Silver Moon
deutlich, aber Nino schüttelte den Kopf. »Du vergisst dabei, dass der eine, um den es hier geht, dein Bruder ist und der andere nur ein Wolf!«
In mir begann es zu brodeln.
Nur ein Wolf … Verärgert blickte ich zu Tunkasila. Auch Jacy sah seinen Schwiegervater an, er nickte plötzlich. »Es ist an der Zeit, Nino einzuweihen«, sagte Bob zu meiner Überraschung und er bat uns alle an den Küchentisch. Dann begann er die Geschichte zu erzählen, die mir Yuma bereits offenbart hatte. Noch einmal hörte ich mit an, wie Yuma in den Black Hills verunglückte und wieder ins Leben zurückfand. Während ich neben Anouk saß und Sakima seinen Kopf in meinem Schoß vergraben hatte, nahm Jacy seine Frau in den Arm. Wir alle lauschten Bobs Worten und Nino bekam große Augen. Er sah uns abwechselnd verunsichert an. Fast so, als wartete er darauf, dass jemand Tunkasila widersprach. Aber keiner von uns tat es. Jacy nickte nur zustimmend und ich gab Sakima als Bestätigung einen Kuss.
»Aber … so etwas geht doch gar nicht!«, war das Einzige, was Nino über seine Lippen brachte. Kurz vor zehn konnte sich mein Bruder mit eigenen Augen davon überzeugen, dass es doch möglich war. Binnen Sekunden wurde aus Sakima Yuma. Ninos Mund blieb offen stehen, er war geschockt! Yuma ging zu ihm.
»Heftig, oder?« Nino nickte nur, dann murmelte er: »Ich habe das vorhin nicht so gemeint, ich dachte, du, ich meine, so ein Wolf …«
»Ist schon gut! Du konntest es nicht ahnen. Ich wäre allerdings gerne zum Brockhaus gegangen, um nach Mia zu suchen!«
»Kommt überhaupt nicht in Frage!«, sagte ich streng.
»Aber vielleicht hätte er mit Kai zusammen suchen können! Dann wären sie schneller gewesen, denn Sakimas Nase ist wirklich nicht zu verachten!«, machte Anouk ihren Standpunkt überraschend deutlich. Ich schüttelte nur den Kopf. »Aber schaut doch mal auf die Uhr! Es ist fast zehn! Die drei Stunden sind um! Kai müsste schon längst wieder da sein!«, wisperte Anouk ängstlich. Jacy blickte zur Wanduhr. »Wie ich Kai einschätze, nutzt er jede Minute, um nach Mia zu suchen. Gedulde dich noch etwas!«
Anouk beruhigten die Worte ihres Vaters keineswegs.
Sie lief nervös in der Küche hin und her und machte mich dadurch auch ganz hibbelig. Nur gut, dass ich jetzt Yuma an meiner Seite hatte, der mich fest in seinen Armen hielt. »Am besten, ich koche noch mal einen schönen Tee mit Salbei, Kamille und Johanniskraut, dann kommen wir alle etwas zur Ruhe«, sagte Kaya und begann die getrockneten Kräuter in ein bauchiges Kännchen zu füllen. »Ich will keine Ruhe, Mom! Ich will, dass Kai zurückkommt! Irgendetwas stimmt nicht mit ihm, das habe ich im Gefühl! Wir sollten ihn suchen gehen!«, mahnte Anouk, doch Jacy wiegelte ab.
»Noch nicht! Kai sagte zehn. Fünf Minuten bleiben uns noch, und so lange warten wir auch!« Es wurde schneller zehn Uhr, als mir lieb war, und von Kai war nichts zu sehen. Er kam einfach nicht! Weitere zehn Minuten verstrichen. Wieder nichts! Während Anouk vor Sorgen fast wahnsinnig wurde, wollte Jacy weiterhin abwarten. Er nahm an, dass Kai nur etwas länger brauchte und Mia einfach noch nicht gefunden hatte. Aber Tunkasila war anderer Meinung.
»Wir müssen jetzt aufbrechen! Anouk könnte richtigliegen, etwas stimmt nicht! Es ist nur ein Gefühl, aber es ist kein gutes!«, sagte Bob und seine Worte verursachten eine Gänsehaut bei mir.
Hektisch griff ich nach meiner Jacke, doch Yuma hielt meine Hand fest. »Du nicht! Du hast mir versprochen, nicht mehr in die Nähe von Brock zu gehen. Ich halte mich an mein Versprechen und du dich an deines. Wir finden Kai und Mia auch ohne dich!«
Bob und Jacy nickten, sie teilten offensichtlich Yumas Meinung.
»Aber ich komme mit, egal, was ihr sagt!«, protestierte Anouk und setzte gleich nach: »Wenn ihr mich nicht mitnehmt, dann laufe ich eben hinterher!« Es gab einen kurzen kritischen Blick zwischen Bob und Jacy. »Na schön, dann komm halt mit!«
Anouk ließ sich das nicht zweimal sagen. Sie war schneller im Auto als ihr Vater, Großvater und Yuma. Zurück blieben nur Kaya, Nino und ich. Wir saßen bedrückt in der Landhausküche an dem rustikalen Tisch und hatten die Köpfe gesenkt.
Niemand von uns sprach.
Mein schlechtes Gewissen plagte mich. Mia war verschwunden, mein Bruder kehrte nicht zurück, fast alle Moores waren unterwegs, um meine Geschwister zu suchen, und das alles nur meinetwegen!
Konnte ich das überhaupt zulassen? Ich hätte zu Brock
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