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Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
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Verspätung ausließ, prallte alles an mir ab. Ich beteuerte leise, dass es mir leid tue und nicht wieder vorkommen würde.
    Wie in Trance machte ich mich an meine Aufgaben: leerte Bettpfannen, wechselte Wundverbände, gab Injektionen … Aber alles, was ich tat, war rein körperlich – mit meinen Gedanken war ich heute weit weg, bei den Moores und bei Prinz.
    »Ist alles in Ordnung mit dir, mein Mädchen? Du bist heute so schweigsam«, erkundigte sich Frau Walther, als ich ihr wie gewöhnlich die Thrombosespritze gab. »Entschuldigen Sie bitte. Nur ein paar private Sorgen«, faselte ich und brachte ein Heftpflaster auf ihrem Bein an. Ich war froh, als ich in die Pause gehen konnte und vom Krankenhaus wegkam. Ich trottete in den Supermarkt, kaufte Fleisch, damit mein Vater am Wochenende nicht wieder etwas zu bemängeln hatte, und kam erst zwei Minuten vor Dienstbeginn auf die Station zurück.
    »Fräulein Bach, ich muss Sie dringend mal sprechen!«, empfing mich die Oberschwester, und der Klang ihrer Stimme gefiel mir gar nicht. Niedergeschlagen folgte ich ihr ins Schwesternzimmer. »Fräulein Bach, Sie wissen, dass ich Sie als eine Bereicherung für unsere Klinik betrachte. Sie sind überaus kompetent, fleißig, einfühlsam und können ausgezeichnet mit den Patienten umgehen. Bisher dachte ich immer, Sie würden Ihre Arbeit bei uns lieben. Aber nun kommen Sie den zweiten Tag infolge zu spät. Es scheint, als hätten Sie Ihre Sprache verloren, derart schweigsam sind Sie! Selbst die Patienten erkundigen sich schon nach Ihrem Wohlbefinden, denn ein solches Verhalten sind sie von ihrer sonst so freundlichen und fürsorglichen Schwester nicht gewohnt!«
    Ich hörte mir alles an und nickte zustimmend.
    »Was soll ich sagen, Frau Peters? Sie haben recht, ja!«, gestand ich. »Kira, geht es dir gut? Ist zu Hause alles in Ordnung?«, fragte sie mich leise und wurde persönlich. Bedrückt sah ich sie an.
    »Schon, nur … es gab einen Zwischenfall, mehrere sogar. Zudem geht es meinem Bruder nicht gut; es kommt halt einiges zusammen, was mich ablenkt. Das tut mir leid und ich weiß, dass meine privaten Sorgen hier nichts zu suchen haben. Ich werde auch die Zeit nacharbeiten, die ich zu spät gekommen bin, aber …«
    »Kira, geh nach Hause! Das ist nicht böse gemeint, aber du solltest dir eine Pause gönnen! Geh, kümmere dich um deinen Bruder und wir sehen uns am Montag früh wieder, wenn es dir hoffentlich besser geht. Es wäre schön, wenn wir dann deinen Körper und deinen Geist bei uns begrüßen könnten!« Ich nahm ihr Angebot dankend an. Noch vor einer Woche hätte ich mir nicht vorstellen können, gerne beurlaubt zu werden, da ich mich hier immer wohlfühlte und meine Arbeit liebte, aber heute waren meine Gedanken bei Prinz und seiner Familie, und nichts und niemand konnte mich von ihnen ablenken. Deshalb fuhr ich an diesem frühen Freitagabend auch nicht nach Hause, sondern hielt unweit vom Hof der Moores, um mit etwas Abstand ihr Anwesen zu betrachten. Ich bestaunte die Pferde auf der Koppel, die bei untergehender Sonne grasten. Die Ponys standen auf einer separaten Weide und ein Adler, es konnte nur King sein, saß auf der Einzäunung – er beobachtete mich. Wenn er hier war, bedeutete es, dass Kai inzwischen daheim sein musste. Ich blickte das Bauernhaus der Moores an: Es war alles ganz friedlich, niemand war zu sehen. Mia hatte gesagt, der Wolf würde meist aus der roten Hütte schauen. Ich sah die rote Hütte, sie war eine Art Bungalow, mit wenigen Fenstern. Selbst am Abend stach der wunderschöne Magnolienbaum, der davor blühte, gleich ins Auge. Leider konnte ich aber weit und breit nichts von Prinz erkennen. Wie gerne hätte ich ihn gesehen, wäre zu seinem kleinen roten Haus gegangen und hätte angeklopft … Eine Sehnsucht erfüllte mein Herz, die mich an diesem Abend in den Wald zur Hütte meines Bruders trieb.
    Ich hatte einerseits Gewissensbisse, da ich meine Geschwister mit meinem Vater alleine zu Hause wusste und eigentlich zu ihnen hätte gehen müssen, doch etwas zog mich in den Wald und dieses Gefühl war stärker.
    Es war bereits düster, nur der silberne Mond spendete mir etwas Licht, als ich durch das Geäst stapfte. Unheimliche Geräusche, Gurren und lautes Knattern begleiteten mich auf Schritt und Tritt. Dennoch ging ich furchtlos und zielsicher zu der Hütte. Diesmal überlegte ich auch nicht lange und trat ein. Es war stockfinster und es gab keine Lampe, die ich bedienen konnte. Ich kramte

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