Silver Dragons 03 - Drachen lieben heisser-neu-ok-26.12.11-KM
vor einer Tür
stehen blieb.
»Ja, bitte.«
»Was?« Jim riss die Augen auf. »Au! Au, au, au! Ich werde
von einem sadistischen Doppelgänger entführt!«
Ich packte Jim an einem seiner schwarzen Ohren und zerrte
ihn mit nach oben in mein Zimmer. Dort hielt ich ihm erneut einen Vortrag
darüber, dass er sich seiner unpassenden Kommentare Aisling gegenüber enthalten
solle.
»Hier versteht niemand mehr einen Witz«, grummelte er, als
ich fertig war. »Ich habe doch nicht gemeint, dass sie tatsächlich explodiert.«
»Vielleicht nicht, aber sie macht sich echt Sorgen, weil
sich das Baby so viel Zeit lässt, deshalb hör besser auf«, sagte ich und
tätschelte ihm den Kopf. Ich wusste, dass Jim sehr an Aisling hing. Er wollte
ihr bestimmt nicht wirklich wehtun, aber er hatte einfach nicht nachgedacht.
»Und jetzt geh und schau dir einen Film an. Und keine Bemerkungen mehr zu
Aisling über ihr Baby.«
»Oh, muss ich wirklich? Ich würde gerne hören, wie man das
Drachenherz neu bildet«, sagte er, als ich mit Kaawa in ein Wohnzimmer im
oberen Stockwerk ging, das Drake uns zur Verfügung gestellt hatte. Es war
dunkel und roch muffig, als ob es nur selten benutzt würde.
»Warum interessiert dich das so?«, fragte ich und zog die
Vorhänge auf.
Jim zuckte mit den Schultern. »Man weiß nie, wann man es mal
brauchen kann.«
Ich blickte Kaawa an.
»Meinetwegen kann der Dämon gerne bleiben«, sagte sie und
musterte Jim. »Er scheint einer dieser seltenen Dämonen sechster Klasse zu
sein, also absolut ungefährlich für dich.«
»Ich mache mir keine Sorgen um mich«, sagte ich. Ich fragte
mich, welche Macht das Drachenherz wohl einem Dämon verleihen würde. Der
Gedanke bereitete mir Übelkeit.
In den folgenden zwei Stunden lernte ich die einzelnen
Schritte der Zeremonie, in der das Stück Drachenherz mit verschiedenen
Zaubersprüchen ausgegossen wurde. Die Sprache, in der gesprochen wurde, war
Zilant, eine slawische Sprache, die alle Drachen schon in frühester Kindheit
lernten und die bis zum letzten Jahrhundert die allgemein übliche Sprache
zwischen den Sippen gewesen war. Ich war noch nie besonders sprachbegabt
gewesen, und es dauerte eine Zeit lang, bis ich die Beschwörungsformel, die das
Stück Drachenherz von meinem Körper trennte, fehlerfrei aussprechen konnte.
»Wo hast du das alles gelernt?«, fragte ich und klappte mein
Notizbuch zusammen. »Gabriel hat mir ja erzählt, dass du dich mit
Drachenbräuchen gut auskennst, aber es überrascht mich doch, wie viel du über
dein normales Interesse hinaus weißt.«
Sie lächelte und rieb weiter Jims Bauch, wie sie es schon
seit einer halben Stunde tat. Der Dämon lag schlafend auf dem Rücken und
schnarchte leise. »Du hast doch schon von Ysolde de Bouchier gehört.«
Ich nickte. »Du hast sie schon einmal erwähnt. Sie hat
Aufzeichnungen über ihre Erfahrungen mit dem Stück Drachenherz hinterlassen,
nachdem sie zum Phylakterion geworden ist, oder?«
»Ja, genau.«
»Das ist beruhigend. Wenn der Zauberspruch bei Ysolde
gewirkt hat, müsste er ja auch bei mir funktionieren. Es ist zwar eine
interessante Erfahrung, in einen Drachen verwandelt zu werden, aber ich möchte
das Stück Drachenherz doch so schnell wie möglich wieder loswerden.«
Ihre Augen weiteten sich. »Ich habe keineswegs behauptet,
dass die Beschwörung narrensicher ist, Wintiki. Es gibt immer noch einen großen
Anteil an Unbekanntem bei der Neubildung des Drachenherzens. Vieles von dem,
was ich dir erzählt habe, ist reine Spekulation.«
»Aber du hattest doch Ysoldes Notizbücher«, sagte ich. Plötzlich
stieg Sorge in mir auf. Ich war die ganze Zeit davon ausgegangen, dass ich das
Stück Drachenherz loswerden würde. Aber wenn mir das nun nicht gelang? Wenn ich
es nun auf ewig in mir behalten müsste? Mein Magen krampfte sich zusammen.
»Ja, aber das war keine detaillierte Anleitung, wie man das
Stück Drachenherz wieder loswird. Ysolde hat ja nur Informationen darüber
gesammelt, was sie selbst getan hat und was man versuchen sollte, wenn man das
Herz wieder neu zusammensetzen möchte.«
Mein Herz sank. »Du hast also keine Ahnung, ob die Zeremonie
überhaupt funktioniert?«
Sie schüttelte den Kopf und blickte mich voller Mitgefühl
an. »Ich wünschte, es gäbe eine absolut sichere Methode, aber wir reden hier
vom Drachenherz. Es lässt sich nicht kontrollieren. Wenn es will, erlaubt es
dir zwar, es zu benutzen, aber du kannst nie gegen seinen Willen mit ihm
umgehen.«
»Du
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