Silver Moon
drei! Da steckt der Kerl also, bei euch! Wir haben ihn schon gesucht. Sakima, du sollst doch nicht alleine in den Wald!«, schimpfte Anouk und ich konnte sie gut verstehen. Zu meiner Überraschung sprang Sakima sie spielerisch an und Anouk taumelte rückwärts. »Brüderchen, pass auf, was du tust! Wir wollen nur, dass dir nichts passiert!«
»Sie hat recht, Prinz, ich meine Sakima … Ich möchte auch nicht, dass dir noch mal jemand wehtut!«, gestand ich gerade, als Robert Black Bird zu uns kam und mich herzlich in seine Arme schloss.
»Kira, wie schön, dich wiederzusehen! Ich dachte mir schon, dass Sakima Sehnsucht nach dir hat und bei dir ist. Aber um zukünftig allen Gefahren aus dem Weg zu gehen, wäre es besser, wenn ihr euch ab sofort bei uns treffen würdet. Natürlich nur, wenn du das auch willst, Kira«, bot er mir an und Sakima begann sich freudig im Kreis zu drehen; offenbar gefiel ihm der Vorschlag.
Lächelnd stimmte ich zu. »Ja, sehr gerne! Ich wäre überaus dankbar, wenn ich ihn regelmäßig besuchen könnte.«
»Du kannst jeden Tag zu ihm kommen, sooft und solange du willst! Sakima ist meistens in der roten Hütte, das ist sein Reich und ich schätze, er hat nichts dagegen, wenn du zu ihm gehst, wann immer dir danach ist, oder mein Junge?«, fragte Bob und richtete sich damit direkt an Sakima. Der wedelte freudig mit dem Schwanz und zerrte mich sacht an meiner Hose. Ich wusste, was er wollte: Ich sollte ihm folgen! Er führte mich zu seiner Hütte; wir gingen gemeinsam hinein und ich wurde überrascht. Ich hatte damit gerechnet, in eine karge Unterkunft zu treten, die auf die Bedürfnisse eines Hundes abgestimmt war, doch hier sah es ganz anders aus! Die Hütte war sehr wohnlich eingerichtet. Es gab eine kleine Küche, sogar ein Badezimmer mit Dusche und Wanne, und im großen Wohnzimmer stand ein Fernseher.
»Sag bloß, du schaust fern?«, fragte ich überrascht. Sakima nickte, als sei es selbstverständlich. Ich musste lachen und ging interessiert zu dem Kühlschrank in der Küche, um ihn zu öffnen. Ich hatte mit Hundefutter gerechnet, aber mich erwartete frisches Gemüse, Joghurt und allerhand Pudding. »Bist du Vegetarier?«, scherzte ich und kam um den Gedanken nicht herum, dass hier jemand leben musste, der kein Hund war. Allerdings sagte ich nichts und behielt meine Vermutung für mich. Was mich aber noch mehr als die Küche und das Bad beeindruckte, war der Kleiderschrank, der neben einem schwarzen Metallbett stand. Beide Möbelstücke waren durch eine kleine Trennwand im hinteren Bereich des Wohnzimmers abgeteilt – eine Art integriertes Schlafzimmer. Benötigte ein Hund ein eigenes Schlafzimmer? Hätte es nicht auch die große Couch im Wohnzimmer getan? Und welcher Hund hatte einen eigenen Kleiderschrank? Wozu? Ich war noch nie ein besonders neugieriger Mensch gewesen und ich wusste auch, dass es sich nicht gehörte, in den Schränken anderer Leute herumzustöbern, dennoch juckte es mich so in den Fingern, dass ich in den Schrank lugen musste, denn welcher Hund brauchte schon Kleidung?
In dem Schrank hingen neben Jacken und einigen Shirts auch mehrere Hosen. Die Klamotten gehörten ohne Zweifel einem Mann. »Hier wohnt noch jemand, stimmt’s?« Es kam mir vor, als würde Sakima schelmisch lächeln, aber irgendwelche Anzeichen zur Beantwortung meiner Frage machte er diesmal nicht. Stattdessen sprang er mich an, wie vorhin schon Anouk, und ich plumpste rückwärts auf das große weiche Bett. Er hüpfte zu mir und kuschelte sich an mich. »Ich würde auch gerne den ganzen Tag mit dir im Bett verbringen, aber ich muss nach Hause!« Sakima jaulte laut auf.
»Soll ich dich morgen wieder besuchen?« Freudig setzte er sich hin und nickte. »Das werde ich tun! Gleich nach meiner Arbeit komme ich bei dir vorbei und dann können wir so lange kuscheln, wie du willst, okay?« Sakima nickte eifrig und wedelte freudig mit seinem Schwanz. Dann kam er näher und stupste mich mit seiner feuchten Schnauze an die Wange. »Ich hab dich auch lieb, aber jetzt muss ich los! Wir sehen uns morgen!« Mit Glücksgefühlen im Bauch machte ich mich auf den Heimweg. Mia war bei den Moores geblieben, wie hätte ich ihr das auch verwehren können? Ich grübelte hartnäckig über Ausreden, die ich Vater plausibel machen konnte, um ihr mehr Freiraum zu erkämpfen. Meine kleine Schwester dermaßen glücklich auf dem Rücken eines Ponys zu sehen, ließ mich auch an eine bessere Zukunft glauben.
›Halona‹, kam
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