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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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unter den Füßen wegziehen.
    »Jinx, du bist eine – wirkliche Person. Ich bin nur ein Phantasiegebilde. Du kannst gar nicht in mich verliebt sein!«
    Sie schien etwas verletzt zu sein und trat ein paar Schritte zurück.
    »Doch, ganz bestimmt, Doug. Es ist – schwer zu erklären.«
    Das hatte ich mir auch vorgestellt. Sie setzte sich auf den Bettrand und sah mich unsicher an. Ihre Augen glitten unruhig hin und her. Natürlich wußte sie nicht, wie sie mir ihre ›Liebe‹ plausibel machen sollte.
    Ich steckte die Hand in die Tasche und befingerte die Schockpistole, um zu überprüfen, ob sie auf breiteste Streuung eingestellt war. Dann riß ich sie heraus und zielte auf sie.
    Ihre Augen weiteten sich und sie stand langsam auf.
    »Nein, Doug! Nicht!«
    Ich drückte ab, ließ den Strahlenfächer über ihre Stirn tanzen und sie fiel bewußtlos aufs Bett. Die kurze Bestrahlung mußte für mindestens eine Stunde reichen. Inzwischen konnte ich mich frei bewegen und nachdenken – frei von der Belastung ihrer Gegenwart. Plötzlich begriff ich, was ich als nächstes tun mußte.
    Während ich den Plan überdachte, wusch ich mich in aller Ruhe und benutzte dann das Rasiergerät im Badezimmer. Am Lieferautomaten tastete ich meine Größe ein und wartete, bis das saubere Hemd erschien.
    Ich fühlte mich erfrischt und schaute auf die Uhr. Mitternacht war längst vorbei. Ich ging zum Bett und starrte Jinx an, legte die Strahlenpistole auf das Kissen und ließ mich auf die Knie nieder. Ihr dunkles Haar schimmerte seidig. Ich vergrub meine Hände darin und betastete ihren Kopf. Endlich fand ich die Pfeilnaht und strich mit den Fingern daran entlang, bis ich die winzige Vertiefung ertastete.
    Ich legte den Finger auf die Stelle, regulierte an der Strahlenpistole die Streuungsbreite und preßte die Mündung genau dorthin, wo mein Finger gewesen war. Ich drückte einmal kurz ab, dann ein zweitesmal, um ganz sicherzugehen.
    Es kam mir plötzlich ganz unwirklich vor, daß ich mich physisch gegen eine körperlose Projektion wehrte. Aber die Illusion der Wirklichkeit war und mußte so vollkommen sein, daß alle pseudophysischen Ursachen richtig in analoge, simulektronische Wirkungen übersetzt wurden. Für Projektionen gab es da keine Ausnahme.
    Ich trat zurück. Jetzt sollte sie nur versuchen, mich zu täuschen! Nach der Bestrahlung ihres Willenszentrums konnte ich mindestens während der nächsten paar Stunden wirklich glauben, was sie sagte.
    Ich beugte mich über sie.
    »Jinx, kannst du mich hören?«
    Ohne die Augen zu öffnen, nickte sie.
    »Du darfst dich nicht zurückziehen«, befahl ich. »Hast du verstanden? Du darfst dich nicht zurückziehen, bis ich es zulasse!«
    Eine Viertelstunde später wurde sie wach.
    Ich ging vor ihr auf und ab, während sie auf dem Bett saß – von der letzten Strahlenbehandlung her noch betäubt. Ihre Augen starrten ins Leere, aber sie waren klar und ruhig.
    »Aufstehen!« sagte ich.
    Sie stand auf.
    »Hinsetzen!«
    Sie setzte sich gehorsam.
    Kein Zweifel, daß ich ihr Willenszentrum genau getroffen hatte. Ich stellte die erste Frage.
    »Wieviel von dem, was du mir eben erzählt hast, ist falsch?«
    Ihre Augen waren auf etwas Unsichtbares gerichtet. Ihr Gesicht wirkte starr.
    »Nichts.«
    Ich zuckte zusammen. Schon jetzt saß ich fest. Aber es konnte einfach nicht alles stimmen!
    Ich dachte an unsere erste Begegnung und fragte: »Erinnerst du dich an die Zeichnung von Achilles und der Schildkröte?«
    »Ja.«
    »Aber später hast du bestritten, daß es diese Zeichnung gegeben hat.«
    Sie schwieg. Ich wußte, warum sie nichts sagte. Ich hatte weder eine Frage gestellt, noch sie angewiesen, eine Erklärung abzugeben.
    »Hast du später bestritten, daß es eine solche Zeichnung gegeben hat?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil ich dich ablenken und daran hindern sollte, wichtige Dinge in Erfahrung zu bringen.«
    »Weil es der ›Steuermann‹ so wollte?«
    »Nur zum Teil.«
    »Warum sonst noch?«
    »Weil ich mich in dich verliebte und nicht zulassen wollte, daß du dich in Gefahr begibst.«
    Wieder wußte ich nicht weiter. Es war unmöglich für sie, eine ernsthafte Zuneigung für mich zu empfinden, genauso, wie ich mich nicht in eine der Reaktionseinheiten von Fullers Simulator verlieben konnte.
    »Was wurde aus der Zeichnung?«
    »Sie wurde deprogrammiert.«
    »Hier?«
    »Ja.«
    »Erklär mir, wie das geschehen ist!«
    »Wir wußten, daß es sie gab. Nachdem der ›Steuermann‹ für Dr. Fullers Tod

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