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Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Titel: Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Dreißig
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fliegen lässt, wenn Sie unbeobachtet sind? Ist es das, Herr Rektor?«
    Der Rektor musste wohl genickt haben. Der kleine Zauberer draußen hörte nur so etwas wie ein befriedigtes Grunzen.
    »Ich könnte es jedenfalls versuchen«, sagte Herr Martin zögernd.
    »Wissen Sie«, fing plötzlich Rektor Häusler wieder an, und jetzt klang seine Stimme ganz jung und schwärmerisch, »als Knabe wollte ich immer Pilot werden. Das Schicksal hat es anders bestimmt, und ich will auch nicht unzufrieden sein. Gewiss nicht, Herr Martin. Aber als dieser Sal-, dieser Sil-, na, dieser Junge halt auf seinem Teppich im Steilflug auf mein Fenster losgeschossen kam, hei, da schlug mir das Herz. Ich hätte am liebsten alle Lateinhefte ins Feuer geworfen, die Flügel ausgebreitet und wäre ihm nachgeflogen. Ja.«
    Simsala stellte sich Rektor Häusler mit Flügeln vor und musste ein Kichern unterdrücken.
    Dem Lehrer drinnen schien es nicht viel besser zu gehen, denn jetzt fuhr der Rektor fort: »Lachen Sie nur, junger Mann. Es klingt komisch, wenn ein Alter von der Begeisterung überwältigt wird, nicht wahr ? Aber das werden Sie auch noch lernen: Es gibt da etwas in unserer Seele, das bleibt jung, so alt wir auch werden mögen. Und ich habe gelernt, mich dessen nicht mehr zu schämen.« Der kleine Zauberer verstand nicht, wovon der Rektor sprach, aber er merkte, dass er ihm nicht mehr böse sein konnte. Wenn Herr Martin ihn fragte, ob er ihn mal fliegen lassen würde, wollte er es bestimmt tun. Sein Vater musste ihm nur zeigen, wie man den Teppich lenkte, wenn man selbst nicht draufsaß. Er musste ihn gleich beim Nachhau -sekommen danach fragen.
    »Darf ich nun zurück in die Klasse?«, hörte Simsala jetzt den Lehrer fragen.
    »Gehen Sie nur, Herr Martin«, antwortete der Rektor leise, »aber passen Sie in Zukunft auf, dass man Sie bei Ihren Flügen nicht beobachtet. Sonst kommen wir noch in die Zeitung, und dann Gnade uns Gott.«
    Simsala wartete nicht ab, was sein Lehrer darauf erwidern würde, sondern sprang in Windeseile die Treppe wieder hinunter, an den lautlos jubilierenden Rektoren vorbei zurück zur la und platzte ohne anzuklopfen ins Klassenzimmer.
    »Warum bist du denn so außer Puste?« fragte Fräulein Lämmer erstaunt. »Ich hatte gedacht -«
    »War ich auch«, fiel ihr der kleine Zauberer ins Wort, um weiteren peinlichen Befragungen zuvorzukommen, »aber nun bin ich ja wieder da.«
    Und um die Lehrerin auf freundlichere Gedanken zu bringen, wies er plötzlich auf die Zimmerecke und rief: »O wie süß. Ist das schon lange da? Oder haben Sie das mitgebracht, Fräulein Lämmer?«
    Alle Blicke wanderten nach oben, und das Entzücken war allgemein. Sogar die Lehrerin fand es ganz allerliebst, obwohl sie es selbst natürlich nicht mitgebracht hatte. Oben in der Ecke schauten drei kleine Schwalben zum Nest heraus und sperrten weit die Hälse auf. »Sie haben Hunger«, rief Ruth.
    »Wir sollten sie füttern«, schlug Simsala vor, »denn ihre Eltern können ja nicht zu ihnen herein.« Aber das erübrigte sich, denn auf einmal stand Herr Martin wieder in der Klasse, und Fräulein Lämmer konnte also gehen. Als sie sich verabschiedet hatte, war auch das Schwalbennest wieder verschwunden. Die Erstklässler hatten nichts anderes erwartet.

Miau hadert mit dem Schicksal 
    Herr Martin ließ die Kinder die Feste Hokuspokus malen, die er ihnen vorher anschaulich geschildert hatte, wobei Ruth ihm immer wieder hatte helfen dürfen. Über die Anzahl der Türme allerdings waren sich der Lehrer und das Mädchen nicht einig. Herr Martin meinte gewiss, drei gesehen zu haben, Ruth hingegen erinnerte sich ebenso gewiss an vier. Sie fragten Simsala. Der kleine Zauberer runzelte die Stirn und überlegte. Endlich sagte er: »Was war es denn für ein Wochentag?«
    »Mittwoch«, rief Rüdiger, »das weiß ich, weil's da bei uns zum Mittagessen immer Kartoffelsuppe gibt.«
    »Habt ihr denn auf Feste Hokuspokus je nach Wochentag verschieden viele Türme?«, wunderte sich Herr Martin. »Natürlich«, erwiderte der kleine Zauberer, ohne die Miene zu verziehen, »manchmal sind es drei und manchmal vier und manchmal auch fünf oder mehr.«
    »Und wie viele sind es mittwochs?«, fragte Ruth, die so gerne Recht haben wollte. »Ich habe es vergessen.« Simsala zuckte bekümmert die Schultern. Als die Schule aus war, wartete Simsala in der Klasse, bis alle anderen Kinder hinausgegangen waren.
    Herr Martin, der noch etwas ins Klassenbuch eingetragen hatte,

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