Silver Dragons 01 - Ein brandheisses Date
als ich aus der Zelle marschierte. »Das wurde aber auch Zeit«, sagte ich mit Cyrenes melodischer Stimme. »Ich war ja eine Ewigkeit da drin. Sie haben kein Recht, mich festzuhalten! Ich habe nichts getan!«
Tej schwieg und führte mich in einen Raum.
Mein Magen zog sich zusammen, als ich sah, dass einer der drei Männer, die an einem langen Tisch saßen, Dr. Kostich war, aber dann fiel mir ein, dass Cyrene als Najade ihn nicht zu fürchten brauchte. Mit hocherhobenem Kopf stürmte ich auf den Tisch zu. »Das ist eine absolute Unverschämtheit! Ich verlange sofort freigelassen zu werden. Wenn nicht, werde ich meine Schwestern rufen, und das wird Ihnen noch leidtun.«
Der Mann am Ende des Tisches, ein dunkelhäutiger Mann mit schönen braunen Augen verzog das Gesicht. »Ich bin Monish Lakshmanan, zurzeit Leiter der Wache. Sie sind Cyrene Northcott?«
»Ja, wer sonst.«
»Ich kann Ihnen mitteilen, dass die Anklage gegen Sie aus Mangel an Beweisen fallen gelassen wurde.«
»Das ist auch nur richtig so. Ich habe diese … äh … Person nie angegriffen!«, erwiderte ich.
»Der fragliche Drache «, sagte Monish und blickte mich wachsam an, »weigerte sich, eine Aussage zu machen, und hat das Gebäude eilig verlassen.«
»Er war ein Lügner«, erwiderte ich und warf den Kopf mit einer für Cyrene typischen Geste zurück.
» Sie hat auf jeden Fall keine Aussage gemacht, die für eine Anklage ausreicht«, sagte Monish.
Ich zwang mich zu einem plätschernden Lachen. »Sind Sie etwa auf diese Transvestiten-Nummer hereingefallen? Ich hätte Sie nicht für so dumm gehalten. Sie können mir glauben, Mr Lakshmanan – dieser Drache war keine Dame.«
Niemand sagte etwas.
Monish räusperte sich und warf dem Magier neben sich einen Blick zu. »In der Tat. Ihre Anwesenheit scheint ein merkwürdiger Zufall zu sein, Miss Northcott. Ihre Schwester wurde verhaftet und verurteilt, und am selben Tag wird gegen Sie Anzeige erstattet und auf mysteriöse Weise sofort wieder fallen gelassen.«
Ich bemühte mich, mir meine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Schwester? Monish hatte Schwester gesagt, nicht Zwilling. In Verbindung mit einer Doppelgängerin wurde das Wort »Schwester« eigentlich nie gebraucht, es sei denn als liebevolle Anrede des Zwillings. Das konnte nur bedeuten, dass Monish und die anderen sich über unsere wahre Beziehung nicht im Klaren waren. Savian wusste, dass ich eine Doppelgängerin war, ebenso wie Porter. Warum hatte keiner von ihnen das dem Komitee gesagt? Aber das Warum spielte jetzt keine Rolle. Wichtig war nur, dass mein wahrer Ursprung offensichtlich verborgen geblieben war, und genau das war, wie ich nun verstand, der Schlüssel zu Gabriels Plan.
»Nun, natürlich ist es kein Zufall«, gab ich zu. Meine Gedanken überschlugen sich. »Sie ist meine Schwester! Glauben Sie, ich sehe tatenlos zu, dass Sie Gott weiß was mit ihr machen? Diese ganze Geschichte, dass die arme May ein Dieb sein soll, ist einfach lächerlich. Lächerlich! Sie ist so unschuldig wie ich!«
»In der Tat«, sagte Dr. Kostich. Er betrachtete mich eingehend, und ich hatte das schreckliche Gefühl, dass er weit mehr sah, als mir lieb war. »Es fällt mir schwer, das zu glauben.«
Hochmütig hob ich das Kinn. Magier und Elementarwesen verband eine lange Geschichte voller Auseinandersetzungen und Missverständnisse, und ich wusste, dass Cyrene ihn nicht besonders mochte. »Stellen Sie meine Worte infrage, Magier?«
»Nicht Ihre Worte, Najade«, antwortete er glatt. »Ich mache mir nur Gedanken über Ihre Identität.«
»Meine Identität ?«, schnaubte ich. »Glauben Sie etwa nicht, dass ich eine Najade bin?«
»Sie sehen ihrer Schwester sehr ähnlich«, erklärte Monish. »Sind Sie Zwillinge?«
Ich konnte nicht lügen. Das hätten beide Männer sicher sofort gemerkt. Ausflüchte waren eine Sache – das lag einem Doppelgänger im Blut, aber Lügen sprach ich nur selten aus, weil ich nicht gut darin war. »Ja, wir sind Zwillinge. Aber es gibt deutliche Unterschiede zwischen uns!« Wie zum Beispiel die Tatsache, dass ich eine Doppelgängerin und Cyrene ein Elementarwesen war.
»In diesem Fall macht es Ihnen doch sicher nichts aus, uns zu beweisen, dass Sie auch tatsächlich eine Najade sind«, sagte Dr. Kostich mit einem Lächeln.
»Sie glauben mir nicht? Mir, der neunten Schwester aus dem Haus der Hydriaden? Ich bin eine Najade, eine Tochter von Tethys, und Sie besitzen die Kühnheit, das
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