Silver Dragons 02 - Viel Rauch um Nichts-neu-ok-26.12.11
blickte ich Gabriel
an. »Ich muss meinen Namen ändern?«
»Nein, du musst ihn nicht ändern, aber es ist
Tradition, jedes Phylakterium zu benennen.« Er überlegte einen Moment lang. »Du
kannst doch deinen Nachnamen benutzen. Oder meinst du, dein Zwilling hat etwas
dagegen?«
»Ich wüsste nicht, warum. Dann bin ich also jetzt
May Northcott, Doppelgängerin, Gefährtin eines Wyvern, Gattin von Magoth und
das Northcott-Phylakterium?« Ich stieß die Luft aus. »Ich bin ein bisschen
überwältigt.«
Gabriel lächelte. »Das mit der Gefährtin des Wyvern
ist das Wichtigste, und das beherrschst du hervorragend.«
Der Blick in seinen Augen entzündete erneut mein
Feuer, und plötzliche schmerzhafte Nadelstiche in meinen Fingern ließen mich
aufspringen. Erneut bildeten sich silberne Schuppen und meine Fingerspitzen
wurden blutrot.
»Faszinierend, einfach faszinierend.« Kaawa ergriff
eine meiner Hände, um sie zu betrachten. »Ich habe natürlich von Ysolde de Bouchier
gelesen. Sie hat über ihre Erfahrungen berichtet, als sie zum
Avignon-Phylakterium geworden ist, aber es mit eigenen Augen zu sehen, ist
etwas ganz anderes. Meine Liebe, ich möchte ja nicht nörgeln, aber würdest du
bitte das Feuer in meinem Zelt löschen? Ich habe nur dieses eine, und ich habe
nicht vor, schon wieder vierzehn Tage in der Stadt zu verbringen.«
Zwei der Ranger sprangen ebenfalls auf, als ich
mich erschrocken umdrehte. Eins der Zelte stand in Flammen. Ich schloss die
Augen und wurde instinktiv zum Schatten, als ich mich darauf konzentrierte, das
Feuer zu löschen. Als es nicht mehr brannte und ich aus den Schatten zurückkam,
verließen die beiden jüngeren Ranger eilig das Camp. Pari, der ältere unter
ihnen, musterte mich interessiert.
»Du hast eine gute Wahl getroffen«, sagte Kaawa
lächelnd zu Gabriel. »Mit ihr wirst du dich nie langweilen.«
Gabriel
lachte. »Langeweile war noch nie ein Thema, aber May ist keine gute Wahl - sie
ist die einzige Wahl.«
Ein
Stich fuhr mir durchs Herz. Er hatte recht - ich war die Einzige, die seine
Gefährtin sein konnte, ob er es nun wollte oder nicht.
»Hör auf damit, kleiner Vogel. Du weißt, dass ich
es nicht so gemeint habe«, sagte er.
»Hör du auf, meine Gedanken zu lesen«, entgegnete
ich.
»Ich habe dein reizendes Gesicht gelesen«, sagte er
und fuhr mit dem Daumen über mein Kinn. »Du kannst deine Gedanken nur schlecht
verbergen.«
Ich
schlug die Augen nieder. Vor den anderen wollte ich dieses Thema nicht
diskutieren.
Kaawa
blickte Gabriel verwirrt an. »Du kannst ihre Gedanken lesen? Dann müsst ihr
wirklich vom Schicksal füreinander bestimmt sein. Für Drachen ist das sehr
selten. Du bist offensichtlich wirklich etwas Besonderes, Wintiki.«
»Das ist sie auch, und ich habe keine Lust, den
Rest unseres Lebens damit zu verbringen, Herausforderer abzuwehren«, sagte
Gabriel. »Natürlich setze ich mich mit jedem auseinander, der glaubt, mir meine
Gefährtin wegnehmen zu können, aber jetzt, wo sie das fünfte Stück des
Drachenherzens in sich trägt, wird sie zum Freiwild für jeden, der sie benutzen
möchte. Das möchte ich verhindern.«
»Ja, natürlich«, stimmte Kaawa zu.
»Ist es denn möglich, das Stück Drachenherz wieder
loszuwerden?«, fragte ich Kaawa. »Ich meine, so, dass es nicht kaputtgeht.«
»Und dass auch du nicht verletzt wirst«, fügte
Gabriel hinzu.
»Hmm.« Kaawa blickte gedankenverloren ins Feuer.
»Das Drachenherz ist die Essenz aller Drachen, das, was den ersten Drachen
entstehen ließ. Er erkannte, dass die Macht dieses Herzens zu groß für einen
einzelnen Drachen war, deshalb teilte er es in fünf Stücke. Eins bekam der
grüne Wyvern, je eins der rote und der schwarze, und zwei Stücke wurden den
blauen Drachen gegeben.«
»Zwei? Warum zwei?«
»Der erste Drache gründete die blaue Sippe. Er
behielt ein Stück für sich und gab eins seiner Sippe, für den Wyvern, den er
wählen würde.«
»Gibt es ihn noch, den ersten Drachen, meine ich?«,
fragte ich. Vielleicht gab es ja eine Verbindung zwischen ihm und dem
geheimnisvollen Baltic, der möglicherweise im Hintergrund die Fäden zog.
»Nein«, sagte Gabriel. »Man weiß noch nicht einmal,
ob es ihn je gegeben hat. Er ist mehr Mythos als Realität.«
»Es hat ihn gegeben. Und es gibt ihn noch, in allen
Drachen«, warf Kaawa mit ruhiger Gewissheit ein.
»Die Stücke wurden also aufgeteilt. Wie kam diese
Ysolde zu ihrem Stück?«, fragte ich.
»Ysolde war die Gefährtin des schwarzen
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