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Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Titel: Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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klitschnaß.“
    Simon Schweitzer nahm auf dem selben Stuhl wie am Samstag Platz.
    „Violetta. Komm doch mal her“, rief Roxane.
    Beschürzt, ein Messer in der rechten und eine halb geschälte Zwiebel in der linken Hand kam die Tochter der Wirtsleute aus der Küche.
    „Onkel Simon. Wie nett.“ Mit ausgebreiteten Armen und einem resignierten Schulterzucken bedauerte Violetta, ihn wegen Zwiebel und Messer nicht umarmen zu können. Sie überragte ihre Mutter um zwei Köpfe.
    Über den Onkel mußte Herr Schweitzer schmunzeln. Er hielt diese Anrede schon lange nicht mehr für zeitgemäß, aber er tat nichts, dies zu ändern. Es hatte etwas familiäres, und daran mangelte es ihm zuweilen. Folglich blieb alles wie es war, Onkel Simon eben.
    „Hallo Violetta. Kalispéra, guten Abend. Gut siehst du aus“, charmierte er auch hier, „groß bist du geworden.“ Das hatte er früher immer zu ihr gesagt, worauf Violetta immer sehr stolz gewesen war und sich noch ein wenig mehr Richtung Erwachsensein gereckt hatte.
    „Ich glaube, langsam bin ich groß genug“, erwiderte die siebenundzwanzigjährige Wirtstochter. „Ich geh jetzt mal wieder in die Küche und paß auf, daß ich mich mit dem scharfen Messer nicht schneide, Onkel Simon. Ich kann dir übrigens das Stiffado empfehlen, hat die Chefin gestern persönlich eingelegt.“ Violetta entschwand. Die Chefin persönlich war sie selbst.
    „Dann nehm ich doch das Stiffado und vielleicht ein Weißweinchen dazu.“
    „Einen Retsina?“ fragte Roxane.
    „Oh ja.“
    Herr Schweitzer hatte gerade den letzten Bissen Kaninchen, vollgesogen mit würziger Soße, genüßlich verdrückt, als Pfarrer Guntram Hollerbusch mit zwei Aktenordnern unter dem Arm und drei Atomkraft verneinenden Jutebeuteln in den Händen zur Tür hereinkam. Auf seiner Glatze perlten Regentropfen, die wie Schweiß aussahen.
    „Na schau, der Schweitzer-Simon, Sachen gibt’s.“ Der Pfarrer ging zu dem größten Tisch im Raum, auf dem ein Reservierschild stand und legte Ordner und Beutel darauf. Dann wischte er sich mit dem Hemdärmel das Naß vom Kopf.
    Simon Schweitzer suchte nach einem Einstieg, denn die Konversation mit seinem ehemaligen Vertrauten ging nicht mehr so leicht von der Hand, und wurde fündig: „Guten Abend, Herr Pfarrer, was machen die Gemeindeschäfchen?“
    Guntram Hollerbusch rieb sich die Hände als gelte es, einen großen Granitfindling vom Erdboden zu wuchten. „Denen geht’s gut. Und wenn’s mal nicht so läuft, steht Gott ihnen zur Seite.“ Er streckte Simon Schweitzer die Hand entgegen.
    Nach dem Händeschütteln sagte Herr Schweitzer: „Das mit Klaus-Dieter, sehr mysteriös, oder?“
    „Mehr als das, Simon, mehr als das. Aber vielleicht geht ja noch alles gut aus. Obwohl, allein der Glaube fehlt mir.“
    „Mir auch“, Simon Schweitzer deutete auf die Stühle, „wollen wir uns nicht setzen? Ich hol nur noch schnell mein Glas.“
    „Natürlich.“ Guntram Hollerbusch legte die Ordner beiseite. Und als Simon Schweitzer wieder da war: „Ich hab gehört, du arbeitest so ein bißchen nebenher für deinen Schwager.“
    Er war zu verblüfft, um etwas zu sagen. Mit offenem Mund starrte er den Pfarrer an.
    „Na ja, du weißt ja, Sachsenhausen ist ein Dorf“, wiegelte Hollerbach ab und zwinkerte mit den Augen. „Aber mach dir keine Sorgen, von mir erfährt niemand was.“
    Herr Schweitzer hatte seine Sprache wiedergefunden: „Ja. Karin hat die Detektei beauftragt, nach ihrem Mann zu suchen. Das ist natürlich Schwachsinn, das ist schließlich Sache des BKA.“
    „Karin?“
    „Ja. Karin.“ Simon Schweitzer wollte noch fragen, ob er das nicht gewußt habe, wo er doch schon wisse, daß er für seinen Schwager Hans Hagedorn arbeite, ließ es aber sein, da der Pfarrer mit seinen Gedanken augenscheinlich woanders war.
    Als Hollerbusch von seiner Safari wieder zurück war, sagte er leise: „Ja, die Karin. Was die so alles mitmachen muß. Sie hat bestimmt kein leichtes Leben.“
    Nein, das hatte sie bestimmt nicht, glaubte auch Simon Schweitzer. In diesem Moment kam Theophilos herein und im nächsten Roxane aus der Küche. Die Wirtin wollte gerade den Pfarrer, und Theophilos alle beide begrüßen, als die Tür erneut aufging und im Durchgang mehrere Regenschirme samt ihren Trägern ein mittleres Chaos verursachten, das durch ein enormes Stimmengewirr phonische Unterstützung erhielt. Theophilos, ganz der mit allen Wassern gewaschene Kneipier, löste geschwind den gordischen Knoten,

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