Silver Dragons 03 - Drachen lieben heisser-neu-ok-26.12.11-KM
geschweige
denn über deine Genitalien«, sagte ich rasch, bevor er näher auf das Thema
einging. »Beruhige dich und setz dich hin, bevor dich jemand bemerkt.«
Er schnaubte und blickte sich um. »Ich muss pinkeln. Du hast
wahrscheinlich etwas dagegen, wenn ich es hier an Ort und Stelle erledige, also
werde ich mich mit meinem erhabenen Schwanz zur Toilette begeben, wo er eure
plebejischen Seelen nicht länger beleidigt.«
Ich wechselte einen Blick mit Cyrene, als Magoth zur
Toilette marschierte.
»Er liebt seinen Schwanz wirklich«, sagte sie, als ob das
alles erklären würde. »Und versteht mich nicht falsch, er war gut und schön,
aber prachtvoll? Der Gott unter den Penissen? Nein. Höchstens ein Herzog oder
ein geringerer Prinz. Aber kein Gott.«
»Ich kann es kaum glauben, dass wir tatsächlich hier sitzen
und über Magoths Genitalien diskutieren«, sagte ich und rieb über das glatte,
kühle Holz der Tischplatte. »Das ist surreal.«
»Nicht annähernd so surreal wie dieses Lokal hier«, sagte
Savian. Er betrachtete gerade die Schiffsbilder an den Wänden und wies mit dem
Kinn auf eines. »Henley-Regatta 1923. Das erwartet man eigentlich nicht in
Lettland.«
Ich musste zugeben, dass auch ich das Hotel ungewöhnlich
fand. Die Frage, warum ein lettisches Hotel in der kleinen Stadt Livs sich so
sehr bemühte, ein englisches Landhaus mit Reetdach und Putzwänden zu imitieren,
wurde von einem rotgesichtigen, kahlköpfigen Mann beantwortet, der aus einem
Hinterzimmer in die Bar trat.
»Hallo, hallo, ich habe gar nicht gemerkt, dass wir so früh
schon Gäste haben. Hier im Pub servieren wir kein Essen. Das gibt es oben im
Tearoom. Dort ist alles selbst gemacht, nichts im Laden gekauft. Meine Frau
backt auch - sie hat ein Händchen für Gebäck. Westlich der Themse werden Sie
keine besseren Scones finden.«
»Wir haben keinen Hunger, danke«, sagte ich und lehnte mich
zurück, damit er einen Untersetzer vor mich auf den Tisch legen konnte. »Wir
möchten nur etwas trinken.«
»Ja, in Ordnung. Sie sehen mitgenommen aus. Sie waren sicher
wandern, was? Wir haben viele amerikanische Gäste zum Wandern hier, seit die
Russen nicht mehr regieren. Sie sind wohl Schwestern, was? Sie sehen sich total
ähnlich. Oh, aber wo habe ich heute nur meinen Kopf? Ich bin Ted Havelbury, Ihr
alter Wirt«, sagte er schmunzelnd. »Ja, ja, ich weiß schon, was Sie denken. Sie
denken sicher, der alte Ted ist ein bisschen aus seiner gewohnten Umgebung
geraten, und so ganz falsch liegen Sie damit auch nicht, aber die Mutter meiner
Frau war aus dem alten Land, und als sie starb und uns dieses Gasthaus hier
hinterließ, haben wir uns gedacht, warum eigentlich nicht? Die Kinder waren
erwachsen und hatten eigene Familien, also sind meine Frau und ich hierher
gezogen. Aber jetzt wollen Sie bestimmt was zu trinken, was? ... Äh ...«
Ted hatte fröhlich auf Cyrene und mich eingeredet und
Savian, der sich auf den Stuhl neben mich gesetzt hatte, freundlich zugenickt.
Aber jetzt trat auf einmal Magoth in voller Schönheit aus der Toilette, schob
Jim beiseite und marschierte zu Savian. Drohend baute er sich vor dem
Diebesfänger auf. Savian warf mir einen gequälten Blick zu und seufzte schwer,
bevor er Magoth den Platz neben mir überließ.
»Äh ...«, wiederholte Ted.
»Unser Freund hier hatte einen kleinen Unfall im Fluss«,
sagte ich, schüttelte eine Papierserviette aus und legte sie über Magoths
Schoß. »Seine Kleider waren zu nass, als dass er sie hätte tragen können.«
»Ach, tatsächlich«, sagte Ted langsam. Er sah so entgeistert
aus, dass ich am liebsten gelacht hätte. »Er möchte sich vermutlich nicht
anziehen, bevor er etwas getrunken hat?«
»Sag dem Sklaven, ich möchte eine Flasche 1996er-Bollinger,
auf 7,22 Grad Celsius gekühlt, mit einem Glas«, verlangte Magoth.
»Sklave?«, fragte Ted.
Ich beugte mich zu ihm und sagte leise: »Nehmen Sie es
unserem Freund nicht übel. Er ist Ausländer.«
Ted musterte den nackten, schmutzigen, arroganten Magoth mit
zweifelnden Blicken. »Ach ja?«
»Südamerikaner«, sagte ich, wobei ich mich im Geiste bei
jedem Einwohner dieses Kontinents entschuldigte.
»Oh, Lateinamerika.« Ted nickte. »Das erklärt alles.
Impulsive Leute. Exzellente Tänzer, aber impulsiv.«
»Ich hätte gerne einen Gin Tonic, mein Zwilling eine Flasche
Lemon Perrier, wenn Sie das dahaben, und Savian möchte...?«
»Brandy.«
»Hmm. Wegen dem 1996er-Bollinger muss ich im Lager
nachschauen. Ich
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