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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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die Polizei durch Umprogrammierung veranlassen, mich in meinem Bungalow zu suchen.
    Entweder würde er es so einrichten, oder seine Kontakt-Einheit herschicken. Es war klar, daß er mich nicht einfach entfernen wollte, um dann eine ganze Reihe von ID-Subjekten auf die Tatsache umorientieren zu müssen, daß es mich nie gegeben hatte.
    Aber während ich noch die Strategie des ›Steuermanns‹ zu erraten versuchte, wurde mir endlich klar, daß die ganze Welt vielleicht doch nicht ausgelöscht werden würde! Vielleicht hatte der ›Steuermann‹ beschlossen, die gegenwärtigen Komplikationen zu beseitigen, um dann einen letzten Versuch zur Zerstörung von Fullers Simulator zu unternehmen.
    Der Fernsprecher befaßte sich immer noch mit meinem angeblichen Verrat:
    »Halls unfaßbare Verbrechen fanden jedoch mit dem Mord an Hannon Fuller und dem Betrug an Siskin und dem Simulator noch kein Ende« – das Bild Collingsworths tauchte auf –, »denn«, so fuhr der Sprecher fort, »die Polizei sucht ihn auch im Zusammenhang mit dem entsetzlichsten Mordfall der Geschichte – mit dem Mord an Avery Collingsworth, dem psychologischen Berater der TEAG.«
    Es dauerte eine ganze Minute, bis ich wieder Atem holte. Der ›Steuermann‹ hatte sich Averys schon angenommen!
    Der Sprecher beschrieb die ›gräßliche Brutalität‹ des Mordes an Dr. Collingsworth.
    »Die Polizei«, so erklärte er mit trauervoller Stimme, »nannte seinen Tod das tierischste Verbrechen aller Zeiten. Abgetrennte Teile seines Körpers – Fingergelenke, Vorderarme, Ohren – lagen in Collingsworths Arbeitszimmer verstreut, jeder Stumpf war zur Vermeidung eines Blutverlustes sorgfältig kauterisiert worden, um den Tod während dieser barbarischen Folterung nicht zu früh eintreten zu lassen.«
    Ich wollte nichts mehr hören.
    Entsetzt schaltete ich das Gerät ab. Ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, aber ich sah immer nur Avery vor mir – hilflos, terrorisiert von dem Wissen, daß er seinem Schicksal nicht zu entgehen vermochte.
    Es war keine körperliche Person, keine Kontakt-Einheit gewesen, die das getan hatte. Es war der ›Steuermann‹ selbst gewesen, außerphysische Mittel der Folterung verwendend. Ich konnte Collingsworth in Agonie schreien hören, während das Ende seines Kleinfingers abgelöst wurde, wie von einem Messer, während ein gemilderter Schock-Strahl aus dem Nichts erschien, um den Stumpf zu kauterisieren.
    Ich stand auf und fluchte entsetzt vor mich hin. Ich wußte, daß der ›Steuermann‹ ein Sadist war. Vielleicht galt das für alle Wesen der Höheren Wirklichkeit.
    Ich ging ans Fenster zurück, öffnete die Vorhänge vor der späten Dämmerung, packte mein Gewehr und wartete. Worauf? Auf die Polizei? Auf die Kontakt-Einheit?
    Vorübergehend kam mir der Gedanke, daß der ›Steuermann‹ vielleicht doch nicht wußte, wo ich mich befand. Aber diese Möglichkeit verwarf ich wieder. Er hatte sich wahrscheinlich seit meiner Ankunft hier schon in Verbindung gesetzt. Es war durchaus möglich – sogar wahrscheinlich, denn ich sah jetzt, daß ich die früheren Kontakte nur gespürt hatte, weil er es so gewollt hatte – damit er meine gequälte Reaktion genießen konnte.
    Draußen wurde es immer dunkler, und Myriaden Sterne verwandelten die Schwärze in ein glitzerndes Feld von Glühwürmchen. Grillen zirpten, und in der Ferne quakte ein einsamer Frosch.
    Die Illusion der Realität war ja so vollständig. Selbst die kleineren Einzelheiten fehlten nicht. In der Höheren Wirklichkeit hatte man nur wenige simulektronische Attrappen vergessen.
    Ich starrte zu dem sternenbesetzten Himmel hinauf und versuchte, durch die Illusion die absolute Wirklichkeit zu erkennen. Aber diese Wirkliche Welt war ja nicht in irgendeiner physischen Richtung von meiner eigenen zu suchen. Sie befand sich nicht in meinem Universum, noch ich in der ihren. Gleichzeitig umgab sie mich jedoch, verborgen durch einen seltsamen elektronischen Schleier.
    Ich versuchte mir vorzustellen, was Phil Ashton gefühlt hatte, als er aus Fullers Simulator gestiegen war. Meine Gedanken wandten sich der Höheren Realität zu. Wie mochte es dort oben sein? Wie sehr unterschied sie sich von der Pseudo-Realität, die ich kannte?
    Dann begriff ich, daß der Unterschied nicht allzu groß sein konnte. Die Welt Phil Ashtons, von den elektrischen Strömen in Fullers Simulator erhalten, hatte ein Ebenbild meiner eigenen zu sein, wenn die Voraussagen, die wir aus dieser Analog-Welt

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