Silver Dragons 02 - Viel Rauch um Nichts-neu-ok-26.12.11
euch beide wieder auf den Boden zurückzuholen.«
Drake
warf ihr einen finsteren Blick zu. Sie blies ihm einen Luftkuss zu und winkte
ihn wieder auf seinen Platz. Ich blickte Gabriel an. An seinem Kinn zuckte
erneut der Muskel, aber er nahm sich zusammen, und es gelang ihm, ohne weiteren
Zwischenfall seinen Toast mit Butter zu bestreichen.
»Ich dachte, ihr beide wärt Freunde«, sagte ich zu
ihm. »Kennt ihr euch nicht schon seit Jahrhunderten?«
»Ja«, erwiderte Gabriel und nahm sich eine dicke
Scheibe Schinken.
Drake
schwieg und trank einen Schluck Espresso.
»Ja, sie sind eigentlich Freunde«, erklärte
Aisling. »Nur eine Zeit lang waren die Verhältnisse ein wenig angespannt, als
Gabriel... äh...«
»Als er versuchte, dich zu vergiften?«, fragte ich,
weil ich davon gehört hatte.
»Ich
habe sie nicht vergiftet. Ich habe ihr das Leben gerettet«, sagte Gabriel, ohne
mich anzusehen. Ich hatte das schreckliche Gefühl, er spürte, wie eifersüchtig
ich auf Aisling war, weil ich dachte, sie hätten vielleicht doch eine Beziehung
miteinander gehabt. Seine Augen blitzten kurz silbern auf, bevor er wieder auf
seinen Teller hinabblickte. Ich sah, dass er sich bemühte, seine Grübchen nicht
zu zeigen. Die Ratte.
»Du hast sie gerettet, nachdem du uns verraten
hast«, sagte Drake mit trügerisch sanfter Stimme.
»Die Hauptsache ist, dass alles vorbei ist. Alles
vergeben und vergessen«, sagte Aisling laut und warf ihrem Wyvern einen
vielsagenden Blick zu. »Wir sind alle Freunde, auch wenn ihr euch ab und zu die
Stacheln zeigen müsst.«
»Warum hast du sie verraten?«, fragte ich Gabriel.
Ein
schweres, unheilschwangeres Schweigen legte sich über den Raum. Gabriel
musterte mich einen Moment lang, bevor er antwortete. »Fiat Blu, der Wyvern der
blauen Drachen, benutzte Aisling zu einem Schlag gegen Drake. Ich habe
versucht, ihn zur Vernunft zu bringen, aber Fiat ist immer schon...«
»Wahnsinnig gewesen«, warf Aisling ein.
»Eher unvernünftig«, meinte Drake.
»... schwierig gewesen«, beendete Gabriel seinen
Satz. »Er wollte nicht auf mich hören, und ich war in einer misslichen Lage.
Ich tat mein Bestes, um ihn von der Zerstörung, die er anrichten würde,
abzuhalten, aber er war labiler, als ich dachte, und es gelang ihm, Aisling zu
vergiften, bevor ich ihn daran hindern konnte.«
»Und was passierte mit dem unberechenbaren Fiat
Blu?«, fragte ich. »Hast du mir nicht erzählt, es gäbe zwei blaue Wyvern?«
»Es kann nur einen wahren Wyvern geben«, antwortete
er.
»Du hast wohl bei Drake Unterricht im Vermeiden von
Antworten genommen«, warf Aisling ein. »Ich erzähle dir besser, was ich weiß,
May. Denn diesen beiden Typen hier muss man eh alles aus der Nase ziehen.«
»Das ist mir auch schon aufgefallen«, murmelte ich.
Aisling
warf ihrem Mann einen langen Blick zu, den er geflissentlich ignorierte. »Also,
Fiats Onkel Bastian - der zwar hundert Jahre älter ist als Fiat, aber genauso
aussieht wie er – war zum Wyvern geboren, aber irgendwie gelang es Fiat, jeden
in der Sippe davon zu überzeugen, dass sein Onkel geisteskrank sei, und so
wurde er selbst zum Wyvern.«
»Bastian versuchte mehrmals, Fiat vom Thron zu
stoßen«, fuhr Gabriel fort, »aber es gelang ihm nicht. Siehst du, jetzt habe
ich dir sogar Informationen geliefert, ohne dass du mich danach gefragt hast.
Hörst du jetzt endlich auf, mich so böse anzuschauen, mein kleiner Vogel?«
Ich
lächelte unwillkürlich. Er war einfach so charmant, wenn er mir seine Grübchen
zeigte.
»Vor ein paar Monaten haben mein Onkel, mein Freund
Rene, Jim und ich Bastian befreit, und er trat sofort seine Position als
rechtmäßiger Wyvern der Sippe an. Allerdings ließ er Fiat entkommen, und jetzt
ist die blaue Sippe zweigeteilt, weil einige Drachen Fiat gefolgt sind und
andere Bastian unterstützen.«
»Ein Bürgerkrieg? Das klingt nicht gut«, sagte ich,
wobei ich mich fragte, ob das wohl Auswirkungen auf die silbernen Drachen
hatte. Gabriel hatte schließlich schon genug Probleme am Hals, ohne sich auch
noch um die blauen Drachen kümmern zu müssen.
»Das hält uns Fiat vom Leib«, bemerkte Drake. Er
stand auf, um Aisling aus ihrem Stuhl zu helfen.
Sie
verzog spöttisch das Gesicht. »Fiat ist nicht besonders gut auf mich zu
sprechen, weil ich ihn angeblich verraten habe. Aus seinem Mund klingt das
geradezu grotesk. Ich setze aber auf Bastian. Er hat den richtigen Zeitpunkt
abgewartet, und ich glaube, er wird ein großartiger Wyvern.
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