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Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Titel: Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Dreißig
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den Ecken. Herr Martin schien etwas enttäuscht zu sein. »Richtige Verliese habt ihr auf eurer Feste gar nicht?«, erkundigte er sich.
    Simsala versuchte, seine Vorfahren zu entschuldigen. »Es gab immer nur Zauberer in der Familie«, erklärte er, »keinen einzigen Raubritter. Was hätten sie mit den Verliesen anfangen sollen?«
    Aber weil er nicht unhöflich sein wollte, rüttelte er ein wenig am Schlüsselbund. Da klang es, als würden hinter der Wand Ketten gerasselt, und Ruth hörte es plötzlich unter dem Fußboden leise stöhnen. Ängstlich klammerte sie sich an Herrn Martins Hand.
    »Gefällt es Ihnen besser so?«, erkundigte sich der kleine Zauberer. »Sonst könnte ich Ihnen auch noch ...« An den Wänden begann auf einmal ein seltsam phosphoriges Licht aufzuglimmen.
    »Nicht nötig«, erwiderte der Lehrer schnell, »für mich reicht es, und für Ruth scheint es sogar schon ein bisschen viel zu sein. Lass eure Feste ruhig so ordentlich und aufgeräumt, wie dein Vater es am liebsten hat.« Das Licht erlosch wieder, und das Stöhnen und Kettenrasseln verstummte.
    Das einzige Lebewesen, das ihnen auf ihrem Weg durch die Feste begegnete, war ein schwarzer Kater, der sich schnurrend an Ruths Beinen rieb. Ruth fand ihn allerliebst.
    »Wer ist denn das?«, rief sie entzückt und hockte sich nieder, um den Kater zu kraulen.
    Simsala wollte eben sagen: »Mein Urgroßvater. Er hatte geschworen, sich in einen Kater zu verwandeln und die Feste nicht mehr zu verlassen, wenn die gewöhnlichen Menschen lernen sollten zu fliegen, und er hat ein Leben lang Wert darauf gelegt, dass man sein Wort hielt.« (Abra Kadabra Bim sagte das manchmal, wenn ein anderer Zauberer sie besuchte.)
    Aber dann tat Ruth dem kleinen Zauberer leid. Deshalb sagte er einfach: »Das ist Miau«, und zu dem Kater ge-wandt: »Stell dich Ruth doch selbst vor, du fauler Schnurrbart.«
    »Miau«, maunzte das Tier gehorsam und schnurrte weiter.
    »Wie spät ist es eigentlich inzwischen?«, fragte der Lehrer plötzlich.
    »Wie spät hätten Sie es denn gern?«, fragte Simsala dienstbereit zurück.
    »Nein, nein«, lachte Herr Martin, »es muss schon die richtige Zeit sein, die, welche auch die Schuluhr zeigt.«
    »Da muss ich Papa fragen«, sagte der kleine Zauberer und führte die beiden in die Wohnstube zurück. »Wie spät es auf der Schuluhr ist, will Herr Martin wissen«, erklärte Simsala seinem Vater. »Dann müssen wir mal nachschauen«, erwiderte Herr Bim zuvorkommend.
    Er führte alle in die Turmstube, wo die Kristallkugel lag. »Eben fünf vorbei«, stellte der Zauberer nach einem Blick in die Kugel fest.
    Da wollten auch Herr Martin und Ruth gern hineinschauen, konnten aber nichts erkennen. »Ja, das braucht Übung«, sagte Herr Bim, »aber nach zehn, zwanzig Jahren kann man es ganz gut.« Solange wollte Herr Martin doch nicht warten. Er hatte es auf einmal eilig.
    »Ruth muss nach Hause«, stellte er fest. »Dürfen wir noch einmal den Teppich borgen? Und würden Sie mir noch einmal zeigen, wie die Zauberbewegungen fürs Fliegen waren, vor allem die fürs Landen?«
    »Seien Sie unbesorgt«, sagte Abra Kadabra Bim, »den Teppich können Sie natürlich gern haben. Sie gehen ja pfleglich damit um. Und das Fliegen übernehme am besten wieder ich mit der Kristallkugel.« Ein wenig enttäuscht war Herr Martin doch, als er auf diese Weise erfuhr, dass er es gar nicht gewesen war, der den Teppich zum Fliegen gebracht hatte. Immerhin, es gab ein größeres Gefühl der Sicherheit zu wissen, dass man in der Obhut des Zauberers war.
    »Dann kann ich um so besser aufpassen, welchen Kurs wir fliegen«, stellte er fest, und Herr Bim nickte dazu. »Auf Wiedersehen, Simsala. Sehen wir dich morgen wieder in der Schule?«, fragte der Lehrer, indem er schon auf dem Teppich Platz nahm.
    »Ich weiß nicht«, murmelte der Junge unsicher, »mein Hals tut auf einmal wieder so weh. Aber gute Reise.« Dann stand Simsala noch lange an der Brüstung des Balkons und winkte dem fliegenden Teppich nach, bis keine einzige Franse mehr davon zu erkennen war. Auf dem Rückweg flogen Herr Martin und Ruth doch wieder in dichten Wolken, die sich erst ganz kurz, ehe sie die Schule erreichten, wieder auflösten. Abra Kadabra Bim auf der Feste Hokuspokus hatte ordentlich auf die Kristallkugel gehaucht.
    Der Lehrer ließ das Mädchen heimspringen. Er selbst rollte noch schnell den Teppich zusammen und verstaute ihn im Klassenschrank. Im Hinausgehen sah er auf dem Lehrertisch einen

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