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Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
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das ich liebend gern dem Alten vorsetzen würde.« Ich stieß Kai in seine lädierten Rippen.
    »Au! Ist doch wahr!«, verteidigte er seine Meinung und ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube, wir haben noch einen großen Schinken im Keller hängen. Den bringe ich Vater und brate ihm ein paar Spiegeleier dazu. Wenn es schön fettig und eiweißreich ist, motzt er wenigstens nicht rum«, dachte ich laut nach und hatte die Hoffnung, dass Vater nach dem Essen schnellstens verschwinden würde. Zum Glück ging die Rechnung auf und ich konnte mit meinen Geschwistern einen friedlichen Freitagabend verbringen. Selbst die Sonne schien an diesem Tag lang und es war sehr warm draußen.
    Wir entschlossen uns kurzerhand, die Pizza im Garten zu essen. Nach dem Abendbrot misteten wir alle zusammen die Hasenställe aus und spielten anschließend eine Partie Schach auf der Gartenbank. »Könnte es nicht immer so schön sein?«, fragte Mia, als wir sämtliche Utensilien zusammenräumten. Kai sah mich auffordernd an und flüsterte leise: »Arsenbrot!« Ich winkte nur ab und trug das Geschirr ins Haus. Gemeinsam erledigten wir vier den Abwasch, hörten Musik und Mia tanzte dabei in der Küche, als plötzlich die Tür aufging und Vater hereinpolterte; sturzbetrunken wie eh und je.
    »Was glotzt ihr so blöd? Kaum bin ich aus dem Haus, tanzt ihr? Euch geht’s eindeutig zu gut!«, schrie er und ging zu Mia, um ihr eine Ohrfeige zu geben, die so stark war, dass sie durch die halbe Küche stürzte und gegen den Schrank prallte. Ich stand geschockt am Tisch, während Nino sofort zu Mia lief und sie schützend in seine Arme nahm. Kai hatte seine Hände zu Fäusten geballt. Er schnaubte wie ein wütendes Tier.
    »Tanzen, tanzen … Ich lass euch bald ALLE TANZEN!«, brüllte Vater, riss die Küchenschränke auf und begann das gesamte Geschirr auf den Boden zu schmeißen. Wir standen wie betäubt daneben und zuckten bei jedem schmetternden Geräusch. Es klirrte und schepperte nur so, bis ein Berg mit zersprungenem Porzellan vor unseren Füßen lag. Vater griff noch tiefer in den Schrank und nahm eine schwere Vase heraus. Er warf sie nach Nino, der Mia immer noch im Arm hielt. Die Vase traf Nino am Hinterkopf und er sackte zu Boden; dort blieb er regungslos liegen. »Jetzt reicht’s!«, sagte Kai und mir rutschte das Herz in die Hose. Einerseits wollte ich sofort zu Nino und nach ihm sehen, andererseits wusste ich, dass es gleich noch viel schlimmer kommen würde …
    »Was hast du gesagt? WAS HAST DU GESAGT? WAS?«, schrie Vater aus voller Lunge und die Funken von purem Hass züngelten aus seinen bösen Augen. »Ich habe gesagt, dass es reicht!«, wiederholte Kai ruhig und sachlich, während Vater wie ein angriffslustiger Tiger zu meinem Bruder schlich. Ich stand mitten in der Küche und konnte nicht reagieren. Ich war in einem Schockzustand und schaffte es einfach nicht, mich zu rühren. Mein Drang, zu Nino zu gehen, der blutend auf dem Boden lag und von Mia gestreichelt wurde, war unglaublich stark, aber ich wollte auch Kai helfen, der in einer aussichtslosen Situation gefangen war. Vater torkelte zum Fach mit den Messern und ich griff mir unbewusst ans Herz, als er einen Dolch herausnahm. »Nein, oh, nein – bitte, Vater! NICHT! Geh schlafen! Dein Bett habe ich frisch überzogen. Geh und lass uns hier aufräumen!«, flehte ich und bekam dafür eine Ohrfeige. Dies realisierte ich kaum, sondern griff wie im Wahn nach Vaters Hand, in der er das Messer krampfhaft festhielt. Er blickte mich wütend an, riss seinen Arm los und ich bekam eine weitere Ohrfeige auf die andere Seite. »Du dumme Kuh! Wagst es …«, brüllte er und holte zu einem Faustschlag aus, der mich in den Bauch traf und zu Boden sacken ließ. Ehe ich wieder auf die Füße kam, stand er vor Kai.
    »ZIEH DEIN HEMD AUS! Zieh dich aus! Ich will dir ›Bastard‹ auf die Brust ritzen, du elender Hurensohn!« Mia begann laut zu weinen, sogar Nino kam wieder zu sich. Er umarmte Mia sogleich, kroch mit ihr in eine Ecke und hielt sie ganz fest. Kai stand beherrscht vor Vater und schien zu überlegen. Ich wartete zittrig, was kommen würde, und betete für ein Wunder … aber nichts geschah.
    Die Stille fraß meine Hoffnung und Vater drehte nervös das Messer in seiner wulstigen Hand. Ich brach innerlich zusammen, als Kai tatsächlich begann sich auszuziehen. Wir waren es gewohnt zu parieren, aber das ging zu weit, ich musste einschreiten und sprang vor Kais bloße Brust. Ich presste mich

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