Silver - Erbe der Nacht (German Edition)
derjenige sein, der Garantien verlangt …«
Später, als er durch die Straßen Edinburghs ging, dachte der Vampir über jedes Wort nach, das bei diesem seltsamen Treffen gewechselt worden war.
Er hatte immer das Talent besessen, die Personen zu durchschauen. Er wusste mit absoluter Sicherheit, dass die Anwältin versucht hatte, ihn zu hintergehen, und dass nicht Fennah sie geschickt hatte.
Dies könnte allerdings auch ein Glück sein .
Susan Bray war eine intelligente, mutige Frau, und obwohl sie es mit keinem Wort ausgedrückt hatte, war klar, dass sie Winter sehr gernhatte. Sie könnte eine gute Verbündete werden.
Blieb nur die Frage, ob sie bereit war, ihm zu vertrauen.
Sie werden nicht lange nachdenken können, meine Liebe … uns bleibt wenig Zeit .
Winter Starr blieb wenig Zeit.
N ach dem gemeinsam verbrachten Tag war es schier unerträglich, sich wieder trennen zu müssen.
Zurück in Cae Mefus, schlenderten Winter und Rhys noch ein wenig Arm in Arm über die Wiesen.
Die Blumen schlossen bereits langsam ihre Blüten, bald würde die Sonne untergehen, doch der Himmel war noch klar.
Rhys neigte sich zu ihr, um den Duft ihrer Wangen einzuatmen, und Winter blieb stehen, ließ ihn gewähren.
»Du riechst nach Meer.«
»Ist das ein Kompliment?«, neckte sie ihn.
»Nicht eines der besten, das gebe ich zu …«
Seine Nähe jagte ihr Schauer über den Rücken und ihr verging die Lust zu scherzen. Sie setzte sich ins Gras, voller Bedauern, dass die Stunden so rasch verflogen waren. Rhys setzte sich neben sie.
»Uns bleibt nur noch wenig Zeit«, flüsterte er und legte einen Arm um ihre Schulter.
Winter fragte sich, wie es möglich war, dass er immer wusste, was sie gerade dachte. Wie auch sie immer wusste, was er dachte.
Es war, als hätte das Blut, das sie ihm geschenkt hatte, sie beide noch viel tiefer vereint. Es war immer ein Faden da, der sie aneinanderband und ihnen den Eindruck gab, Teil eines einzigen Ganzen zu sein.
Es macht beinahe Angst , dachte sie, ohne zu wissen, an wen dieser Gedanke gerichtet war.
Rhys lächelte und näherte seine Lippen ihrem Mund.
Sie zögerte einen Augenblick, dann verloren sich beide in einem Kuss.
Winter ließ sich nach hinten fallen, fühlte, wie das Gras ihre Schultern kitzelte.
Sie küssten sich erneut.
Als sie wieder Luft holen mussten, setzte keiner von beiden sich auf.
Winter strich über Rhys’ Gesicht und spürte eine seltsame Ungeduld. Sie wollte immer und immer wieder seinen Geschmack auf ihren Lippen spüren.
Die Augen des Jungen folgten ihrer Hand, bis sie in seinen Haaren verschwand.
Er senkte die Wimpern und als er sie wieder anschaute, war sein Blick intensiv und durchdringend. Er ließ zu, dass sie sein ganzes Verlangen sah, und Winter wusste, dass er dasselbe in ihr sah, als wäre es allzu schmerzhaft, ihre beiden Körper zu zwingen, getrennt zu leben.
Sie hob den Kopf und küsste ihn von Neuem.
Ihre Empfindungen verschmolzen ineinander, ganz zart, als wäre es das Natürlichste der Welt.
Sie waren durch einen blutroten Faden aneinandergebunden.
Dann verwandelte sich die Sehnsucht in ein zunehmend verschwommenes, irrationales und mitreißendes Herzklopfen.
Rhys drückte seine Lippen auf ihren Hals und küsste ihn. Er konnte sich der Intensität dieser Empfindungen fast nicht mehr erwehren. Selbst ihre Gedanken waren sich viel zu nah, als dass er hätte verbergen können, was er fühlte.
Er würde es schaffen, seinem DURST zu widerstehen, doch dieser würde immer Teil seines Verlangens sein.
Winter wand sich, befreite sich aus der Umarmung und sprang auf die Füße.
»Wir wissen beide, dass es falsch ist«, sagte sie und kehrte ihm den Rücken zu.
Sie wollte nicht, dass er ihr ins Gesicht sah. Die ganze Zärtlichkeit war verflogen, Winter war zum Weinen zumute, am liebsten hätte sie geschrien.
Rhys seufzte und erhob sich langsam. Ohne Eile kam er zu ihr, obwohl er sie viel lieber an sich gerissen hätte. Plötzlich war die Luft erfüllt von einer unterdrückten Energie, die um sie herum aufwallte. Die MACHT und der DURST erwachten.
»Ich begleite dich nach Hause.«
Er berührte ihren Handrücken, und die unvergleichliche Aura, die sie umgab, kräuselte sich. Der Lockruf des Mädchens ließ ihn erschauern, doch Winter stieß ihn instinktiv zurück. Eine viel zu große Verwirrung herrschte in ihr, ein stürmischer Gefühlstumult.
Sie wurde sich erst bewusst, was sie soeben getan hatte, als Rhys die Arme verschränkte und ihrem
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