Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
Vom Netzwerk:
letzten Endes aus ›atomischen Partikeln‹, die nichts anderes waren, als unkörperliche ›Ladungen‹! Aber war dieser Begriff mit Dr. Fullers Entdeckungen nicht verwandt? Materie und Bewegung waren nichts als das Spiel elektronischer Ladungen in einem Simulator?
    Ich fuhr herum, als die Tür aufging.
    Collingsworth trat ein und starrte mich an.
    »Ich habe Sie schon am Nachmittag beobachtet, als man Chuck aus dem Simulator rettete.«
    Am Nachmittag? Ich schaute hinaus. Es wurde tatsächlich dunkel. Ich hatte Stunden mit meinen sinnlosen Gedanken verbracht.
    Er kam auf mich zu.
    »Doug, Sie haben noch mehr Schwierigkeiten, nicht wahr?«
    Ich nickte unwillkürlich. Vielleicht sehnte ich mich nach einer Beruhigung, nach Erklärungen. Aber plötzlich wurde mir klar, daß ich es ihm nicht sagen durfte! Wenn ich es tat, mochte er als nächster verschwinden oder ums Leben kommen.
    »Nein!« schrie ich. »Alles in bester Ordnung! Lassen Sie mich in Ruhe!«
    »Na schön, dann eben auf meine Methode.« Er zog sich einen Stuhl heran. »Als wir neulich abends in meinem Arbeitszimmer saßen, ging ich von der Voraussetzung aus, daß Sie unter einem Schuldkomplex leiden – weil Sie Reaktionseinheiten manipulieren, die sich für wirklich halten. Seither habe ich mir überlegt, wie dieser Komplex sich noch äußern könnte.«
    Das Licht spielte auf seinem dichten, weißen Haar und verlieh ihm ein gütiges Aussehen.
    »Ich habe mir überlegt, welche Art von fixer Idee daraus hervorgehen könnte.«
    »Ja?«
    Ich hob den Kopf, ohne besonderes Interesse zu spüren.
    »Die nächste Stufe wäre, daß Sie glauben, ebenso wie Sie Ihre ID-Einheiten manipulieren, müsse es einen noch viel mächtigeren Simulektroniker in einer Höheren Welt geben, der Sie manipuliert – uns alle manipuliert.«
    Ich sprang auf.
    »Sie wissen Bescheid! Wie sind Sie dahintergekommen?«
    Aber er lächelte zufrieden.
    »Das Entscheidende ist – wie haben Sie das erkannt?«
    Obwohl ich begriff, daß dieses Wissen auch Avery gefährden mußte, erzählte ich ihm genau, was Ashton in Chuck Whitneys Maske mir gesagt hatte.
    Ich mußte mit jemandem darüber sprechen.
    Als ich fertig war, kniff er die Augen zusammen.
    »Sehr raffiniert. Ich hätte mir keine bessere Methode für eine Selbsttäuschung ausdenken können.«
    »Sie meinen, Ashton hat nicht behauptet, diese Welt sei eine Illusion?«
    »Haben Sie einen Zeugen zum Beweis?« Er machte eine Pause. »Ist es nicht merkwürdig, wie sich aus allen Ihren Erfahrungen der gemeinsame Nenner ergibt, daß nirgends eine Bestätigung zu erlangen ist?«
    Warum versuchte er, jeden vernünftigen Gedankenbau einzureißen, den ich aufbaute? Wußte er von Fullers ›grundlegender Entdeckung‹? Wollte er mich zur Sicherheit in Unwissenheit zurückbringen?
    Wichtiger noch: Wenn sowohl er als auch Jinx irgendwie in den Besitz der gefährlichen Erkenntnis gelangt waren, warum war sie in ihr beseitigt worden, während man zuließ, daß er unbeeinflußt blieb?
    Dann sah ich ein Licht aufschimmern: Collingsworth kannte nur meinen Argwohn gegenüber der wahren Natur dieser Welt. Er glaubte aber nicht daran. Deshalb brauchte er nicht zu befürchten, daß man ihn auslöschen würde.
    Immerhin – ich hatte diese tödliche Erkenntnis nicht zurückgewiesen. Trotzdem saß ich hier – unbehindert, nicht umorientiert, nicht unprogrammiert. Warum?
    Collingsworth legte die Fingerspitzen beider Hände aneinander.
    »Ihre Rationalisierungsprozesse funktionieren recht langsam, Doug. Ich werde jetzt sogar noch einen Baustein zu Ihrem Gebäude pseudoparanoischer Besessenheit beitragen.«
    Ich sah auf.
    »Welchen denn?«
    »Sie haben vergessen, Ihre Bewußtseinsstörungen mit zu berücksichtigen.«
    Ich dachte an meine Anfälle.
    »Was haben Sie damit zu tun?«
    Er hob die Schultern.
    »Wenn ich dabei wäre, Ihr phantastisches Gewebe weiterzuspinnen, würde ich sagen, daß die Bewußtseinsstörungen Nebeneffekte der Bemühungen eines simulektronischen ›Steuermanns‹ sind, der einen Empathiekontakt mit mir aufnehmen will, ohne zum Erfolg zu kommen. Sie haben das ja in Ihrem eigenen Simulator kennengelernt. Die ID-Einheit bemerkt, daß etwas vorgeht.«
    Ich starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Das ist es, Avery! Genau das! Damit erklärt sich, warum ich noch nicht gelöscht worden bin.«
    Er grinste überlegen. Geduldig fügte er hinzu: »Ja, Doug? Weiter.«
    »Das macht alles ganz einfach! Den letzten Anfall hatte ich gestern abend. Wissen Sie,

Weitere Kostenlose Bücher