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Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)

Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sils Maria: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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wer die Elvisse umgebracht hat?«
    Die Aufhellung war wieder dahin. Sie sah Plotek jetzt an, als wäre sie es selbst gewesen.
    »Das ist nicht fair«, sagte Marlies. Ob sie die verschmähte Liebe meinte oder Ploteks Replik, war nicht ganz klar.
    E gal, dachte Plotek und sagte: »Und Liebe keine Mensch enrechtsorganisation.«
    »Nein, aber was Schönes!«, kam prompt zurück. Wieder in vorwurfsvollem Ton.
    »Für dich, ja.«
    »Und dich etwa nicht?« Völliges Unverständnis von Marlies.
    »Kommt darauf an.«
    »Worauf?«
    Das war jetzt wie beim Pingpong.
    »Auf den anderen. Soll heißen: auf dich.«
    »Ah, verstehe, ich bin dir nicht gut genug!« Der Ton wurde aggressiver. Der Ball landete im Netz. »Schau dich doch selber mal an! Du bist auch nicht gerade ein Robbie Williams.« Schmetterball. Soll heißen: Bauch schon, aber ohne Waschbrett. Oder: Figur am Arsch, trotz fast einwöchiger Fastenkur und vielleicht zehn Kilo Gewichtsverlust.
    »Du glaubst, du hast was Besseres verdient, was?«
    »Hmm.«
    Das glaubte Plotek natürlich nicht. Er glaubte aber auch nicht, dass er, nur weil er schon über vierzig war, nicht wie ein Adonis daherkam und momentan in der Single-Liga spielte, gleich die nächstbeste Gelegenheit mit großen Warzenhöfen flachlegen musste. Nur um der Einsamkeit zu entkommen. Plotek war gerne allein. Dabei fühlte er sich meistens nicht einsam. Das war das, was fast keiner verstehen wollte. Frauen schon gar nicht. Er brauchte eigentlich keine Frau, keine Freundin, niemanden. Ab und zu vielleicht mal ein paar Streicheleinheiten, jemanden, der mit ihm am Tresen saß und Weißbier trank – das schon, ja. Aber ansonsten war er sich selbst genug.
    »Das ist nicht fair!« Marlies wiederholte sich. Satz zu Ende. Spiel aus.
    Bei der Qigong-Stunde hatte dann die schlaflose Nacht ganz konkrete Auswirkungen. Nicht nur auf Marlies. Auch Britta war so unkonzentriert, dass sie den Feuerlaut mit dem Holzlaut verwechselte. Offenbar war da in ihrem Kopf mehr als nur ein Gedanke. Nichts mit Qigong also. Plotek hingegen kam immer besser mit dieser seltsamen Boxübung in Zeitlupe zurande. Es war das erste Mal, dass er in einer Therapiestunde standhaft blieb. Dagegen ging Marlies nun mit einem dröhnenden Erdlaut zu Boden. Damit war nicht nur für sie die Stunde zu Ende, sondern auch für alle anderen.
    »Sie können, wenn Sie wollen, noch alleine ein wenig weitermachen«, sagte Britta, die nun zusammen mit dem herbeigerufenen Dr. Wehrli die allem Anschein nach schwer verletzte Marlies aus dem Gymnastikraum trug. Niemand wollte weitermachen. Plotek auch nicht. Offenbar hing keiner der Patienten so am Qigong, wie Britta vermutete und es sicher auch gerne gehabt hätte.
    Plotek begab sich auf die Terrasse der Klinik und traf da, was wirklich nicht zu erwarten gewesen war, auf Beat Zuberbühler. Eben noch vögelnd im Jeep, jetzt plaudernd auf der Terrasse. Das ist ja wie aus der legendären Rudi Carrell Show: Lass dich überraschen . Beat schien auch überrascht. Neben ihm saß die Mutter von Dr. Wehrli. Das war wiederum eine Überraschung für Plotek. Sie wirkte nämlich ganz anders als noch vor ein paar Tagen, als er sie das erste Mal gesehen hatte. Sie wirkte heiter, ausgelassen. Sie lachte sogar. Plotek blieb stehen, weil er es nicht glauben konnte. Freisler in der Bütt. Der berüchtigte Strafrichter humorig. Das gibt es oft! In der Geschichte. Da hören Massenmörder privat mit Tränen in den Augen Franz Schubert. Diktatoren lesen leidenschaftlich gerne Der kleine Prinz von An toine de Saint-Exupéry. Bestialische Verbrecher pflegen au fopferungsvoll ihre bettlägerige und inkontinente Mutter.
    »Plotek!« Beat klang nicht nur überrascht, sondern auch erfreut. An die Mutter von Dr. Wehrli gewandt sagte er: »Das ist ein alter Freund von Agatha.«
    Alt, ja, dachte Plotek. Freund, na ja.
    »Ach, das süße Agathalein …« Die Mutter von Dr. Wehrli trällerte es in die kalte Januarluft hinaus, als wäre sie ein Vogel und das Agathalein ein Wurm. So spricht man vielleicht über ein Haustier – Hamster, Wellensittich, Katze –, höchstens noch über ein zweijähriges Kind, aber nicht über eine vielleicht fünfundzwanzigjährige Frau, die im Begriff ist, vor den Traualtar zu treten. Es sei denn, der dort zu vollziehende Akt und alle daran Beteiligten sind nicht ernst zu nehmen.
    »Darf ich vorstellen: Frau Ilona Wehrli, die Mutter von Dr. Matteo Wehrli.« Es klang wie: »Die Queen, die Mutter von Charles!«, oder:

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