Silver Moon
erschrocken hoch: SAKIMA! Er stand direkt hinter Magnus in der Küche! Er fletschte seine Zähne und knurrte lauter denn je. Auch Magnus fuhr herum. »Scheiße«, murmelte er und wurde hektisch. Ich sah Sakima ängstlich an. Wie konnte er nur hierherkommen? Ausgerechnet in das Haus eines irren Wilderers, der Schusswaffen besaß! »GEH! Geh!«, formte ich meine Lippen tonlos und hoffte, Sakima würde meiner Anweisung folgen. Doch er sah mich stur an, schüttelte sich unauffällig und ging angriffslustig auf Magnus zu. Der taumelte rückwärts, sah sich verzweifelt um, und sein Blick blieb an der Schublade mit den Messern haften.
Oh, nein … Ehe Magnus die Gelegenheit bekam, sich eines der Messer zu greifen, drängte ich mich vor die Schublade.
»Geh mir aus dem Weg, du dummes Weib! In dem Fach sind die Messer! Vielleicht hast du es ja noch nicht bemerkt, aber in meiner Küche steht ein Wolf; ein WOLF!«, fuhr mich Magnus panisch an, und zum ersten Mal konnte ich Furcht in seinen sonst so hinterlistigen Augen erkennen. Ich rührte mich nicht, keinen Zentimeter; stattdessen suchte ich den Blickkontakt zu Sakima.
»In dem Fach sind die Messer, MESSER«, wiederholte ich laut und betete, dass Sakima verstehen würde.
»Ja, natürlich sind da die Messer, du dumme Kuh, und jetzt hau ab!«, sagte Magnus und stieß mich beiseite. Ich nutzte die Gelegenheit und rannte kopflos nach draußen zu meinem Wagen, in dem ich mich auf den Fahrersitz fallen ließ und sofort zu hupen begann. Hoffentlich würde Sakima das Hupen richtig deuten und zu mir kommen. Sekunden wurden zu Stunden; ich war so nervös wie nie zuvor und wäre am liebsten zurückgerannt. Die Angst um Sakima fraß mich förmlich auf, bis ich ihn endlich aus dem geöffneten Fenster springen sah. Ich machte meine Wagentür weit auf und er hüpfte hinein. Ich zog sie hastig zu und startete im selben Augenblick den Motor. Während ich mit quietschenden Reifen vom Parkplatz fuhr, suchten meine Augen hektisch Sakimas Fell nach Blutspuren ab. »Geht es dir gut? Bist du okay? Hat er dich verletzt?«, fragte ich völlig außer mir vor Sorge und raste unterdessen weiter.
Sakima schüttelte sich und deutete mit seiner Schnauze in Richtung Straße. Ich sollte offenbar aufpassen, wohin ich fuhr. »Ich bring dich nach Hause, zu Bob! Dort bist du in Sicherheit! Magnus wird jetzt keine Ruhe mehr geben. Er wird dich suchen und jagen; versprich mir, dass du nie wieder – hörst du, NIE WIEDER – das Grundstück deiner Familie verlässt!«
Sakima blieb ruhig, er schien gelassen zu sein und machte keine Anstalten, mir in irgendeiner Weise zu antworten. Das machte mich verrückt. »Ich habe Angst um dich! Wie konntest du es wagen, zu diesem Wahnsinnigen ins Haus zu gehen?« Ich schimpfte, auch dann noch, als mein Kombi auf den Hof der Moores raste. Sakima hingegen war die Ruhe selbst. Er steckte seinen Kopf durch die Öffnung zwischen den Vordersitzen und zog meine Sporttasche von hinten herbei. Die ließ er in meinen Schoß fallen und bellte.
»Die Jeans«, flüsterte ich leise und stellte den brummenden Motor ab. Mir wurde einiges klar.
»Deshalb bist du gekommen; wegen diesem schrecklichen Kleid, das ich tragen muss!« Er jaulte kurz auf, kam näher und leckte mir zärtlich über die Wange. Erleichtert schloss ich ihn in meine Arme. Ich wusste, was er heute für mich getan hatte; ich wusste, was ohne ihn gerade jetzt passiert wäre! Vor lauter Schmerz biss ich mir auf die Lippe, als ich daran dachte. »Danke! Du hast keine Ahnung, wovor du mich heute geret…«, begann ich zu sagen und brach in Tränen aus. Aber jetzt war jemand bei mir, der mich nicht für mein Weinen auslachte, sondern winselnd näher gekrochen kam, seinen Kopf auf meine Schultern legte und mich tröstete, so gut er konnte. Sakima schenkte mir seine ganze Wärme und Aufmerksamkeit, während ich ohne Scham weinte, bis es mir besser ging.
»W-wir sollten … in die Hütte ge-gehn, … f-falls Brock kommt! Ich k-könnte nicht weiter-leben, w-wenn dir et-was zustößt«, sagte ich hicksend. Sakima nickte und nahm meine Sporttasche ins Maul. Gemeinsam gingen wir in die Hütte, wo Sakima sogleich die Jeans aus der Tasche zerrte und sie mir vor die Füße legte..
»Meine Hose, ja, die möchte ich jetzt anziehen!«
Ich trug noch immer dieses scheußliche Dirndl, in dem ich mich sehr unwohl fühlte, und konnte es kaum erwarten, in meine eigenen Klamotten zu schlüpfen. Ich legte die Jeans auf das Bett und leerte
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