Silver Dragons 02 - Viel Rauch um Nichts-neu-ok-26.12.11
lernen wirst, wie...«
»Ich will aber nicht«, heulte ich, ergriff seine
Hände und zog ihn zu mir herunter. »Verstehst du denn nicht? Ich will kein
Drache sein, Gabriel! Das wollte ich noch nie! Aber das Stück Drachenherz ist
zu stark für mich. Es überwältigt mich, und jedes Mal, wenn wir uns lieben,
gewinnt es ein bisschen mehr an Boden. Es wird nicht mehr lange dauern, und es
hat mich vollständig im Griff.«
»Es überwältigt dich?« Er berührte eine meiner
scharlachroten Krallen. »Du meinst, körperlich? Damit ist es vorbei, wenn das
Stück Drachenherz in einem neuen Gefäß ist.«
»Nein, nicht nur körperlich. Es ergreift auch
Besitz von meinen Gefühlen. Ist dir das noch nicht aufgefallen? Allmächtiger,
ich schreie, und wie du ganz richtig bemerkt hast, schreie ich sonst nie!
Cyrene schreit, aber ich doch nicht.«
Er blickte mich nachdenklich an. »Du warst ein
wenig... leidenschaftlich in den letzten Tagen.«
»Leidenschaft habe ich dir gegenüber schon
empfunden, bevor das Phylakterium explodiert ist. Aber das Drachenherz bewirkt
mehr als nur Verlangen nach dir - es verändert meine Gefühle, es verändert
mich, und, Gabriel, was ist denn, wenn ich nicht wieder ich selbst werde,
selbst wenn das Stück Drachenherz in seinem neuen Gefäß ist? Oder wenn ich es
nun nie mehr loswerde?«
Er wollte schon protestieren, besann sich dann aber
eines Besseren. »Ich wünschte, ich könnte dir versichern, dass deine Ängste
unbegründet sind, aber ich weiß die Antwort auf deine Fragen nicht.«
»Siehst du?«, schluchzte ich. »Ich kann nicht mit
dir schlafen, Gabriel. Ich möchte zwar gerne, aber nicht um den Preis, auch
noch den letzten Rest von mir zu verlieren. Ich will kein Drache sein. Ich bin
vielleicht nicht perfekt, aber ich war glücklich mit mir. Es tut mir leid, es
tut mir wirklich leid.«
Er lachte, und einen Moment lang hätte ich ihn am
liebsten geschlagen. Aber dann dämmerte mir, dass er sich nicht über mein Elend
lustig machte. »Mayling, mit dir Liebe zu machen, wird immer an erster Stelle
für mich stehen, aber wie ich dir schon einmal versichert habe, bin ich kein
Ungeheuer. Wenn du ein bisschen Raum brauchst, um für dich die Dinge zu klären,
dann habe ich dafür größtes Verständnis.« Er blickte auf seine Erektion. »Es
wird nicht leicht sein, aber wenn du eine Weile keusch leben willst, dann werde
ich dich zu nichts drängen.«
»Ich habe das anders gemeint vorhin«, sagte ich und
wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen. »Es tut mir nicht leid, dass ich keine
Liebe mit dir machen kann. Es tut mir leid, dass ich nicht der Drache sein
kann, den du gerne hättest.«
»Jetzt benimmst du dich wie ein richtiger Mensch.
Du willst ja bloß Komplimente von mir hören«, sagte er grinsend. Als er jedoch
merkte, dass ich darauf nicht reagierte, wurde ernst.
»Dann war es dein Ernst, oder?« Ich nickte stumm,
den Blick auf den Teppich gesenk »May, sieh mich an.« Es dauerte ein bisschen,
aber schließlich hob ich den Kopf.
»Der Beginn unseres Paarungstanzes eben war
aufregend für mich«, sagte er, und mein Herz wurde schwer wie Blei. »Es war
unmöglich für mich, nicht darauf zu reagieren. Ich bin ein Drache, und du bist
meine Gefährtin. Du hast den Paarungstanz begonnen, und das hat mich gefreut.
Aber die Lust die ich empfunden habe, ist nichts im Vergleich zu dem, was du
mir bedeutest. Du bist meine Gefährtin, May, ganz gleich, in welcher Gestalt.«
Tränen traten mir in die Augen. Ich hasste das
Stück Drachenherz dafür, dass ich so verletzlich war, so tiefe Dankbarkeit
empfand. »Du möchtest gar nicht, dass ich ein Drache bin wie du?«
»Nicht, wenn du es nicht willst, nein«, sagte er.
Er ergriff' meine Hände und küsste jeden Finger. »Du bist mit deiner Gestalt
glücklich, und ich kann mich ebenfalls nicht darüber beklagen. Also, hör auf,
dich schuldig und unglücklich zu fühlen und sag mir stattdessen, was deine
Grenze ist.«
»Meine Grenze?«, fragte ich und drängte die Tränen
zurück. Erneut erfüllte Hoffnung mein Herz. Vielleicht war ich wirklich nur
allzu menschlich, weil ich dauernd Bestätigung suchte, dass er mich so liebte,
wie ich war, aber wenn das so war, dann sollte es mir recht sein. »Was für eine
Grenze meinst du?«
»Wie weit kannst du gehen, ohne dass das Stück
Drachenherz dich beherrscht?«, fragte er und rieb mit den Daumen über meine
Finger.
Ein kleines Feuer brach auf meinen Knien aus.
»Ah«, sagte er und blickte
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