Silver - Erbe der Nacht (German Edition)
Körper. Sie drangen unter seine Kleider, fuhren über seinen Rücken, zeichneten unendliche Spiralen auf seiner Haut.
Rhys’ Augen glühten und strahlten eine Wärme aus, die er bisher zurückgehalten hatte. Sie brannten auf ihrem Gesicht.
Winters Finger griffen nach dem ersten Knopf seines Hemdes, dann zog sie es ihm mit ungeduldigen, beinahe unbeholfenen Bewegungen aus, während er mit den Lippen ihren Mund umspielte. Beim Anblick seiner nackten Brust errötete sie, von plötzlicher Befangenheit ergriffen.
Der Junge sah sie einen Augenblick lang an, sein Atem beschleunigte sich.
Die Zeit, die er benötigte, um ihre Bluse aufzuknöpfen, war unerträglich lang. Der Duft ihrer Haut, glatt und weich unter den Fingern, erfüllte seine Sinne.
Winter hob die Arme hoch und zog ihn an sich.
Diesmal würden sie nicht aufhören.
A ls sie auf dem Heimweg Cae Mefus durchquerten, war Winter so glücklich, dass sie sich fast etwas schuldig fühlte. Sie lächelte sanft und ihre Wangen hatten eine ungewohnte Färbung, die sie noch schöner machte.
»Sobald das Schuljahr zu Ende ist, muss ich nach London zurück«, sagte sie unsicher.
Zum ersten Mal begeisterte sie diese Aussicht nicht, weil es bedeutete, sich von Rhys zu trennen.
Der Junge blieb stehen und umarmte sie fast allzu fest.
»Ich könnte mit dir kommen«, erklärte er ganz nah an ihren Lippen, bevor er sie wieder küsste.
Sie schlang die Arme um seinen Hals, auf Zehenspitzen, und drückte ihn mit ebenso viel Leidenschaft an sich.
Und erneut kapselten sie sich von der Welt ab, verweilten in einem goldenen Traum aus wohligen Schauern. Der Kuss wurde immer drängender, keiner der beiden hatte Eile, ihn zu unterbrechen.
»Das wäre perfekt«, murmelte Winter schließlich, nachdem sie ihre Atmung wieder unter Kontrolle gebracht hatte. Sie konnte einfach nicht aufhören zu lächeln.
Er lachte.
»Es wäre perfekt, wenn wir jetzt nicht am Ziel wären …«, erwiderte er und warf ihr einen herausfordernden Blick zu.
Er hatte keine Eile wegzukommen, auch wenn sie sich inzwischen in einer Nebenstraße vom Haus der Chiplins befanden.
»Ich lasse dich nur gehen, wenn du mir versprichst, dass sich nichts ändert«, sagte er dann sehr ernst.
Sie schauten sich lange in die Augen, teilten Gefühle und Gedanken, und Winter begriff, dass er wirklich eine Antwort von ihr wollte.
Ist es möglich, dass du es tatsächlich nicht merkst? , fragte sie ihn innerlich.
Sie konnte nicht glauben, dass er ihre Antwort brauchte. Nicht, nachdem sie sein Blut getrunken hatte.
Nicht, nachdem sie miteinander geschlafen hatten.
Die Erinnerung an die gemeinsam verbrachten Stunden liebkoste ihre Haut. Es war tatsächlich geschehen.
Rhys gab nicht nach.
»Versprichst du es mir?«
Winter wurde von Zärtlichkeit erfüllt.
Sanft streifte sie seine Wange, fuhr mit dem Finger seinen Hals entlang. Da, wo sie ihn gebissen hatte, war ein zartrotes Zeichen, nicht größer als ein Blütenblatt.
Sie strich leicht mit dem Zeigefinger darüber.
Vor Kurzem hatte sie ein gleichartiges Zeichen gehabt. Doch es war ihr vorgekommen wie eine Verdammnis. Dieses hier jedoch war ein Versprechen.
»Es wird sich nichts ändern«, sagte sie mit sanfter und sicherer Stimme. »Es wird sich nie mehr etwas ändern.«
Sie hielten sich umarmt, bis sie sich gegenseitig Gewissheit gegeben hatten, dann gingen sie Hand in Hand weiter.
Das Haus der Chiplins kam sofort, nachdem sie in die Straße eingebogen waren, hinter der dicht belaubten Krone einer Eiche in Sicht.
Ohne ein Wort zu verlieren, nahmen sie einen Schritt Abstand voneinander, nur ihre Hände berührten sich noch leicht und zogen die gegenseitige Nähe noch für ein paar Augenblicke in die Länge.
Das Ehepaar Chiplin konnte an einem Fenster stehen, oder gar Gareth …
»Besser, du begleitest mich nicht weiter«, seufzte Winter.
Rhys nickte ohne Begeisterung. Er ließ die Finger des Mädchens los, und sein Gesichtsausdruck war plötzlich resigniert.
»Geh. Man wird sich schon Sorgen machen um dich …«
Winter wandte den Blick automatisch zum Haus hin.
Sie musste endlich hineingehen, doch sie hätte den Moment am liebsten noch ewig hinausgeschoben.
Sie tat ein paar zögerliche Schritte, im Bewusstsein, dass er sie nicht zurückhalten würde. Dann holte sie Luft und sagte: »Bis morgen.«
Sie öffnete das Gartentor, ging durch den Garten und blieb auf der Veranda stehen.
Komm schon, Win! , machte sie sich Mut. Was ist schon anders als gestern
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