einen weiteren

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