Silver - Erbe der Nacht (German Edition)
gemeinsames Interesse. Ihr wollt Winter Starr retten, er will durch ihr Blut die MACHT wiedererlangen, die er verloren hat. Das Mittel, um beides zu bekommen, ist der Talisman.«
Danny wartete im Schatten, bis Crow die Feuertreppe hinuntergestiegen war, dann heftete er sich an seine Fersen.
An die Stille der walisischen Nächte gewöhnt, kam es ihm in London geradezu leicht vor, lautlos zu gehen, doch er hielt trotzdem einen Sicherheitsabstand. Wenn Gareth und Madison nicht übertrieben hatten, war dieses Individuum in der Lage, sogar eine Daunenfeder fallen zu hören.
An diesem Abend war er nicht bewaffnet, deshalb ging er einfach im Gleichtakt mit Crows Schritten, in der Hoffnung, auf diese Weise ihren Treffpunkt ermitteln zu können.
Crow bog in die Floral Street ein. Sein Schritt war rasch, aber gleichmäßig, und Danny hatte keine Schwierigkeiten, seine Schrittlänge derjenigen von Crow anzupassen. Vor dem White Lion versperrte eine Gruppe ziemlich betrunkener Jugendlicher ihm den Weg, wodurch sich der Abstand zu Crow vergrößerte.
Kurz hinter den roten Mauern des Bahnhofs von Covent Garden erblickte Danny ihn wieder. Einen Augenblick, bevor Crow in der Metro verschwand.
»Nein!« Danny schrie frustriert auf und sah ein, dass er ihn verloren hatte.
Er schlug mit der Faust in die Handfläche und seufzte.
Während er das Handy aus der Tasche zog, um Madison eine SMS zu schicken, jagte ihm das Gefühl, beobachtet zu werden, einen Schauer über den Rücken.
Abrupt drehte er sich um und sein Blick begegnete den eisblauen Augen eines Obdachlosen, der auf dem Bürgersteig saß. Er trug einen grauen Mantel voller Flicken, hatte einen langen rötlichen und verfilzten Bart und unterschied sich in keiner Weise von anderen Obdachlosen.
Danny schrieb die SMS zu Ende und entfernte sich rasch. Der Blick des Mannes jedoch ging ihm nicht aus dem Gedächtnis: Klar und scharf hatte er ihn angeschaut, ohne Ungewissheit, als ob er ihn kennen würde.
Innerlich merkte er sich vor, dass er hierher zurückkehren wollte.
G areth, in der Kellerwohnung der Sin-derella, war zornig.
Sein Hals schmerzte immer noch und seine Knie brannten vom Fall.
Madison jedoch machte sich mehr Sorgen wegen seines Gesichtsausdrucks als wegen der blauen Flecken.
»Versuch dich zu beruhigen«, sagte sie so sanft wie möglich.
Der Junge knallte die Tür mit einem heftigen Schlag zu.
»Ich bin ruhig«, zischte er.
Madison zuckte mit den Schultern. »Wenn du meinst …«
Sie setzte sich auf eines der wackligen Klappbetten, aus denen die behelfsmäßige Einrichtung des Raums bestand, kreuzte die Beine und stellte sich auf eine lange Wartezeit ein.
Gareth versuchte, sich zusammenzureißen, doch er war fuchsteufelswild.
»Vaughan und seine Bande haben uns gerade noch gefehlt …«, brummte er vor sich hin.
»Zumindest wissen wir, dass er Winter nicht auf der Spur ist«, entgegnete Madison und ließ ihre Finger knacken. »Und dass London, sollte noch ein leiser Zweifel geblieben sein, wirklich im Kreuzfeuer steht.«
Im Neonlicht schien die Haut des Mädchens sehr hell, im Kontrast mit dem nachtblauen T-Shirt. Ihre Zöpfchen hatten sich gelöst und vom Make-up war nur noch ein verblasster Schatten um die Augen geblieben.
Gareth ließ sich neben sie fallen und für einen langen Moment sprach keiner ein Wort.
»Hast du eine Ahnung, was sein Plan sein könnte?«, fragte Madison schließlich.
Gareth fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und dann durch die Haare. »Wahrscheinlich derselbe wie vorher: Win finden und sich ihr Blut nehmen.«
Er stützte sich mit den Ellbogen auf den Knien auf und verzog das Gesicht vor Schmerzen. Er war eindeutig schlimmer zugerichtet, als er zugeben wollte.
»Wenn Crow allerdings recht haben sollte, müssten wir wenigstens nicht Angst haben, dass er sie umbringt«, wagte Madison zu bemerken. »Das ist immerhin etwas.«
Der Junge schnaubte. »Wenn die Dinge sind, wie er sagt, ist das Urteil über Winter und Llewelyn gefallen, Mad.«
Sie schauten sich lange an, überdachten alle Bedeutungen dieses Satzes.
»Ach komm schon, du glaubst doch nicht ernsthaft, dass sie Rhys erlaubt hat, ihr Blut zu trinken?«
Gareth versteifte sich noch mehr. »Hast du gesehen, was Llewelyn an der alten Mühle getan hat?«, zwang er sich zu sagen. »Nun, glaub mir, das war nichts, was man einfach mal so tut. Nicht, wenn man ein achtzehnjähriger Vampir ist. Sie werden im Laufe der Jahrhunderte immer stärker, und er ist praktisch
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