Silvermoon - Jaegerin der Nacht
Heulen war ohrenbetäubend.
Cassandra hörte weitere Pfotenschläge auf sich zukommen. Sie hoffte darauf, dass es James war, der zu ihr eilte und vor allem, dass er sie nicht angreifen würde. Denn verteidigen würde sie sich allemal. Einer der Werwölfe rannte auf sie zu und holte mit seinen Klauen aus. Cassandra riss die Klinge hoch und zog durch. Die linke Pfote des Einen flog durch die Luft und landete im Gras. Das Monstrum heulte laut und stürmte erneut auf sie zu.
Der andere Werwolf näherte sich ihr von hinten und nun bereute sie es, sich alleine auf die Suche gemacht zu haben, doch war es notwendig, weil niemand ihrer Mitstreiter James‘ Geheimnis kannte. Ein entfernteres, tieferes Heulen zerriss die Stille der Nacht.
„ Oh nein“, sagte sie leise und trat die Flucht an.
Cassandra rannte los, gegen drei Werwölfe würde sie niemals ankommen. Sie stolperte und landete bäuchlings im Gras.
Die Monstren näherten sich ihr. Sie kroch weiter und hoffte im hohen Gras zu entkommen. Ein Windhauch striff ihre Wangen, über sie war etwas hinweg gesprungen und sie richtete sich auf. Sie sah, wie dort wenige Meter von ihr entfernt, drei Ungetüme miteinander kämpften. Heulen, jaulen und knurren drang zu ihr herüber und dann ein Schrei. Der hinzugekommene Werwolf hielt die anderen beiden in Schach.
Die Jägerin rappelte sich auf und hockte sich in das hohe Gras, unbedingt wollte sie dieses Gefecht beobachten, denn normalerweise kämpften diese Monster nicht miteinander, sondern gingen sich aus dem Weg. Doch dies war ein Kampf um das Revier. Klauen holten aus und schlugen zu, Zähne gruben sich tief in die Glieder. Es war grausam was die Jägerin mit ansah und doch hoffte sie, dass der größte Werwolf ihre Verfolger besiegte. Knochen knackten und brachen, doch wusste Cassandra, dass sie ebenso schnell verheilten. Der einzige Weg diese Wesen unschädlich zu machen, waren Silberklingen oder man musste ihnen die Glieder abschlagen, so wie sie es mit der Pfote des Einen getan hatte.
Der Größte von ihnen schlug ihre beiden Angreifer in die Flucht und, scheinbar, geschwächt schleppte er sich in den Wald zu anderen Seite der Straße.
Mutig folgte die Jägerin ihm, es konnte bloß James sein. Ihre Suche und dieser Kampf hatten beinahe die ganze Nacht gedauert. Äußerst vorsichtig bewegte sie sich zum Waldrand, vertraute voll und ganz auf ihr Gehör und folgte dem Monstrum weiter. Sie hörte ihn schnauben. Ein lauter Aufprall ließ die Jägerin zusammenzucken und ihre Klinge hielt sie schützend vor sich. Cassandra näherte sich einer Lichtung, finster lag sie vor ihr, weil die Wolken sich vor den Mond geschoben hatten. Dort lag er, der Werwolf. Atmete schwer und schien verletzt zu sein. Sie war sich sicher, dass er sie nicht angreifen würde, und schlich sich zu ihm. Wenige Meter von ihm weg, kniete sie sich auf den Boden und sah ihn an.
„ James?“, fragte sie leise und das Monstrum knurrte schwach.
„ James, ich weiß, dass Ihr es seid“, sagte sie und vorsichtig kroch sie auf ihn zu. Sie setzte sich zu dem Werwolf und die restliche Nacht verharrten sie so.
Der Tag brach an und langsam veränderte das Wesen seine Gestalt. Gebannt sah die Jägerin zu, denn eine Verwandlung hatte sie noch nie mit angesehen. Das Fell fiel aus und Haare sprossen. Die Klauen verwandelten ihre Form und sie sah seine Hände. So ging es weiter, bis James nackt vor ihr lag. Er war verwundet, dieser Kampf musste ihn einiges an Kraft gekostet haben und regungslos hatte er seine Rückwandlung über sich ergehen lassen. Cassandra leerte die Tasche und versuchte James zu bekleiden. „Ihr müsst mir ein wenig helfen, James“, sagte sie besorgt und er setzte sich schweigend auf. Es dauerte eine Weile, bis er angekleidet war. „Wir werden nun zu Eurem Anwesen zurückkehren. Könnt Ihr laufen?“, fragte sie. Der Graf nickte. Cassandra legte seinen Arm um ihre Schulter und schleppte sich mit ihm aus dem Wald. Hoffentlich begegneten sie ihren Mitstreitern, die ihr helfen konnten den verletzten Graf Heim zu bringen.
Kapitel 14
~Jäger~
Im Morgengrauen kehrten die Jäger zum Anwesen des Grafen zurück. Sie hatten Cassandra wider Erwarten nicht getroffen und waren um ihre junge Mitstreiterin besorgt. Die Jägerin hatte versprochen die Werwölfe zu ihnen zu führen, doch hatten sie die ganze Nacht in ihren Verstecken ausgeharrt, ohne dass sie erschienen war. Sie wurde bereits einmal von den Kreaturen der Nacht verletzt und nun hofften
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