Silver Moon
könnte, wurde zur Nichtigkeit. Ich genoss die Unbeschwertheit, die mich am Hof der Moores umgab, in vollen Zügen und verlor keinen Gedanken mehr an Magnus und sein schäbiges Brockhaus. Ich entschloss mich sogar, wieder zur Arbeit ins Krankenhaus zu gehen. Es war zwar Samstag, aber unsere Oberschwester war froh, als ich ihr bei einem Telefonat erzählte, dass es mir besser geht und ich gerne wieder zum Dienst kommen würde. Sie teilte mich gleich für die Mittagsschicht ein. Sakima war gar nicht erfreut darüber. Er bellte und knurrte gar, als ich es ihm erzählte. Aber schließlich konnte ich mein restliches Leben nicht ausschließlich bei den Moores verbringen und gar nichts mehr tun.
»Heute Abend um neun Uhr bin ich schon wieder zurück! Und morgen ist Sonntag, da brauche ich nicht in die Klinik zu gehen, also beruhige dich!«, redete ich auf ihn ein, als er mich am Hosenbein festhielt. Dabei wollte ich nur zu Kai gehen und ihm Bescheid geben. Ich schleifte Sakima mehr oder weniger hinter mir her, als ich zu Anouks Haus ging. Sie saß auf der Terrasse und entkernte gerade Kirschen. »Was hat er denn?«, fragte sie verwundert und deutete auf Sakima, dessen Zähne permanent an meiner Hose klammerten.
»Sakima will nicht, dass ich gehe! Aber ich habe Mittagsschicht und muss gleich zur Arbeit. Am besten du kümmerst dich um ihn!«
»Natürlich! Aber meinst du, es ist eine gute Idee, ins Krankenhaus zu gehen?«, wollte Anouk wissen und sah skeptisch aus.
»Weder Vater noch Brock sind es wert, meine Ausbildung sausen zu lassen! Ich liebe den Job und kann mich nicht ewig drücken. Außerdem habe ich auf der Station nichts zu befürchten! Zudem holt mich Christiane gleich ab. Sie ist auch Krankenschwester, und sie bringt mich heute Abend sogar wieder zurück. Ich habe ja dummerweise kein Auto mehr!« Anouk schien einsichtig zu sein.
»Na schön, ich werde es den anderen ausrichten. Dann lass Sakima bei mir!«
»Danke! Sag mal, wo steckt Kai eigentlich?«
»Der sucht euren Bruder! Nino war heute Morgen zwar beim Frühstück, aber seitdem ist er verschwunden!«
»Der hat sich bestimmt irgendwo verkrochen, um zu malen!«, mutmaßte ich und Anouk pflichtete mir bei.
»Ja, denke ich auch, aber Kai sucht ihn dennoch.«
»Gut, dann sage Kai bitte, dass ich in der Klinik bin, nicht dass er mich auch noch sucht! Und noch was …«
Ich zögerte. Anouk sah mich interessiert an. »Ja?«
»Äh … die Dinge, die dein Großvater gestern Abend erzählt hat, von dieser Person … Ich weiß, dass er von Yuma gesprochen hat! Was ist mit Yuma?«
Sogleich sah Anouk zu Boden und kämpfte mit sich.
»Kira, ich würde es dir ja gerne sagen …«
Kaum hatte sie zu sprechen begonnen, bellte Sakima lauthals. Anouk schaute ihn an … ihr Blick war skeptisch, sie zögerte. Sakima bellte unterdessen immer weiter und schüttelte seinen flauschigen Kopf. »Ist ja gut, beruhige dich!«, sagte Anouk und strich Sakima durchs Fell, ehe sie sich wieder an mich wandte.
»Ich schätze, ich darf nicht darüber reden! Wenn es dir jemand erzählen sollte, dann am besten Yuma selbst! Und, Kira, bitte sei nicht böse deswegen, du wirst es schon noch erfahren!«
Niedergeschlagen setzte ich mich auf die Stufen, die zu ihrer Terrasse hochführten. »Verstehst du nicht, dass ich mir große Sorgen um deinen Bruder mache? Weiß du noch, wie du gelitten hast, als Kai nur ein paar Tage verschwunden war? Yuma ist jeden Tag verschwunden, den ganzen Tag – immer! Keiner von euch redet darüber, niemand nimmt Notiz davon! Anfangs habe ich geglaubt, er wäre nur ein schöner Traum gewesen, ich dachte zwischendurch wirklich, ich hätte mir nur eingebildet, ihm begegnet zu sein … bis er dann endlich wiederkam. Und gestern Bobs Worte: Yuma hätte nur noch ein halbes Leben! Was meint er damit? Er muss doch nicht bald sterben, oder so?«
Anouk bemerkte meine Angst, die ihr aus meinen Augen entgegenstrahlte, und sie setzte sich neben mich. »Nein, Kira, Yuma muss nicht bald sterben! Das hat Tunkasila auch nicht gemeint, also keine Sorge! Es ist nur …« Wieder kläffte Sakima dazwischen.
»Herrgott, jetzt lass sie doch mal reden!«, tadelte ich ihn und hielt sein Maul zu. »Was ist nur, Anouk, was?«, ließ ich nicht locker.
Sie blickte verunsichert zu Sakima und haderte. Anouk war offenbar wirklich kurz davor, mir dieses so gut gehütete Geheimnis anzuvertrauen. Ich hielt die Spannung kaum noch aus und sah sie fordernd an, bis sie endlich redete.
»Yuma
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