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Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
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Empfindungen, von denen ich bis dato nicht gewusst hatte, dass es sie gab. Hatte ich jemals zuvor geglaubt glücklich zu sein, war das nichts im Vergleich zu Yumas Kuss, der nimmer enden wollte. Wir lagen uns verloren in den Armen und unsere Lippen liebkosten einander.
    Es war so sanft, er war so zärtlich …
    Ich hätte mir gewünscht, dass diese Nacht nie zu Ende geht.

Die Magie der Lakota

    Wir saßen eng umschlungen auf der Wiese und selbst nach einer kleinen Ewigkeit fand unser Kuss noch kein Ende. Unsere Lippen spielten unaufhörlich miteinander, während Yumas Finger liebevoll meinen Nacken krabbelten und er mich fest in seinen Armen hielt. Es hätte nicht schöner sein können, bis Kai tölpelhaft zu uns stieß. »Hallo, Schwager – bist ja auch mal wieder da!«, sagte er und ließ sich einfach neben uns im Gras nieder. Eyota rannte sofort weg. Während ich erschrocken dem Pferd hinterhersah und Kai anschließend einen mürrischen Blick zuwarf, schmunzelte Yuma.
    »Hallo, Kai, freut mich auch!«
    »Ja, aber in einer anderen Situation hätte es mich persönlich noch mehr gefreut!«, setzte ich nach. Ich war schlicht sauer über das rüpelhafte Verhalten meines Bruders.
    »Hey, ich habe mich wenigstens nicht versteckt!«, konterte Kai offen heraus und sprach gleich weiter. »Die warten alle auf euch. Der Kessel mit der Suppe brennt jetzt schon seit Stunden und Tunkasila möchte eine Geschichte erzählen, auf die wir ehrlich gesagt alle ziemlich gespannt sind. Aber euretwegen erzählt er sie noch nicht! Also rappelt euch auf. Ihr könnt ja am Feuer weiterknutschen!« Yuma sagte gar nichts, er grinste nur, aber ich war perplex wegen Kais Direktheit.
    »Meinem Bruder tut seine neu gewonnene Freiheit offenbar nicht gut«, bemerkte ich und stand notgedrungen auf. Yuma griff lächelnd nach meiner Hand und legte seinen Arm um meine Schultern. Gemeinsam gingen wir zu seiner Familie, die alle rings um das große Feuer, gleich neben dem Tipi, auf Baumstämmen saßen.
    Mia hatte ein Kätzchen dabei, das schnurrend auf ihrem Schoß mit einem Faden spielte. Nino unterhielt sich gerade mit Bob, Kaya saß neben ihrem Mann Jacy, und Anouk wartete ganz offenbar sehnsüchtig auf Kai. »Kommt, Kinder, setzt euch, ihr müsst etwas essen!«, begrüßte uns Kaya und füllte sogleich zwei Schalen mit der warmen Suppe. Bob brühte zwei Tassen mit einem aromatischen Tee auf und reichte sie uns ebenfalls. Niemand schien unsere Vertrautheit zu wundern. Sie akzeptierten die Tatsache, dass ich mich gemeinsam mit Yuma auf einen Baumstamm kuschelte, gerade so, als wäre es nie anders gewesen.
    »Jetzt, wo ihr da seid, kann ich mit der Geschichte beginnen. Es ist unsere Geschichte, die der Black Birds und der Moores, der Grund, weshalb wir vor Jahren gemeinsam den Weg nach Deutschland gegangen sind …«
    Ruhe kehrte ein, alles wurde still, während Bob sprach. Selbst der kühle Nachtwind schien sich besänftigend niederzulegen, als der alte Mann zu reden anfing, und wir lauschten gespannt seiner Erzählung.
    »Wir sind vom Stamm der Lakota. Unsere Vorfahren lebten ausnahmslos im Land unserer Ahnen, nie verließen sie es, zu keiner Zeit. Mein Vater war ein Schamane, genau wie mein Groß- und Urgroßvater auch. Mein Vater starb in jungen Jahren – er wusste, dass er sterben würde, er hatte es auf einer Visionssuche erfahren. Einen Tag vor seinem Tod überreichte er mir seinen gefüllten Lederbeutel, den Medizinbeutel eines jeden Schamanen. Er besteht aus der Haut eines heiligen Tieres, der Inhalt variiert unter den Stämmen. Der meines Vaters besaß unter anderem den Magenstein eines Büffels, einen getrockneten Finger eines Ahnen, magische Muscheln, Klauen eines hundertjährigen Adlers, die Zähne eines Wolfes und ein weißes Haar der Büffelkalbfrau – der Heiligen der Lakota. Die Mythen besagen, dass ihr Haar die größte Zauberkraft besitzt und der Träger dieses Medizinbeutels über unbändige Macht verfügt. Seit Urzeiten geht der heilige Beutel vom Vater auf den Sohn oder den neu initiierten Schamanen über, und so geschah es, dass mein Vater mir seinen Beutel im Angesicht seines bevorstehenden Todes anvertraute und mich mahnte, meinen auferlegten Pflichten nachzukommen. Meine wundervolle Frau, Roberta, unterstützte mich zu ihren Lebzeiten bei meiner Bestimmung.
    Ihr Vater war ebenfalls Schamane gewesen, vom Stamme der Crow, und ihr Wissen gepaart mit dem meiner Ahnen verhalf mir zu unglaublichen Erfolgen. Ich konnte viele

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