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Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Titel: Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Dreißig
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Bilder man an der Wand bewundern konnte, alles höchst ehrwürdige Gesichter, zu denen eigentlich die Geschichten von den spannendsten Zaubereien gehörten.
    »Aber die zu erzählen, würde zu weit führen«, bemerkte Herr Bim eben, als die Kinder eintraten. »Und dies hier«, wies er auf das letzte Bild, »ist mein Vater, Simsalas Großvater, der ihm auch seinen Namen vermacht hat. - So, seid ihr wieder da«, wandte er sich dann den Kindern zu, »dann können wir uns ja zu Tisch setzen.« Als sie an dem großen Tisch mit der blauen Samttischdecke saßen, sagte Abra Kadabra Bim: »Geh mal in die Kü-che und bring das Geschirr, Simsala, und sag Hanna, dass sie auftragen kann.«
    Simsala kicherte und verschwand aus dem Zimmer. Wenig später war er wieder da und brachte vier Suppenteller mit goldenem Rand und vier goldene Suppenlöffel. Er stellte sie hübsch ordentlich auf den Tisch, wobei er zuerst die Gäste versorgte, danach seinen Vater und als Letzten sich selbst. Herr Bim war sehr zufrieden mit seinem Sohn.
    »Was hat Hanna denn heute gekocht?«, wollte er wissen. »Nudelsuppe mit Fleischklößchen«, antwortete Simsala und musste schon wieder kichern. »Kichertüte«, tadelte der alte Zauberer ihn. Simsala verschwand wieder.
    Als sich nun die Tür öffnete, kam eine alte kleine bucklige Frau herein. Sie war in ein schwarzes Gewand gekleidet, und auch das Gesicht war von einem undurchsichtigen schwarzen Schleier bedeckt. In den Händen trug sie eine schwere Suppenterrine.
    »Das ist unsere Hanna«, stellte Herr Bim sie vor, »sie ist leider stumm und schrecklich scheu. Sie liebt es gar nicht, wenn jemand Fremdes ihr Gesicht betrachtet.« Herr Martin rief bedauernd: »Ach die Arme.« Hanna unter dem schwarzen Schleier fand Stumm- und Scheusein offenbar nicht so schlimm. Sie gluckste leise. »So ist sie nun einmal«, fuhr Herr Bim fort, »aber dabei ist sie auch die Perle unserer Feste. Sie kann nämlich ganz ausgezeichnet und sehr flink kochen. Sie werden sehen: Sie brauchen nur zu sagen, was Sie wünschen, dann bereitet sie es Ihnen im Handumdrehen zu.«
    Hanna schöpfte jedem eine große Kelle Nudelsuppe in den Teller. Ihre Schultern zuckten merkwürdig. Herr Martin musterte sie heimlich und hatte seine eigenen Gedanken dabei.
    Als sie hinausgegangen war, kam Simsala wieder herein, setzte sich an seinen Platz und löffelte seine Suppe. »Hanna hat heute besonders gut gekocht, nicht wahr, Papa?«, meinte er.
    »Bisschen fade«, meinte der alte Zauberer trocken. Simsala hätte sich vor Lachen beinahe verschluckt. Abra Kadabra Bim musterte ihn streng und sagte dann: »Simsala, geh in die Küche, und sag Hanna, was unsere Gäste heute essen möchten. Aber pass auf, dass du nichts verwechselst.«
    Herr Martin wünschte sich Blumenkohl und Möhrchen mit Kartoffelbrei.
    »Es können aber auch Salzkartoffeln sein, wenn das für Hanna einfacher ist«, sagte er höflich. »Ist das Ihr Lieblingsessen?«, fragte der alte Zauberer erstaunt.
    »Das nicht«, gestand der Lehrer, »aber es ist doch sehr gesund. Wissen Sie, als Junggeselle bekommt man nur selten Gemüse zu essen.«
    Ruth wünschte sich Pommes Frites mit Tomatenketchup. »Als Erstklässler bekommt man das selten zu essen«, erklärte auch sie Herrn Bim.
    »Dann esse ich«, bestellte Herr Bim, »wart einmal -Grießschnitten in Orangensoße mit Zimt.« Dem kleinen Mädchen lief das Wasser im Mund zusammen, als sie es hörte.
    »Das möchte ich auch«, rief sie schüchtern, »wenn Hanna nicht schon angefangen hat.«
    »Hat sie nicht«, stellte Herr Bim fest, »also zweimal Grießschnitten in Orangensoße mit Zimt. Kannst du dir das merken, Simsala?« Der Junge nickte.
    »Dass du mir nicht Herrn Martins Blumenkohl mit Zimt bestreust«, warnte der alte Zauberer. »Da wird Ihre Hanna doch ein Auge drauf haben«, warf Herr Martin lächelnd ein, und Herr Bim beeilte sich, »Gewiss, gewiss« zu sagen.
    Dann nahm Simsala die leeren Teller und die Löffel und trug sie hinaus, brachte Herrn Martin eine goldene Gabel und für die übrigen saubere Löffel. »Ich muss Hanna beim Auftun helfen«, entschuldigte er sich kichernd und verschwand.
    Kaum war er fort, brachte die stumme Hanna Herrn Martin den Blumenkohl mit Möhrchen und Kartoffelbrei und dann die Grießschnitten für Ruth und den alten Zauberer. Sein eigenes Essen brachte Simsala selbst herein: ebenfalls Grießschnitten in Orangensoße, wie sein Vater befriedigt bemerkte.
    Sie aßen schweigend. Allen schmeckte es ganz

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