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Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Titel: Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Areal mit einer weit ausholenden Handbewegung und sagte: „Der Architekt war ein Schüler Richard Neutras.“
    Damit konnte Simon Schweitzer nun so rein gar nichts anfangen. Wer mochte dieser Neutra gewesen sein? Wes Geistes Kind war er? Auf dem Parkett der Architektur, das gestand er sich unumwunden ein, war er eine ausgemachte Null. Aber auf dem Operationsfeld der Kommunikation war er momentan in Topform. Also wagte er zu sagen: „Ja, das sieht man.“ Und machte eine ähnliche, allesumfassende Handbewegung wie Maria eben.
    „Na ja, obwohl man sich hin und wieder des Eindrucks nicht verwehren kann“, sie hakte sich bei ihm unter, „daß sich die Natur eher an das Haus angeschmiegt hat als daß dieses in die Landschaft integriert ist.“
    Aha.
    „Findest du nicht auch?“
    „Klar“, sagte Herr Schweitzer spornstreichs und mit Nachdruck und fügte leichtsinnigerweise hinzu: „Auch ein bißchen mehr Aufeinandereingehen hätte hier nicht schaden können.“
    Er glaubte, eine Glanznummer abgezogen zu haben, aber Maria hinterfragte: „Wie meinst du das?“
    Simon Schweitzer, ganz in seinem Element, säumte keine Sekunde: „Nun, vielleicht klingt das blöd, aber zu einer perfekten Symbiose gehört auch ein …, sagen wir gegenseitiges Abtasten der Materie.“ Hier kam ihm seine Kneipenerfahrung mit all den schwachsinnigen Gesprächsfetzen trunkener Nachtschwärmer zugute. Er hatte das untrügliche Gefühl, sich auf jedweder geistigen Ebene bewegen zu können, ohne zu stürzen oder gar nur zu straucheln.
    „Da hast du recht. Man merkt doch gleich, daß du ein Mann sensibler Rhetorik bist. So schön und gehaltvoll hätte ich es nicht ausdrücken können.“
    Volltreffer. Herr Schweitzer spielte mit dem Gedanken, sich als Journalist der Landschaftsarchitektur einen Namen zu machen. Oder verspottete sie ihn bloß?
    „Jetzt laß uns aber was essen“, sagte Maria energisch und beschleunigte ihre Schritte.
    In einer Ecke stand ein gedeckter Tisch. Er war halb von einer riesigen Skulptur verdeckt, weswegen Simon Schweitzer ihn zu Beginn nicht wahrgenommen hatte. Die Skulptur erinnerte sehr stark an Traktor beweint Ernte seiner Mutter. Maria verschwand in der Küche.
    Simon Schweitzer folgte ihr nicht, und da er auch sonst wenig mit sich anzufangen wußte, fläzte er sich auf das Sofa. Auf einem reich ornamentierten Beistelltisch aus dunklem Holz stand eine Schale gerösteter Erdnüsse. Er gehorchte dem Knurren seines Magens und bediente sich. Das Arrangement der Möbel und der Skulpturen verbreitete eine angenehme Atmosphäre, von der sich Herr Schweitzer bereitwillig anstecken ließ. Er schloß die Augen und versuchte sich den weiteren Verlauf des Abends vorzustellen. Er fand, es hatte sich alles über Erwarten gut angelassen.
    „Essen ist fertig“, rief Maria und schreckte Simon Schweitzer damit aus einem Sekundenschlaf auf. Er sprang förmlich an den Tisch.
    „Eine Meeresfrüchtesuppe“, eröffnete Maria das Diner. Dann legte sie sich eine altrosa Stoffserviette auf den Schoß. Herr Schweitzer paßte sich den Gepflogenheiten des Hauses an und entfaltete ebenfalls eine Serviette.
    „Guten Appetit“, sagte Maria.
    „Danke gleichfalls.“ Simon Schweitzer schaute Maria in die Augen und erntete einen liebevollen Blick. Dann aß er den ersten Löffel. Nicht zuviel, der ungewissen Temperatur der Vorspeise wegen. Hmm, dachte er und sagte es auch: „Hmm.“
    „Schmeckt es dir?“
    „Vorzüglich.“ Herr Schweitzer fühlte sich wie im Schlaraffenland. Er mußte sich sehr zurückhalten, um nicht durch zu hastiges Essen einen Mangel an Tischmanieren anzudeuten. Gerade die Tintenfischstreifen und die Garnelen waren ein Gaumengenuß par excellence. Gewürzt war die Suppe mit einem Spritzer Zitronensaft und Dillspitzen. Gegen Ende unterdrückte Simon Schweitzer tapfer einen Rülpser.
    „Ach“, stöhnte Maria unvermittelt, „jetzt hab ich ganz vergessen, den Wein zu servieren. Was ist nur los mit mir?“
    Herr Schweitzer wertete dies als Zeichen, daß er ihr den Kopf verdreht hatte.
    Kurz darauf war sie wieder da und schenkte die beiden Gläser voll. „Es ist ein 98er Yulupa Chardonnay. Hat mir Bertha empfohlen.“
    Kennerhaft, auch das hatte er sich von den Großen dieser Welt abgeguckt, schnüffelte Herr Schweitzer am Bouquet und gab seinen Kommentar ab: „Ein Traum von Wein.“
    Mit überbordender Wärme schaute Maria von der Heide ihn an, sagte aber nichts, sondern aß ihren Teller leer.
    Während der

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