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Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
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ein und ich wusste, dass er keinerlei Verständnis zeigen würde, deshalb schwieg ich. Mir war auch nicht danach, Kai, den ich sonst immer in alles einweihte, die Gegenstände zu zeigen, die ich in den Decken gefunden hatte. Für den Traumfänger und die Flöte hätte man noch eine Lösung finden können, aber der Zettel … Ein Wolf konnte definitiv nicht schreiben, obwohl mit einem Pfotenabdruck unterzeichnet war. Je mehr ich darüber nachdachte, umso verrückter klang das alles.
    Ein Poltern riss mich abrupt aus meinen Gedanken. Es war Vater; er trampelte gerade die Treppe herab; unsere gute Laune war dahin. Die Gesichter von Kai und Nino verwandelten sich in finstere Mienen und ich bekam ein ungutes Gefühl.
    »Was glotzt ihr so doof?«, war Vaters Begrüßung. Wir senkten synchron die Köpfe. »Guten Morgen, Vater. Ich habe frisches Brot gebacken. Soll ich dir etwas ins Wohnzimmer bringen?«, erkundigte ich mich beschwichtigend, ohne ihn anzusehen. »Ja, aber vergiss den Kaffee nicht, und ein Wodka darf auch dabei sein! Und beeil dich!«
    »Natürlich, Vater, kommt sofort!« Nino stöhnte und Kai schüttelte unentwegt seinen Kopf, sodass seine lange Haare hin und her flogen. »Das wird nie besser, nie! Solange der Alte lebt, finden wir keinen Frieden!«, brummte Kai, stand auf und schlich betrübt die Treppe nach oben. Ich sagte nichts, sondern machte mich schnell daran, Vaters Wünschen nachzukommen. Nur fünf Minuten später war der Kaffee durchgelaufen und ich eilte mit einem prall gefüllten Tablett zu ihm.
    »Wird auch Zeit! Wo steckt eigentlich die kleine Rotznase? Die hängt dir doch sonst immer am Rockzipfel!«, bemerkte er grimmig und riss mir das Tablett aus den Händen. »Mia hat heute ihren ersten Job! Sie versorgt einen kranken Hund, dessen Frauchen einen Weg zu erledigen hat«, versuchte ich so stolz wie möglich rüberzubringen.
    »Job? Die ist doch erst acht oder so!«
    »Sechs, Vater, sie ist sechs! Sie wird aber in vier Wochen sieben Jahre!«, klärte ich ihn auf und musste an den bevorstehenden Geburtstag denken. Sie war unser Sommerkind, als Einzige von uns im Juni geboren. Ich wurde im November neunzehn, Kai im Dezember siebzehn und Nino war unser Neujahrsbursche, er hatte am ersten Januar Geburtstag.
    »Wie viel kriegt sie denn, um auf die Töle aufzupassen?«
    »Fünf Euro, Vater. Besser als gar nichts!«
    »Fünf Euro … Aber die wird sie mir geben! Sie ist zu jung für Geld – IST DAS KLAR?«
    »Natürlich, Vater; ich werde es ihr sagen. Aber dürfte sie vielleicht zwei Euro davon behalten? Ich meine, wenn du ihr alles wegnimmst, ist das kein Anreiz für einen Job. Doch wenn sie etwas behalten kann, wird sie demnächst wieder arbeiten und so zum Unterhalt beitragen.« Über meine Erklärung schien Vater nachzudenken. Zu meiner Überraschung kam er mir sogar entgegen.
    »Gut, aber ein Euro reicht für das Balg! Mehr gibt’s nicht! Verstanden?«, sagte er garstig.
    »Sicher, Vater, sicher!« Wenigstens ein kleiner Teilerfolg. Damit ich Vater weiterhin friedlich stimmen konnte, begann ich, im ganzen Haus die Fenster zu putzen, und wusch die alten Gardinen. Wir hatten noch die vom Vorbesitzer an den Fenstern, sie waren uralt und bräunlich, sie wurden nie weißer, ich konnte sie noch so oft waschen. Aber dieses Mal versuchte ich es mit Bleichmittel und hatte Erfolg. Als ich die Gardinen aus der Waschmaschine holte, waren sie tatsächlich einige Nuancen aufgehellt. Ich hing sie noch feucht an die Fenster zurück und war zufrieden mit meiner Arbeit. Anschließend begann ich mit dem Mittagessen. Vater wollte unbedingt Fleisch und das sollte er haben. Ich machte heute saftige Steaks und dazu Rosmarinkartoffeln. In der Küche brutzelte alles vor sich hin, Nino saß neben mir und malte ein Bild mit Acrylfarben auf eine kleine Leinwand. Wir hatten das Radio an und das Fenster geöffnet. Es war ein schöner, sonniger Maitag und wir genossen den Frieden, bis Vater die Küche betrat.
    »Wann ist endlich der verdammte Fraß fertig? Und was stinkt hier so?«, schrie er mich an. »Das sind die Rosmarinkartoffeln, die riechen sehr würzig. Ich mache aber auch Steaks! Das Essen ist gleich fertig.«
    »Den Rosmarinkram kannst du selber fressen, bring mir zwei Steaks, aber dalli! Und du, was sitzt du hier rum? Hast wohl nichts zu tun, außer blöd zu pinseln?«, fuhr er Nino an, der schneller als der Wind seine Leinwand hochnahm. Er wusste, wie aufbrausend Vater reagieren konnte. Es wäre nicht das erste

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