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Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
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Mal gewesen, wenn er ein fast fertiges Gemälde von Nino mit Wasser bespritzt oder gar zerrissen hätte. Das tat er sogar häufig. Nino stand kerzengerade am Tisch und hielt sein Bild schützend vor die Brust; er schluckte schwer, als Vater näher zu ihm trat. Ich wollte die Situation irgendwie entschärfen. »Vater, magst du deine Steaks lieber mit frischem Brot? Die Karto…«
    »Nur Steaks, habe ich gesagt, oder bist du taub?« Er drehte sich nicht zu mir, sondern behielt fortwährend Nino im Auge. »Bürschchen … dir geht’s zu gut, was? Malst … an einem Samstag! Für dich finde ich auch noch was Schönes! Nach dem Mittagessen scherst du dich sofort in den Hühnerstall. Da sind einige Latten los, die befestigst du und reinigst danach den ganzen Stall! Ich will weder einen Scheißhaufen noch eine Feder oder ein Staubkorn finden, wenn ich von Magnus zurück bin! WO BLEIBEN MEINE STEAKS?«, brüllte er im gleichen Atemzug. Ich hätte vor Schreck fast den Teller fallen gelassen, auf dem die Steaks bereits angerichtet waren.
    »Hier, Vater, hier sind sie doch!«
    »Was stehst du dann noch so blöd rum? Bring mir das Essen in die Stube, aber schnell!« Ich überschlug mich fast auf dem Weg ins Wohnzimmer und hoffte, dass Vater bald zu Magnus gehen würde, was er zum Glück auch tat. Wir warteten, bis er verschwunden war und Ruhe einkehrte. Erst danach begannen wir selbst, zu Mittag zu essen.
    »Wow, superlecker, Kira! Vor allem die Kartoffeln sind der Hit. Die knusprige Schale … echt lecker«, lobte mich Kai und stopfte sich den Mund voll. »Ja, toll«, murmelte Nino. Er klang betrübt.
    »Was ist los? Schmeckt es dir nicht?«, wollte ich wissen. »Doch, natürlich, alles wäre bestens, wenn ich den blöden Stall nicht sauber machen müsste. Ich wollte heute so gerne zum Flohmarkt gehen. Ich habe wieder ein paar Bilder zum Verkaufen und da der Alte weg ist, hätte es gepasst.«
    »Wie lange geht der Flohmarkt denn?«, erkundigte ich mich.
    »Der Verkauf hat schon angefangen. Ich schätze, es geht noch so bis vier oder fünf. Aber auf keinen Fall schaffe ich es danach, die Latten zu befestigen und den Stall sauber zu machen, bevor der Alte zurückkommt!« Ich sah zu Kai und wir beide dachten das Gleiche.
    »Pack deine Bilder zusammen und geh! Ich kümmere mich um den Stall. Kai wird mir helfen.«
    »Wirklich, Kira? Macht ihr das?«, fragte er und klang freudig überrascht. Kai nickte und Nino ließ augenblicklich seine Gabel fallen. Er rannte nach oben, um seine Bilder zu holen, und war durch nichts mehr aufzuhalten. »Komm bitte nicht so spät wieder!«, rief ich hinter ihm her, doch da war er schon verschwunden.
    Während ich den Abwasch machte, fing Kai bereits mit dem Hühnerstall an. Ich beeilte mich in der Küche, da ich nicht wollte, dass er die Arbeit alleine verrichtet, denn so gut ging es Kai noch nicht. Er hatte Probleme beim Atmen und bewegte sich sehr behäbig. Als ich nach draußen kam, kniete er gerade vor dem Hühnerstall und klopfte die losen Latten fest. Nach jeder Latte hielt er inne, um nach Luft zu schnappen. »Hör auf, Kai! Das hat keinen Sinn! So gekrümmt hier zu hocken und nageln zu müssen, tut deinen gebrochenen Rippen nicht gut! Geh bitte in dein Zimmer und ruhe dich aus, ich mach den Rest!«
    »Kira, du kannst doch nicht alles …«
    »Doch, kann ich! Die paar Latten bekomme ich schon festgenagelt, die meisten hast du ja bereits drangemacht. Und im Saubermachen kannst du mir eh nicht das Wasser reichen. Ich bin schließlich die Putzfrau bei uns. Also keine Widerrede, denk an deinen Körper und leg dich hin!« Kai schien einsichtig zu sein und nickte.
    Einerseits tat es mir leid, Kai ins Bett zu verbannen, andererseits wusste ich, dass seine lädierten Rippen stillgestellt werden mussten – selbst an einem sonnigen Maitag. Ich machte mich geschickt daran, den Hühnerstall ganz nach Vaters Wünschen herzurichten. Ich nagelte die restlichen Latten fest und besserte noch zwei von ihnen komplett aus, jetzt schien alles sicher zu sein. Anschließend nahm ich mir einen Besen und kehrte den ganzen Hühnerdreck heraus. Ich füllte Eimer um Eimer und trug sie zum Komposthaufen. Diesmal hatte Vater recht gehabt, als er meinte, der Stall müsse gesäubert werden. Das war schon lange überfällig gewesen. Wie ich an Vater dachte, stand er plötzlich hinter mir. Ich kniete dummerweise noch im Hühnerhaus, um den restlichen Dreck aus den Ecken zu entfernen, und mir wurde mulmig. Ich sah seine

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