Silver Dragons 02 - Viel Rauch um Nichts-neu-ok-26.12.11
bleibst unerschütterlich, was?«, fragte
Fiat aggressiv.
»Das geht aber nicht. Du musst Stellung beziehen,
und zwar hier und jetzt. Willst du unseren Plan oder den des roten Wyvern
unterstützen?«
»Mir ist es gleich«, antwortete der Mann und
richtete sich auf. »Gib ihr das Stück oder lass es bleiben. Aber überleg es dir
gut, bevor du mich noch einmal ohne Grund rufst. Ich mag ja altmodisch sein in
deinen Augen, aber ich gebe mich nicht gern mit Narren ab.«
In diesem Moment erschien die kupferhaarige Frau,
die ich mit ihm auf dem Platz gesehen hatte, in der gegenüberliegenden Tür. Sie
blickte sich rasch im Zimmer um. Maata, Cyrene und ich erstarrten, aber sie
schien zum Glück nicht zu bemerken, dass die Tür einen Spalt weit offen stand.
Sie blickte den geheimnisvollen Mann an und sagte zu ihm: »Ich habe alle
Vorkehrungen getroffen. Wir sollten jedoch bald aufbrechen.«
»Ich bin fertig hier; wir gehen jetzt«, antwortete
er und ging zur Tür. Bei Fiat blieb er stehen. »Du hast mir geholfen, als ich
Unterstützung brauchte, und aus diesem Grund gebe ich dir einen Rat: Der
natürliche Machtfluss sollte immer zu einem Wyvern hin und niemals von ihm
wegfließen.«
Fiat erwiderte nichts, sondern sah dem Mann und der
Frau nur hinterher, als sie den Raum verließen und ihn mit dem roten Wyvern
allein ließen.
»Er ist viel zu alt«, sagte Bao verächtlich. »Er
versteht nicht, dass man sich die Macht aneignen muss.«
»Er ist sehr starrsinnig«, stimmte Fiat ihr zu und
trat an den Marmorkamin, wo ich ihn so eben noch sehen konnte. Über dem
Kaminsims hingen zwei echt aussehende gekreuzte Schwerter. Fiat berührte eines
und fügte nachdenklich hinzu: »Aber vieles wissen wir auch aus Erfahrung, und
wenn ich eins im Lauf der Zeit gelernt habe, so ist es, Erfahrung nie zu
unterschätzen.«
»Aber dieser Rat wird dir deine Position im Weyr
nicht wieder verschaffen«, erwiderte Bao schneidend.
»Das vielleicht nicht, aber ich habe seinen Worten
einen wertvollen Hinweis entnommen.«
»Macht fließt zum Wyvern, nicht von ihm weg«, sagte
sie spöttisch. »Wie... banal.«
»Oh, es geht nicht um das, was er gesagt hat«,
antwortete Fiat und räumte freundlich lächelnd eine kleine Vase vom Kaminsims.
»Aber die Erinnerung an das erste Mal, als ich diesen Rat gehört habe, hat mir
die Lösung des aktuellen Problems gebracht.«
»Genug geredet«, sagte Bao gelangweilt. »Ich habe
es langsam satt.«
»Dann will ich dir eine kleine Geschichte erzählen,
die dir die Langeweile schnell vertreiben wird«, sagte Fiat und drehte sich zu
ihr um. »Es war einmal, wie die Sterblichen so gerne sagen, ein Wyvern namens
Baltic. Er war ein friedliebender Mann, wurde aber durch die Dummheit und die
Gier anderer Drachen, die seine Sippe zerschlagen wollten, in einen Krieg
getrieben. Eines Tages waren alle seine Freunde verschwunden, seine Sippe war
nahezu ausgelöscht, und sein eigener Erbe wollte ihn töten.«
»Dafür habe ich jetzt keine Zeit«, sagte Bao, aber
er unterbrach sie.
»Angesichts von so viel Tod und Zerstörung tat
Baltic das Einzige, was er tun konnte.«
»Sterben«, sagte Bao. »Durch die Hand seines Erben.
Baltic war genauso wenig ein brillanter Wyvern, wie dies eine brillante
Anekdote ist, obwohl sie natürlich auf deine Situation passt.«
»Mehr, als du ahnst«, erwiderte Fiat mit einem
Lächeln, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Bao schnaubte und wollte
etwas sagen, aber Fiat riss mit einer blitzschnellen Bewegung das Schwert von
der Wand und sprang auf Bao zu. Ich konnte ihn zwar nicht mehr sehen, aber es
gab ein schreckliches, zischendes Geräusch, ein Gurgeln und dann einen Plumps,
als etwas Schweres zu Boden fiel.
Dann trat Fiat wieder in mein Blickfeld und wischte
die blutige Schwertklinge mit einem Lappen ab. »Wie mein guter Freund sagt,
Macht fließt zum Wyvern, nicht von ihm weg.«
Er lächelte zufrieden, als er das Schwert wieder an
die Wand hängte.
17
Ich legte meine Hand auf Cyrenes Mund, bevor sie
Luft holen konnte, um zu schreien. »Gib keinen Laut von dir«, flüsterte ich ihr
ins Ohr. Sie riss die Augen auf und wehrte sich gegen meine Hand. »Da vorne steht
ein Irrer mit einem tödlichen Schwert«, zischte ich.
Sie hörte auf, sich zu wehren, und nickte. Ich ließ
sie los und blickte wieder durch den Türspalt. Fiat stand an der offenen Tür
gegenüber und rief jemanden. Zwei seiner Leibwächter und zwei andere Drachen
stürmten ins Zimmer.
»Macht das weg«,
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