Simplify Your Life - Den Arbeitsalltag gelassen meistern
Fürwörter (»Sie«, »Ihnen«, »Ihre«). Reduzieren Sie »ich«, »meine«, »wir« |119| und vor allem »man«. Fast immer lassen sich diese Wörter durch ein »Sie« ersetzen. Das gilt auch für Texte, in denen das »Sie« (noch) nicht üblich ist, wie etwa Bedienungsanleitungen. Verwenden Sie auch möglichst kein »ich«, es sei denn, Sie werden sehr persönlich. Machen Sie den simplify-Sommersprossentest: Stellen Sie sich vor, jedes persönliche Wort (»Sie«, »Ihr«, »Ihnen«) ist rot eingekringelt. Je mehr Ihr Text dann nach Sommersprossen aussieht, um so besser!
Warum können gute Redner oft so schlecht schreiben? Weil sie sich nicht trauen, zu »sprechschreiben«. Haben Sie keine Scheu vor den Ecken und Kanten, die sich beim Reden oft ergeben. Schreiben Sie im Zweifelsfall so, wie Sie es sagen würden, und haben Sie Mut zur Alltagssprache: »Zu erfassen vermögen« sagt doch keiner – »kapieren« versteht jeder.
Einfach statt kompliziert Wenn ein Leser, um zu verstehen, was Sie ihm wegen mehrerer von Ihnen eingeschobener Zwischengedanken, die den eigentlichen Aufbau stören, sagen |120| wollten, an den Satzanfang zurücklesen muss, so wie bei diesem Satz, dann ist das nicht der Fehler des Lesers, sondern Ihrer. Der simplify-Test: Lesen Sie lange Sätze, die Sie geschrieben haben, laut vor, und teilen Sie zu lange Sätze auf. Das geht nachträglich ganz einfach. Merke: Der Punkt ist das schönste Satzzeichen.
Schreiben Sie so, dass es ein Schüler aus der 7. Klasse verstehen könnte. Das ist die offizielle redaktionelle Vorgabe beim renommierten Wall Street Journal . Machen Sie sich deshalb klar: Was die Leser nicht verstehen, das interessiert sie auch nicht. Ihre Texte halten Sie auch möglichst einfach, wenn Sie die Aktiv- statt der Passivform wählen: »Peter liebt Maria« ist einfach schöner als »Maria wird von Peter geliebt«. Auf Deutsch heißt Passiv »Leidensform«, und diese Pein können Sie Ihren Lesern ersparen.
Erzählen Sie Geschichten »Facts tell, stories sell«, sagen die Amerikaner: Fakten erzählen, Geschichten verkaufen. Am besten sind immer noch die eigenen Geschichten. Nichts |121| kann Ihre eigenen Einsichten besser illustrieren als Ihre persönlichen Erlebnisse damit.
Benutzen Sie beim Erzählen farbige Beispiele, die dem Leser helfen, sich eine Szene bildlich vorzustellen. Beschreiben Sie Neues mit Bekanntem: »Miriams erster Tag in ihrem neuen Beruf erinnerte sie an das wunderbare und zugleich leicht schaurige Gefühl, das sie an ihrem ersten Schultag hatte.«
Aber sprechen (erzählen, schreiben) Sie nur von Dingen, bei denen Sie sich auskennen. Hier gilt die Faustregel: Sie sollten über das Thema Ihres Textes 100-mal mehr wissen, als Sie hinschreiben. Verlassen Sie sich darauf: Auch wenn Sie nur 1 Prozent Ihres Wissens zu Papier bringen – der Leser spürt in jedem Fall, dass »noch mehr dahinter« steckt.
Schlafen Sie drüber Bei kaum einem Profischreiber sitzt alles beim ersten Versuch. Fangen Sie daher lieber etwas früher an, und schreiben Sie frisch von der Leber weg. Gönnen Sie Ihrem Text aber dann mindestens einen Tag Pause. Wenn Sie ihn am nächsten Tag lesen, werden Sie erstaunlich |122| leicht erkennen, was noch zu ändern und zu verbessern ist.
Die beiden wichtigsten Dinge, die Sie als Schreibender tun sollten: viel lesen und viel schreiben, egal was. Schreiben Sie für sich (zum Beispiel Tagebuch) und andere. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn jemand Ihren Text ablehnt oder korrigiert. Sagen Sie sich: Mit jeder Zeile, die ich schreibe, werde ich besser. Automatisch. Und lesen – das tun Sie ja in diesem Moment bereits. Sehr gut. Weiter so!
Gute Freunde sind kein Zufall
Der eine hat’s, der andere nicht: Ein Geflecht von Freunden und Bekannten, auf die er bei Problemen zurückgreifen kann. Die gute Nachricht: Freunde kann jeder haben, wenn er nur ein paar einfache Regeln beherzigt.
Machen Sie Komplimente Aufrichtiges Lob, das hatten wir gerade schon, hat eine enorme Zauberkraft. Es ist überraschend, wie selten Menschen Komplimente hören. Dabei gibt es |123| keinen besseren Anknüpfungspunkt als ein ehrliches, ohne Ironie oder blöde Sprüche verwässertes Kompliment: »Sie strahlen heute so, das ist ja wunderbar.« Wenn der andere verlegen oder sogar abweisend reagiert, verlassen Sie sich darauf, dass er innerlich strahlt. Nehmen Sie’s nicht tragisch, falls Sie mit Ihrem Lob einmal abblitzen (»Sagen Sie das jeder Frau?«)
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