Silver Dragons 02 - Viel Rauch um Nichts-neu-ok-26.12.11
drei murmelten eine
Begrüßung. Ihre silbernen Augen wirkten verblüffend in den dunkelbraunen
Gesichtern.
»Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen«, sagte
ich höflich, wobei ich es vermied, ihnen die Hand zu reichen. Bürger der
Anderwelt berühren einander nicht, es sei denn, sie werden ausdrücklich dazu
aufgefordert. Beim direkten Hautkontakt kann man zu viele Dinge spüren. Zwar
war ich mir nicht sicher, ob Drachen eine ähnliche Etikette befolgten, wollte
aber nichts falsch machen.
»Das sind Eniiyi und Nkese«, stellte Gabriel die
beiden Frauen vor. »Sie kommen aus Nigeria. Eniiyi ist eine enge Freundin
meiner Mutter.«
Die
ältere Frau musterte mich einen Moment lang mit einem neugierigen Ausdruck in
den Augen; dann zog sie mich ohne Vorwarnung in eine feste Umarmung. »Diese
hier wird Kaawa gefallen«, sagte sie, als sie mich losließ.
Kaawa
war vermutlich Gabriels Mutter. Der Kommentar verblüffte mich - hatte Gabriel
schon häufiger Frauen mit nach Hause gebracht, damit seine Eltern sie
begutachten sollten? Gabriel sagte nichts. Er nickte nur und stellte mich dem
männlichen Drachen vor. »Cibo ist aus Botsuana. Er hatte geschäftlich in
England zu tun und ist wegen des sárkány nach Paris gekommen.«
»Wir sind alle überaus erfreut, dass Gabriel eine
Gefährtin gefunden hat«, sagte Cibo. Er umarmte mich nicht, nahm aber zur
Begrüßung meine Hand in beide Hände. »Nicht nur, dass er diese Ehre verdient
hat, sie bringt auch denjenigen unter uns Hoffnung, die sich ebenfalls nach
einer Gefährtin sehnen.«
»Danke. Ich werde mein Bestes geben, um dieser
Aufgabe gerecht zu werden.«
Er
ließ meine Hand los, verbeugte sich vor Gabriel und kehrte zu seinem Platz
zurück. Wir gingen weiter den Gang entlang auf den langen Konferenztisch zu,
und ich fragte Gabriel flüsternd: »Sind das alle silbernen Drachen, die
gekommen sind?«
»Ja. Wir haben erst gestern erfahren, wann du
entlassen wirst, deshalb hatten die anderen Mitglieder der Sippe keine Zeit
mehr, nach Paris zu reisen. Die meisten von ihnen leben außerhalb von Europa.
Eniiyi und Nkese haben hier auf deine Ankunft gewartet. Meine Mutter wollte
eigentlich auch hier sein, um dich zu begrüßen, aber ihre Arbeit hielt sie
davon ab. Wir werden bald nach Australien reisen, um sie zu besuchen.«
Ich
blickte mich um und versuchte zu schätzen, wie viele Personen anwesend waren.
»Es müssen mindestens zweihundert Leute hier sein. Leben alle diese Drachen in
Paris?«
»Nein. Die meisten sind blaue Drachen, die überall
in Europa verstreut leben. Dort drüben stehen grüne Drachen, die Drake gerufen
hat. Ganz hinten im Saal sind rote Drachen.«
»Aber unsere Sippe ist irgendwie
unterrepräsentiert«, stellte ich besorgt fest. »Hat das Auswirkungen? Und wie
sind sie alle so schnell hierhergekommen?«
»Die Zahl der anwesenden Mitglieder ist in diesem
Fall ohne Bedeutung; bei einem sárkány können nur der Wyvern und seine
Gefährtin das Wort ergreifen. Die anderen Teilnehmer sind lediglich Zuschauer
beim Entstehen von Geschichte. Sie haben sich alle hier so schnell wie möglich
eingefunden, als bekannt wurde, dass du freigelassen wurdest.«
»Geschichte? Was für eine Geschichte?«
Die
Türen zum Saal gingen krachend auf. Wir alle drehten uns um. Einen Moment lang
blieb Kostya in dramatischer Pose in der Tür stehen, dann kam er den Gang
entlang auf uns zu, flankiert von fünf Männern, die wohl ebenfalls schwarze
Drachen waren. Verstohlen berührte ich die Kette, an der das Phylakterium hing,
und ein paar Sekunden lang war ich erleichtert, dass Kostya nicht von einer
blauäugigen Brünetten begleitet wurde, die mich zufällig erschaffen hatte.
Meine Erleichterung war jedoch nur von kurzer Dauer, denn Cyrene betrat als
Nächste den Saal.
»Hier bin ich!«, rief Kostya dramatisch und warf
den Kopf in den Nacken.
»Hallo, alle zusammen! Mayling! Ist das nicht
aufregend?«, rief Cyrene und vermasselte Kostyas großen Auftritt.
Er warf ihr einen finsteren Blick zu.
»Oh, sorry. Mach nur weiter, Schnuckelchen. Ich
weiß doch, dass du einen guten Eindruck machen willst.«
Kostya
stieß einen dramatischen Seufzer aus. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst mich
nicht so nennen! Es ist unpassend!«
»Entschuldigung«, sagte Cyrene zerknirscht. »Habe
ich vergessen. Mach weiter, Kostie.«
Ich
konnte sehen, dass Kostya die Augen verdrehte, und Gabriel gab ein schnaubendes
Geräusch von sich, als müsse er sich das Lachen verkneifen.
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