Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
Vom Netzwerk:
kleinen Bank, die im Hof stand, setzte sich und begann zu reden. »Wir haben heute die Erdbeeren gepflückt. Vater war mit Sakima und Nino bei Eyotas Grab, Kai war bei Tunkasila und Mutter war einkaufen … Ich habe gerade das Obst mit Mia ins Haus getragen, als ein schwarzer Jeep auf den Hof fuhr. Dann ging alles ganz schnell. So ein wilder Typ stieg aus, ich dachte erst, es wäre ein neuer Kunde, der wegen der Pferde kommen würde, aber der Kerl packte Mia und zerrte sie mit zu seinem Wagen. Ich fragte ihn, was das solle, und sagte, er solle sie loslassen; ich zog an Mia, sie weinte … aber der Kerl schlug nach mir, mehrfach. Dann stieß er Mia ins Auto und fuhr einfach mit ihr davon. Ich konnte nichts tun, stand hilflos daneben …«
    »Brock!«, dachte ich laut nach und Anouk fing an zu weinen.
    »Ja, das hat Kai auch gesagt«, erzählte sie schniefend.
    »Wo ist Kai, und wo ist Sakima?«
    »Sie sind alle bei Tunkasila. Dad und Nino auch! Sie überlegen, was wir jetzt tun können!« Was wir tun können … Ich wusste genau, was ich tun konnte. Brock wollte Mia nicht. In zwei Tagen stand die Hochzeit an, er brauchte ein neues Druckmittel, und jetzt besaß er die perfekte Waffe gegen mich. Anouk bemerkte meine Zerrissenheit. »Du gehst nicht wieder zu dem Kerl! Wir bekommen Mia auch so zurück! Weder Dad noch Tunkasila würden zulassen, dass du noch einmal in die Nähe von diesem Verrückten gehst! Und Sakima erst … der würde glatt durchdrehen und über Brock herfallen! Denk daran, was mit Eyota geschehen ist! Also egal, wie es weitergeht, du bleibst auf alle Fälle hier!«, machte Anouk ohne Umschweife klar.
    Dieselbe Standpauke bekam ich nur Minuten später von Jacy und Kai zu hören. Sakima bellte befürwortend, als sie mich mahnten, den Hof nicht zu verlassen. »Kira, sei bitte vernünftig! Hier geht es nicht um Mia, der Typ will dich! Lauf ihm nicht ins offene Messer!«, legte Jacy nach. Ich kämpfte nach wie vor mit mir. Am liebsten wäre ich sofort losgerannt, um Mia beizustehen. Der Gedanke, dass die Kleine in den Händen dieses wahnsinnigen Menschen war, machte mich krank. Brocks Worte kamen mir wieder in den Sinn:
    › Die kleinen Dinger lernen oft besser als die großen‹ , hatte er mal zu mir gesagt. Vor lauter Angst drehte sich mir der Magen um und ich suchte Halt an einem Stuhl. »Ihr müsst sofort gehen und sie holen! Ihr habt keine Ahnung, was Brock mit ihr … macht, vorhat«, kamen die Worte stockend aus mir heraus.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er nichts mit ihr macht! Egal, was er angedroht hat, ich glaube, das waren nur leere Worte mit dem Sinn, dich dadurch zu nötigen!«, sagte Jacy. Ich schüttelte den Kopf.
    »Brock traue ich alles zu! Wenn ich am Samstag nicht auf dem Standesamt bin, dann …« Ich konnte an dieser Stelle nicht weiterreden. Ich wusste, wozu Magnus in der Lage war. Ich hatte seine Androhungen gehört und die klangen nicht wie leere Versprechungen! Allein die Vorstellung, dass Mia jetzt gerade bei ihm war, ließ mich verzweifeln.
    »Geht bitte, geht! Er hat sie vermutlich in die Baracke gebracht, wo er auch Nino versteckt hatte. Seht bitte dort nach, und wenn sie nicht da sein sollte, stellt ihn zur Rede, aber geht endlich!«
    Jacy nickte. »Okay, ich mach mich mit Tunkasila auf den Weg. Kai kann auch mit, wenn er möchte, aber ihr anderen bleibt alle hier! Keiner von euch verlässt das Haus, bis wir zurück sind!«
    Das Abwarten war die reine Folter. Wir saßen alle bei Kaya in der Küche. Sie hatte einen frischen Obstkuchen gebacken und Kaffee gekocht. Mir war jedoch der Appetit gründlich vergangen. Ich wollte weder etwas essen noch trinken, einzig meine Schwester wollte ich zurückhaben. Sakima lag zu meinen Füßen, Anouk sah genauso mitgenommen aus wie ich – vermutlich gab sie sich die Schuld an Mias Entführung. Auch Nino wippte nervös auf dem Stuhl und sah immer wieder zu der großen Uhr mit den römischen Ziffern, die über der Spüle hing. Sie tickte unaufhörlich … und doch wurden aus Minuten ganze Stunden.
    Permanent blickte ich aus dem kleinen Fenster in den Hof: Sie kamen ewig nicht zurück. Als gegen sechs Jacys Wagen vorfuhr, sprangen wir alle gleichzeitig auf, um nachzusehen. Die Wut in Kais Gesicht konnte ich selbst vom Küchenfenster aus gut erkennen. Er knallte verbittert die Wagentür zu; all meine Hoffnungen waren dahin. Ich sank auf den Stuhl zurück und kämpfte gegen meine Tränen. Sakima kroch winselnd näher und legte seinen Kopf

Weitere Kostenlose Bücher