Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.
schaute auf und sagte: »Ach, das trifft sich ja gut, dass du noch da bist, Simsala. Ich habe da eine etwas seltsame Frage an dich. Weißt du -«
»Klar«, erwiderte der kleine Zauberer, »weiß ich. Er kann's haben. Nur soll er sich gut festhalten. Heute Nachmittag übe ich mit meinem Vater.« Der Lehrer musterte den Jungen überrascht. Konnte Simsala auch Gedanken lesen? Oder auf welche Weise hatte er von der Anfrage des Rektors Wind bekommen? Nun, ihm sollte es gleich sein. Er war froh, dass der kleine Zauberer keine Einwendungen machte und er Rektor Häusler mitteilen konnte, sein Flug würde zustande kommen.
Abra Kadabra Bim war nicht ganz so schnell zufrieden zu stellen wie der Lehrer.
»Du willst den Rektor fliegen?«, fragte er ein ums andere Mal kopfschüttelnd. »Weißt du denn überhaupt, wie das geht? Kannst du deine Hand so still und so gerade halten, dass er dir nicht herunterfällt?«
»Wir müssen halt üben, Papa«, erwiderte Simsala bittend, »das habe ich doch gleich gesagt.«
»Und wer, bitte schön, soll, wenn du übst, auf dem Teppich sitzen?«, fragte der alte Zauberer prüfend. »Du vielleicht, Papa«, schlug Simsala zögernd vor. »Danke schön, mein Sohn. Danke allerbestens.« Abra Kadabra Bim lehnte das Ansinnen rundweg ab. »Ich kann mir einen gemütlicheren Tod vorstellen als den, vom eigenen Sohn vom Teppich gekippt zu werden.«
Sie einigten sich schließlich darauf, dass Miau, der schwarze Kater, die Freude des Fliegens haben sollte. »Der hat Krallen und kann sich helfen«, stellte der alte Zauberer klar, »aber unsereins ist total hilflos.« Miau hätte, wäre er gefragt worden, sicher auch einen anderen als Teppichflieger vorgeschlagen. Aber Miau wurde nicht gefragt.
Am Anfang ging alles gut. Der Kater rollte sich auf dem kleinen Teppich zusammen, schnurrte und schlief selig ein. Simsala machte die Wegwerfbewegung mit der Hand und ließ dann seine Rechte, die Innenfläche nach oben gewandt, wie einen Teller vor seiner Brust schweben, wobei er sie nur ganz wenig und sehr gleichmäßig hin- und herschaukelte.
Der Kater wachte erst auf - da allerdings ziemlich plötzlich -, als der kleine Zauberer dringend eine Fliege fortscheuchen musste, die auf ihrem Weg an der Feste Hokuspokus vorübergeflogen kam und just auf seiner Nase eine kleine Pause einlegen wollte. Der Teppich überschlug sich in der Luft, und der Kater fuhr entsetzt aus dem Schlaf auf. Die Haare standen dem armen Tier zu Berge, während es sich so in den Teppich verkrallte, dass der für den Flug des Rektors nicht mehr in Frage kam. »Das hätte Herrn Häusler das Leben gekostet«, stellte der alte Zauberer nüchtern fest, »wenn du gern in die Schule gehst, wirst du noch etwas üben müssen, mein Sohn.« Simsala ging wieder gern zur Schule, und so übte er fleißig weiter, sehr zum Nutzen des Rektors und sehr zum Missfallen von Miau, dem schwarzen Kater. Als es endlich Abend wurde, hätten sieben Fliegen auf einmal auf Simsalas Nase Platz nehmen dürfen, ohne dass der Teppich in Schlingerbewegungen geraten wäre. Aber in der Abendkühle gab es auf dem Balkon der Feste Hokuspokus keine Fliegen mehr, wohl aber einen stolzen Flieger. Simsala war ganz sicher, dass der Rektor sich seinen Künsten sorglos anvertrauen dürfte.
Ein Reporter spitzt plötzlich die Ohren
»Wovon erzählt das Kind da immer?«, fragte Herr Brunk und schaute zu seiner Frau hinüber. »Na, von diesem Simsala Bim, der jetzt in der la ist«, erwiderte Frau Brunk, ohne sich beim Abräumen des Mittagsgeschirrs stören zu lassen. »Das ist doch das Gesprächsthema Nummer eins in der Schule.«
»Und was ist an diesem Bim so interessant?«, wunderte sich Herr Brunk.
»Du bist aber gut.« Frau Brunk stellte die Nachtischschäl-chen scheppernd zurück auf den Tisch und schüttelte bedeutsam den Kopf. »So alltäglich ist es doch wirklich nicht, wenn der Sohn eines echten Zauberers die eigene Schule besucht. Ich jedenfalls kann Hans-Peters Aufregung gut verstehen.«
»Hast du Zauberer gesagt?«, vergewisserte sich Herr Brunk erstaunt und bekam ganz neugierige Augen. »Warum habe ich davon denn noch nichts gehört? Als Fotoreporter sollte man doch alles zuerst wissen.«
»Du hörst halt nie hin, wenn Hans-Peter erzählt«, bemerkte Frau Brunk vorwurfsvoll, »und dabei würde der Junge sich so freuen, wenn du mal ein bisschen Zeit für ihn hättest.«
Herr Brunk schlüfte geschwind seinen Kaffee aus und reichte die Tasse seiner Frau zum Abwaschen. Er
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