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Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Titel: Silver - Erbe der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asia Greenhorn
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Schmerz war so heftig, dass ihr die Tränen aus den Augen quollen.
    Sie konnte an nichts anderes mehr denken als an die unmittelbar vor ihr liegende Erlösung, sie brauchte nur dem rostigen Geruch zu folgen, um endlich Linderung zu finden. Doch die Arme, die sie umschlungen hielten, ließen nicht locker und blockierten sie.
    »Winter«, rief der Junge ihr zu.
    Die Stimme war ihr vertraut und der Schmerz, der aus dem Tonfall sprach, tat ihr weh, doch sie konnte sich nicht erinnern, wem sie gehörte.
    »Hör auf, Win! Beruhige dich …«
    Sie hatte Schuldgefühle, ohne zu wissen wieso, sie begriff nur, dass sie etwas Falsches tat.
    Das Brennen in ihrer Kehle benebelte ihre Sinne. Der Geruch des Jungen, der sie festhielt, drang in ihre Nase. Es war ein vertrauter, angenehmer Geruch, vielleicht …
    Ein stechender Schmerz im Zahnfleisch ließ sie aufschreien, und in dem Moment kehrten ihre Gefühle und die Erinnerung zurück.
    Gareth .
    Der Junge war Gareth Chiplin.
    Der körperliche Schmerz verlor jede Bedeutung angesichts dessen, was sie in dem Moment empfand.
    Sie gab den Kampf auf und der Freund hielt sie fest, während ihr Körper von unkontrollierbaren Zuckungen erfasst wurde. Cameron Farland war inzwischen zu ihnen getreten, bereit einzugreifen.
    Winter wusste, dass auch Rhys auf dem Weg zu ihnen war, sie spürte seine beruhigende, beständige Präsenz.
    Sie ließ zu, dass er in ihre Gedanken glitt, und es war, als ob ihr ganzes Wesen sich plötzlich verdoppelte. Der Schmerz ließ nach, verteilte sich auf beide Körper, und ein Teil von Rhys’ Kraft floss in sie.
    Die Zuckungen flauten ab und hörten auf.
    »Verzeih mir, Gareth«, flüsterte sie ganz leise.
    Sie befreite sich aus seinem Griff, und der Junge versuchte nicht mehr sie zurückzuhalten, als sie in Richtung Wald davonrannte.
    Gareth wollte ihr folgen, denn in der Verfassung war Winter eine Gefahr für sich und andere.
    Doch Cameron Farland packte ihn am Arm. »Halt.«
    Gareth versuchte sich loszureißen. Winter brauchte ihn.
    »Du bist jetzt nicht in der Lage, ihr zu helfen«, sagte Farland.
    Der Junge folgte Winter mit den Augen und sah Rhys zwischen den Bäumen des Parks verschwinden.
    Und plötzlich war ihm alles klar. Seine Verwirrung erreichte den Höhepunkt, dann sank er entkräftet zu Boden.
    Es hatte alles nichts genützt. Keine seiner Bemühungen war erfolgreich gewesen und ihm blieb nur das Gefühl, sich selbst etwas vorgemacht zu haben.
    Farland hatte recht, er konnte nichts tun für Winter, nicht mehr.
    Denn bis zu diesem Moment hatte er nur ihre menschliche Seite sehen wollen.
    W inter konnte nicht mehr weiterlaufen, doch es war ihr egal. Sie erkannte, dass sie ihr Ziel erreicht hatte.
    Sie blieb stehen. Alles um sie herum, selbst die Waldlichtung, schien schweigend zu warten, bis Rhys zu ihr kam.
    Sie lauschte dem gedämpften Geräusch seiner Schritte, die gleichzeitig in und außerhalb ihres Körpers widerhallten.
    »Was geschieht mit mir?«, fragte sie ihn endlich.
    Rhys kam näher. Er hätte nur den Arm ausstrecken müssen, um sie zu berühren, doch er zwang sich, reglos stehen zu bleiben.
    »Du kommst wieder zu dir«, antwortete er flüsternd.
    Winter lehnte den Kopf an die Rinde eines Baumstamms.
    »Ist der DURST das, was ich bin?«
    »Nein, aber er ist ein Teil von dir. Ebenso wie er ein Teil von mir ist.«
    »Jetzt erst verstehe ich es wirklich.« Sie verzog ihre Lippen zu einem bitteren Lächeln. »Du wusstest, dass es geschehen würde, stimmt’s?«
    Sein Schweigen antwortete ihr.
    Winter drehte sich langsam um.
    Sie musste ihm ins Gesicht sehen.
    »Konntest du nicht mit mir darüber sprechen, statt Gareth das blöde Fläschchen mitzugeben?«
    »Ich hatte keine Gelegenheit. Und du warst noch nicht bereit, Winter.«
    Sie musste beinahe lachen.
    Obwohl sie verärgert war, fand sie Rhys’ Augen faszinierender denn je. Sie waren dunkel und warm, ein jaspisfarbenes Feuer, das von innen heraus leuchtete. Winter spürte ihren Ruf und blinzelte, um sich von ihrem Zauber zu befreien.
    Sie waren voller Geheimnis und MACHT … Beides machte ihr Angst, aber gleichzeitig war es auch ein Teil von ihr.
    Rhys’ Natur zu akzeptieren bedeutete, ihre eigene anzunehmen.
    Er hielt ihr die Hand hin.
    »Werde ich nie mehr menschlich sein?«, wollte sie wissen, bevor sie ihre Hand in seine legte.
    »Du bleibst, was du immer gewesen bist. Aber zum Teil bist du wie ich.«
    Jetzt begriff sie: Zu akzeptieren, dass sie ihn liebte, bedeutete, nicht mehr vor

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