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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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umgeben von einem brodelnden Meer von Interviewern, das gegen den Eingang brandete und immer wieder zurückgeworfen wurde. Jede Welle prallte zuerst gegen mehrere Cordons knüppelschwingender Polizisten, dann gegen Tausende von Zivilpersonen, die der Polizei halfen. Darüber flogen Lautsprecherwagen wie Geier auf der Suche nach Aas, während Siskins Stimme die Verteidiger anfeuerte. Die Polizisten und Zivilpersonen wurden daran erinnert, daß der Simulator das größte Geschenk der Menschheit sei und böse Mächte zum Angriff angetreten wären, um ihn zu zerstören.
    Lähmende blutrote Strahlen aus Schockpistolen schnitten breite Schneisen der Reglosigkeit durch die Angreifer. Aber dahinter kamen immer neue Interviewer, um an die Stelle ihrer Kameraden zu treten. Reihen von Mannschaftsflugwagen des VTI sanken im Hintergrund herab, Verstärkungen heranbringend.
    Das TEAG-Gebäude selbst war von einer Aura glitzernder Funken umgeben, hervorgerufen durch den Anprall von Projektilen und Ziegelbrocken am Abweisschirm.
     
    Kurz nach Sonnenuntergang marschierte ich in die Küche und öffnete ein Paket Campingrationen. Ich machte kein Licht, sondern saß unter einem der Fenster und aß mechanisch. Die ganze Zeit über beschäftigte ich mich mit dem Widerspruch, daß ein immaterielles Wesen immaterielle Nahrung brauchte.
    Es war fast dunkel, als ich in das Trophäenzimmer zurückkehrte, den Vorhang zuzog und das Fernsehgerät einschaltete.
     
    Vernon Carr kauerte aufgeregt vor dem Bildschirm und begleitete jeden Angriff mit wilden Gesten.
    »Wir schaffen’s Avery!« schrie er immer wieder.
    Collingsworth und ich starrten einander an. Unser gemeinsames Schweigen war Verständigung genug.
    Ich interessierte mich irgendwie nicht für den Kampf. Es gab gar keinen Zweifel daran, daß hier die wichtigste aller Schlachten ausgetragen wurde. Die Existenz einer ganzen Welt – eines simulektronischen Universums – hing von ihrem Ausgang ab. Wenn die Interviewer gewannen und Fullers Simulator zerstörten, würde der ›Steuermann‹ in der Höheren Wirklichkeit zufrieden sein und seine Schöpfung verschonen.
    Aber vielleicht gerade, weil soviel auf dem Spiel stand, konnte ich mich nicht dazu bringen, den Verlauf des Kampfes zu beobachten. Möglicherweise lag es auch daran, daß ich wußte, der ›Steuermann‹ würde unter diesen Umständen bald Verbindung mit Avery aufnehmen. Und wenn das geschah, war das Ende für uns beide gekommen.
    Ich ging zur Tür, die Carr offengelassen hatte, trat in den Korridor hinaus. Wie betäubt drückte ich auf den Knopf, um den Lift heraufzuholen.
    Ich taumelte auf dem Bürgersteig dahin, unterwegs zum Parkplatz. Ich kam am Foyer eines Gebäudes vorbei, wo ein Bildschirm das Panorama des Kampfes von den Kameras über dem TEAG-Gebäude übertrug. Aber ich wandte den Kopf ab. Ich wollte nicht wissen, wie es stand.
    Einen halben Häuserblock vom Parkplatz entfernt blieb ich zögernd vor einem Psychorama stehen. Ich starrte die Plakate an, die mit dem Auftreten ›des berühmtesten abstrakten Poesieinterpreten unserer Zeit – Ragier Rojasta‹ prahlten.
    Ein uniformierter Portier rief den Passanten zu: »Treten Sie ein! Die Matinee beginnt.«
    Mein Gehirn war ein Labyrinth quälender, entsetzter Gedanken. Ausweglose Verzweiflung hielt mich gefangen. Ich mußte irgendwie wieder zu klarem Denken kommen, damit ich zu entscheiden vermochte, was zu tun war – wenn es überhaupt etwas gab. Es hatte keinen Sinn, die Flucht zu ergreifen, denn es gab kein Versteck.
    Ich konnte überall deprogrammiert werden. Also bezahlte ich meinen Eintritt und wankte durch das Foyer.
    Ich nahm den ersten besten Platz, den ich im ansteigenden Rund des Zuschauerraums fand und schaute gleichgültig auf das rotierende Podium hinunter.
    Ragier Rojasta saß dort, prächtig gekleidet, in orientalischen Gewändern, einen Turban auf dem Kopf, die Arme verschränkt, während die Rotation der Bühne seinen tranceähnlichen Blick über die Zuschauer gleiten ließ. Das Spiel sanften Lichts auf seinen strengen Zügen bildete einen beruhigenden Kontrast, der mich einlud, die Teilnahme-Kappe aufzusetzen.
    Ich brauchte die Augen nicht zu schließen, um in das Wesen von Rojastas Phantasie hineingezogen zu werden. Augenblicklich wurde mein Sehbereich von einer gewaltigen, strömenden Prozession von Juwelen überlagert, strahlender als ich sie je gesehen hatte. Rubine und Saphire, Diamanten und Perlen kullerten übereinander, und ihre funkelnde

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