Silver Dragons 03 - Drachen lieben heisser-neu-ok-26.12.11-KM
uns standen
Obi, Nathaniel und Tipene. Wie die anderen Silberdrachen trugen sie formelle
Drachenkleidung: knielange Tuniken aus schwarzem Stoff, die über und über mit
Silberfäden bestickt waren. Die abstrakten Formen der Stickerei bildeten ein
kompliziertes Muster, das sich im Licht zu verändern und zu bewegen schien.
Gabriels Tunika war schwer durch das echte Silber, und die fantastischen
Darstellungen springender Drachen glitzerten so hell wie seine Augen. Er hatte
auch mir eine Tunika gegeben, allerdings nur mit einem Drachen, aber ich liebte
sie ganz besonders - der Drache war offensichtlich Gabriel nachempfunden, und
der Kopf lag genau auf meinem Herzen.
Um die Hüften hatte Gabriel einen Gürtel geschlungen, an dem
ein Schwert hing. Es war das Schattenschwert, das ich Baels Zorndämon
abgenommen hatte, eine mächtige Waffe, die er hoffentlich nicht brauchen würde.
»Die Vorstellung beginnt«, sagte ich leise, als Kostya
eintrat. Zwei Frauen und ein Mann folgten ihm, alle drei mit dunklen Haaren und
dunklen Augen.
»Ist das sein Gefolge?«, fragte ich Gabriel.
»Seine Leibwächter. Drake erwähnte, dass er sie endlich
formell benannt hat.«
Kostya blieb mitten im Saal stehen und verbeugte sich
formell, zuerst vor Drake, dann vor Gabriel. Gabriel erstarrte, erwiderte aber
die Begrüßung. Ein sárkány , hatte ich gelernt, war eine sehr förmliche
Angelegenheit, und man musste unzählige Regeln beachten, um zu verhindern, dass
sich die reizbaren Drachen gegenseitig umbrachten.
»Sind die anderen noch nicht da?«, fragte Kostya seinen
Bruder.
»Fiat ist hier«, antwortete Drake und warf uns einen kurzen
Blick zu. »Chuan Ren wird auf jeden Fall kommen. Bastian hat angerufen, um
Bescheid zu sagen, dass sich sein Flug verspätet, aber er kommt sofort vom
Flughafen hierher.«
Ich studierte Kostya und seine kleine Truppe. Gabriel, der
normalerweise sehr gesellig war, machte keine Anstalten, sich am Gespräch zu
beteiligen. Ich wusste, dass Fiats Zusammenarbeit mit Baltic ihm zu schaffen
machte, aber ehrlich gesagt war ich dankbar dafür. Ich hatte keine Lust, Streit
mit Drake zu bekommen, falls Gabriel weiter den Standpunkt vertrat, dass Kostya
hinter den Morden an all den unschuldigen Drachen stand.
»Diese beiden Frauen sehen nicht so aus, als könnten sie
Kostya verteidigen«, flüsterte ich Gabriel zu.
»Wie ich Kostya kenne«, erwiderte Gabriel und zeigte
flüchtig seine Grübchen, »sind sie auch eher zu Dekorationszwecken gedacht.«
Ich musste ihm zustimmen. Die Frauen waren durchschnittlich
groß und schlank. Sie wirkten nicht wie Bodyguards, sondern sahen eher aus wie
Models. Beide trugen schwarze Lederbustiers und enge schwarze Hosen, die
aussahen, als hätte man sie ihnen aufgemalt. Die eine trug glänzende
Lederstiefel mit Stiletto-Absätzen, mit denen man wahrscheinlich jemandem ein
Auge ausstechen konnte; die andere offene Sandalen mit Bändern, die sie an der
Wade geschnürt hatte. Der Mann wirkte genauso düster wie die Frauen. Er hatte
die langen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und sein kurzes
Bärtchen war bei Weitem nicht so charmant wie Gabriels.
»Ich mag mir gar nicht ausdenken, was passiert, wenn Cyrene
Kostyas kleinen Harem sieht«, sagte ich leise.
Gabriel warf mir einen fragenden Blick zu. »Ich dachte, sie
hätte sich von Kostya getrennt?«
»Eine Trennung ist bei Cy erst endgültig, wenn der Mann
stirbt oder den Kontinent verlässt«, sagte ich. »Sie setzt ihm mindestens noch
ein halbes Jahr lang nach. Wenn wir Glück haben, findet sie jemand Neuen, der
alle trüben Gedanken an den treulosen Kostya vertreibt.«
»May.« Kostya trat auf mich zu und verbeugte sich erneut.
»Ich freue mich, dich wiederzusehen.«
Ich lächelte ihn freundlich an und fragte ihn natürlich
nicht, ob er in den letzten Tagen achtundsechzig Drachen kaltblütig ermordet
hatte. »Danke.« Verzweifelt suchte ich nach Gesprächsthemen, die keine heiklen
Punkte berührten. »Du bist bestimmt froh, dass endlich der sárkány einberufen wurde. Die letzten zwei Monate waren sicher schwierig für dich.«
Er blickte mich fragend an, als ob er spürte, dass das eine
Beleidigung sein könnte, aber er neigte zustimmend den Kopf. »Ja, in der Tat.
Und du hast wohl auch darauf gewartet.«
Er machte eine Handbewegung, und der männliche schwarze
Drache trat vor und zog aus seiner Jackentasche einen länglichen
Ebenholzkasten. Kostya blickte Gabriel an. »Ich werde dich nicht beleidigen,
indem
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