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Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Titel: Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Dreißig
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fahren und sprang auf, »wir hätten beinahe das Paket vergessen, das wir Simsala bringen wollten. Warte, Herr Martin, ich hol's.« Und schon war sie davongeflitzt.
    »Hoffentlich ist die Klasse nicht abgeschlossen«, dachte der Lehrer und machte es sich auf dem Teppich solange gemütlich.
    Die Klasse war natürlich doch abgeschlossen. Herr Martin hatte ja selbst den Schlüssel umgedreht. Aber Ruth hatte Glück. Trudel war gerade in der Nähe und konnte ihr aufschließen.
    »Was willst du denn noch in der Klasse?«, fragte sie neugierig. »Hast du deinen Ranzen vergessen?«
    »Nein, das Paket für Simsala«, rief Ruth, ohne nachzudenken, »Herr Martin und ich fliegen zu ihm, um es ihm zu bringen. Dann wird er schneller gesund.« Sie schob sich flink an der Putzhilfe vorbei in die Klasse. Da lag das Paket ganz friedlich auf dem Lehrertisch. Ruth ergriff es, rief Trudel ein herzliches »Danke!« zu und stob die Treppe hinunter.
    Trudel schaute ihr höchst verdutzt hinterdrein. »Fliegen? Hat sie fliegen gesagt?«, murmelte die Putzhilfe. »Wie will sie denn fliegen?«
    Dann stellte sie den Besen in die Ecke und eilte mit erstaunlicher Behändigkeit einen Stock höher, denn aus den Fenstern des Rektorenzimmers hatte man den besten Überblick über die Gegend.
    Trudel brauchte nicht lange zu warten, da sah sie hinten über dem freien Feld auf einmal Simsalas Teppich schweben, und darauf saßen - war das denn zu glauben? - Lehrer Martin und das kleine blondzopfige Mädchen. »Ist Zaubern ansteckend?«, murmelte Trudel und fühlte, wie ihr die Knie weich wurden. Dann bekam sie ihren Kicherkrampf. Herr Martin und Ruth genossen unterdessen den Flug, und der Lehrer genoss dazu noch die grenzenlose Bewunderung, die seine kleine Schülerin ihm zollte. »Herr Martin«, erklärte sie, »das war ganz toll, wie du das gemacht hast. Ganz obertoll war das. Besser kann's auch Simsala selbst nicht. War's denn schwer?«
    »Nicht so besonders«, gab Herr Martin zu. Er hatte sich selbst gewundert, wie bereitwillig der Teppich seinem Befehl Folge leistete. Er hatte ja nur zweimal gesehen, welche Handbewegung Simsala machte, um zu starten. Und gleich beim ersten Mal war's ihm geglückt. Jetzt hoffte er nur, dass der Teppich tatsächlich den Weg fand und der Flug so ruhig blieb wie bisher. Sie flogen eine ganze Weile über Wiesen und Felder. Manchmal beugte sich der Lehrer vor, wies auf einen Ort oder einen Fluss und sagte dem Mädchen den Namen, und Ruth, die meistens nicht erkennen konnte, wohin der Finger des Lehrers wies, wiederholte brav, was ihr gesagt wurde, wie sie es aus der Schule gewohnt war. »Kannst du sie nicht ein bisschen schneller fliegen lassen?«, fragte auf Feste Hokuspokus der kleine Zauberer ungeduldig seinen Vater.
    »Besser nicht«, erwiderte Abra Kadabra Bim, ohne sich und vor allen Dingen ohne seine rechte Hand aus der Ruhe bringen zu lassen, die er, die Innenfläche nach oben gerichtet, wie einen Teller vor sich hielt und ganz leise hin- und herwiegte. »Sie sind das Fliegen nicht gewöhnt und könnten sich sonst erschrecken.«
    »Aber ein bisschen schneller ginge es doch«, bettelte Simsala.
    »Also gut, ein bisschen«, gab der alte Zauberer seinem Sohn nach.
    Im selben Augenblick packte Ruth den Lehrer mit beiden Händen am Arm.
    »Hopsala«, rief sie mit blasser Nase, »ich dachte, ich würde gleich 'runterfallen.«
    »Bist du aber nicht, Ruth«, stellte Herr Martin erleichtert fest, ohne zu verraten, dass auch er einen Schrecken bekommen hatte.
    »Schau einmal nach unten, wenn dir nicht schwindelt«, forderte er das Mädchen dann auf, »wir fliegen jetzt über die deutsche Grenze nach Osten. Unser Simsala scheint einen ziemlich weiten Schulweg zu haben.«
    »Dein Lehrer kennt sich aber aus«, brummte auf Feste Hokuspokus der alte Zauberer, »wenn ich ihn ließe, würde er hinterher glatt den kürzesten Weg hierher auf der Karte zeigen können.«
    Aber das ging Abra Kadabra Bim doch etwas zu weit. Deshalb hauchte er jetzt ganz leicht gegen die Kristallkugel. Ruth kuschelte sich enger an den Lehrer. »Was ist das?«, fragte sie besorgt.
    »Wolken«, antwortete Herr Martin, »es werden Wolken sein, in denen wir fliegen. Schade«, fügte er hinzu, »nun kann ich gar nicht mehr erkennen, wohin unsere Reise geht.«
    »Dafür können wir sie nun doch etwas schneller fliegen lassen«, sagte auf Feste Hokuspokus der alte Zauberer und wiegte seine Rechte noch ein bisschen flinker als zuvor. Gespannt sahen er und Simsala

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