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Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
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haben fast alles verloren, was sie einst besaßen. Ihr Reichtum wurde ihnen gestohlen, unter Morddrohungen entrissen, im Tausch gegen das Leben weggenommen, rücksichtslos und unmenschlich. Man verbannte sie, raubte ihnen jegliche Möglichkeiten. Sie wurden gedemütigt, isoliert und inzwischen vergessen. Unsere Kinder durften ihre Muttersprache nicht lernen; jahrzehntelang war es uns verboten, heilige Zeremonien durchzuführen. Die Weißen wollten die Rothäute schon immer vernichten und ich muss fassungslos eingestehen, dass es ihnen gelungen ist! Unkenntnis und die Angst vor dem Fremden sind der größte Zerstörer der Menschheit. Dadurch wurde schon so mancher Mythos vernichtet. Die Lakota, ebenso wie die vielen anderen Stämme, die heute noch in Reservaten leben, haben oft ihren Glauben an sich selbst verloren. Wie sollten sie den Stolz ihrer Väter auch wahren können, wenn sie inmitten der Neuzeit in schimmelnden Hütten, ohne Wasser, ohne Strom, leben müssen, in Hütten, in denen ihre Alten im Winter an Unterkühlung sterben, ihre Kinder wegen Bagatellen im Gefängnis sitzen, nur weil sie Indianer sind. Die Blindheit unserer Regierung tötet unser Volk noch immer. Sie täten gut daran, die Weisheit unserer Ahnen zu nutzen und daraus zu lernen, um ihrer eigenen Zukunft willen!
    Was soll ich sagen: Meine Familie hatte Glück in ihrem Unglück und ich bin dankbar! Und dies möchte ich gerne an andere Menschen weitergeben. Deshalb ist es mir und meiner Familie auch eine Ehre, euch helfen zu können, euch ein Zuhause zu bieten, wo eure Heimat uns doch so herzlich aufgenommen hat«, sagte Bob, machte eine erhabene Geste und hob eine Pfeife auf, die neben ihm auf dem Boden gelegen hatte. Er zündete sie an und nahm einen kräftigen Zug, dann reichte er sie an Jacy, der ebenfalls zog. Yuma war dran; seine weichen, vollen Lippen umschlossen das Endstück und er atmete tief ein. Yuma hielt die Luft kurz an, dann strömte der aromatische Qualm aus seiner Nase, und er reichte mir lächelnd die Pfeife. Ich schüttelte den Kopf. »Lieber nicht!«
    »Nimm ruhig einen Zug! Sie enthält keinen Tabak, nur viele gesunde Kräuter und Heilpflanzen.«
    »Ist das eine Friedenspfeife?«, fragte Nino neugierig.
    »Die Weißen würden sie vermutlich so bezeichnen. Für uns ist es eine heilige Pfeife. Bei den Lakota heißt sie Wakan. Sie wird bei Zeremonien genutzt, und heute würde ich sie gerne mit euch gemeinsam rauchen«, sagte Bob.
    Yuma flüsterte mir zu: »Atme beim ersten Mal nicht zu tief ein, und entspanne dich dabei! Nicht hastig, ganz locker und leicht solltest du ziehen! Puste den Rauch auch nicht gleich wieder aus, lass ihn erst wirken!«
    Zaghaft führte ich die Pfeife an meinen Mund. Ich schloss die Augen und nahm einen Zug. Sofort breitete sich der Qualm über meinen Hals in meine Bronchien bis in die Spitzen meiner Lunge aus. Ich hatte damit gerechnet, Husten zu müssen, stattdessen wurde mir ganz warm und leicht schwindelig. Schon nach kürzester Zeit stellte sich ein berauschendes Gefühl ein.
    »Tunkasila, was hat es eigentlich mit dieser Strafe auf sich? Wer wurde bestraft?«, wollte Nino plötzlich wissen. Wir Bachs sahen alle gespannt zu Bob, der sich schwertat mit der Antwort. Die Moores hingegen blickten sich skeptisch an, keiner wollte richtig mit der Sprache rausrücken.
    »Das ist äußerst kompliziert! Als Schamane habe ich viel erlebt, viel gesehen – Fantastisches und Unbegreifliches! Ich habe viele Menschen geheilt, gegen unzählige krank machende Dämonen gekämpft und gesiegt. Meine Visionen führten mich oft tief ins Reich des Unbewussten. Ich drang weit vor, zu dem allmächtigen Wissen des Lebens und des Todes, was mir Macht verlieh, die ich auch nutzte, um zu heilen. Ich wollte Gutes tun, das tat ich auch stets, aber als eines Tages einem geliebten Menschen ein großes Unglück wiederfuhr, bin ich zu weit gegangen, indem ich ihn aus dem Reich unserer Ahnen zurückholte! Das verübelten mir die Götter, ich vermochte es nicht, sie zu besänftigen, und uns traf eine Bestrafung für meinen Grenzübertritt. Die geliebte Person, der ich mit aller mir gegebenen Macht half, führt seither nur noch ein halbes Leben – unwiderruflich, und weder ich noch sonst ein Familienmitglied kann daran etwas ändern! Würde ich euch jetzt einen genaueren Einblick geben und die Situation darstellen, die Wahrheit würde eurem gesunden Menschenverstand widersprechen, ihr würdet es nicht glauben und schon gar nicht

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