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Silvy macht ihr Glück

Silvy macht ihr Glück

Titel: Silvy macht ihr Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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einem mittleren norwegischen Hotel.
    „Hier, Sylvi“, sagte Jörn auf norwegisch und zeigte auf einen Platz an seiner Seite. Dann lächelte er und erklärte den anderen auf französisch: „Ich habe nämlich eine Landsmännin hierherbekommen, da verstehen Sie wohl, daß wir zusammensitzen möchten.“
    Ein englischer Diener in mittleren Jahren mit Pokergesicht und gepflegten Händen nickte zustimmend, und eine zierliche rothaarige französische Kammerzofe blickte mit ihren lebhaften grauschwarzen Augen interessiert hinüber. Sie witterte amour und war voller Verständnis.
    Jörn stellte vor. „Wir sind gewissermaßen eine große Familie hier“, erklärte er auf französisch. „Wie ist es eigentlich, Sylvi, sprichst du gut Französisch?“ Letzteres kam auf norwegisch.
    Sylvi lächelte. Ob Jörn wohl wußte, daß er du zu ihr gesagt hatte? „Doch ja. Sprich ruhig weiter.“
    „Ja, wie gesagt, eine große Familie, wenn auch mit ständig wechselnden Mitgliedern. Das ist Mr. Brown, Amerikaner“ – es war der Mann mit dem Pokergesicht –, „hier ist Mademoiselle Yvette, bei dem Filmstar Diana Dane tätig“ – das war die Rothaarige –, „da sind zwei Chauffeure, also Berufskollegen von dir: Monsieur Charles, Franzose, und Mr. Grave aus England. Und dies ist also Mademoiselle Sylvi, aus Norwegen wie ich selbst.“
    Um den Tisch herum wurde gegrüßt, und Sylvis Erscheinung wurde besonders von den Geschlechtsgenossinnen neugierig gemustert. Sylvi genoß die Situation, wie sie alles genoß, was neu war.
    Dann verlief die Unterhaltung in ruhigen Bahnen. Jörn war höflich und sprach französisch, und da nannte er Sylvi ,Mademoiselle’ und ,Sie’.
    „Monsieur Jörn“, es war eine der Kammerzofen, „Madame war gestern zornig auf Sie. Sie meinte, Sie hätten ihr absichtlich einen schlechten Tisch gegeben. Das mußte ich büßen, gestern abend hatte ich das reine Hundeleben. Zuerst behauptete sie, ich hätte sie an den Haaren gerissen, dann war das Badewasser zu kalt, und dann hatte ich für das Diner das falsche Kleid zurechtgelegt. Schließlich machte sie mich halb verrückt vor Nervosität.“
    „Es ist nicht leicht, Mademoiselle Suzette, wenn alle Gäste die besten Tische haben wollen. Und Ihre Madame kam im letzten Augenblick, als der Speisesaal schon voll besetzt war.“
    „Die alte Schießbudenfigur! Behängt wie ein Weihnachtsbaum“, tönte es plötzlich auf norwegisch in Sylvis Ohr, und sie bekam ein Stück gegrillten Fisch in den Hals vor Lachen.
    Um sie herum surrte das Geplauder auf englisch und französisch. Wahrscheinlich würde sich Sylvi köstlich amüsiert haben, wenn sie mehr aufgefaßt hätte. Denn hier wurden die Herrschaften sozusagen von „innen“ betrachtet. Niemand ist ein Held vor seinem Kammerdiener, und die Diener wie auch die Kammerzofen wußten nur allzu gut um die kleinen und großen Schwächen ihrer Herrschaften.
    Aber Sylvi konnte nicht allzuviel auffassen. Es war weniger die Sprachverwirrung, die das bewirkte, als die merkwürdige, unglaubliche Tatsache, daß Jörn an ihrer Seite saß, Jörn, der den gesegneten Einfall des Schicksals benützt hatte, sie Sylvi zu nennen.
    Sylvi lag ausgestreckt in dem lauwarmen Sand. Ihre Kleider waren in der putzigen kleinen Badekabine hinter ihr wohl verwahrt. Sie hatte sich den ganzen Körper mit Sonnenöl eingeschmiert, und jetzt döste sie da mit geschlossenen Augen hinter der Sonnenbrille und ließ die Welt ihren schiefen Gang gehen. Sie fand, daß der Beruf des Chauffeurs der herrlichste auf der Welt war.
    Sich vorzustellen, daß sie den Rat ihres vernünftigen Bruders befolgt und Maschineschreiben und Stenographie gelernt hätte! Dann hätte sie jetzt vielleicht eine Stellung in einem ungemütlichen Büro, mit Aussicht auf eine graue Mauer und sonst nichts.
    Ach ja, ihr ging es wahrhaftig so gut, daß es kaum wahr sein konnte. Sie mußte die Augen einen Augenblick öffnen, um sich zu vergewissern, daß sie nicht träumte. Was sie sah, beruhigte sie! Weißer Strand und weiße Brandungen, die ihr entgegenschlugen und sich weit über den Strand ergossen. Sie war draußen gewesen, hatte sich in die Brandung geworfen, sich vom Wasser überspülen lassen, bis es endlich so tief wurde, daß sie zu einem der kleinen Flöße schwimmen konnte. Von da aus war sie gesprungen, war emporgeklettert und wieder gesprungen. Und wenn sie jetzt eine Weile gefaulenzt hatte, wollte sie noch einmal ins Wasser. Sie hatte noch viel Zeit, erst um vier Uhr

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