Sina auf heißer Spur
hatten, konnte sie ihm ja nun wirklich schlecht erzählen.
âIhr dachtet, dass ich etwas mit der Sache zu tun habeâ, sagte Viktor ruhig. âWar ja auch ganz plausibel.â
Hitzewallung. Sina wurde schon wieder rot. âDa kannten wir dich ja noch nicht richtig. Ich meine, ich kannte dich damals noch nicht richtig â¦â Wieder unterbrach sie sich. Röter als jetzt konnte ihr Kopf nicht mehr werden, sonst wäre er geplatzt. Das war zumindest ein Trost.
âUnd jetzt?â, fragte Viktor. âKennst du mich jetzt?â
Doch. Es gab tatsächlich noch eine Steigerung. Ihre Wangen brannten, ihre Stirn glühte, ihr Kopf stand in Flammen. Ihr Herz hämmerte. Es war genau wie gestern, als David sie geküsst hatte. Der Gedanke irritierte sie so, dass sie ganz vergaÃ, auf Viktors Frage zu antworten.
âNa ja, ist ja auch egalâ, murmelte er schlieÃlich. âAber weiÃt du, was ich glaube?â
âWas?â, fragte sie nervös.
âMit Sue stimmt was nichtâ, sagte er.
Sie schluckte. âSue?â Wie kam er jetzt wieder auf Sue? âWas sollte denn mit Sue nicht stimmen?â
âVersetz dich doch mal in ihre Lage. Du bist Ranchbesitzerin, kriegst erst eine anonyme Anzeige, dann passiert die Sache mit dem verdorbenen Futter, danach der ausgebüxste Esel und schlieÃlich die Vogelvergiftung. Was würdest du tun?â
âKeine Ahnung. Wahrscheinlich das Gleiche wie Sue. Ich würde mir wahnsinnige Sorgen machen und darüber nachdenken, ob es nicht besser wäre wegzugehen.â
âEcht? Du würdest so schnell das Handtuch werfen? Ich meine, eigentlich ist doch bis jetzt nichts wirklich Schlimmes passiert. Einmal abgesehen von Rosa natürlich.â Er warf einen betretenen Blick auf das kleine Vogelgrab. âWarum geht Sue nicht zur Polizei? Auch wenn eine Anzeige wenig Aussicht auf Erfolg hat, aber versuchen kann man es ja mal. Warum organisiert sie keinen Wachdienst für die Ranch? Warum reagiert sie wie ein Vogel StrauÃ, der den Kopf in den Sand steckt?â
âHmâ, machte Sina. So hatte sie die Sache bisher noch gar nicht betrachtet. Aber Viktor hatte Recht, Sue hatte von Anfang an total überreagiert. Gleich nach dem ersten Besuch der Polizei auf der Ranch hatte sie davon gesprochen, die Ranch zu verkaufen und in die Staaten zurückzukehren. Dabei hatte sie früher immer erklärt, dass sie keine Macht der Welt mehr in die USA zurückbringen würde.
âWarum redest du nicht einfach mal mit ihrâ, schlug Viktor vor. âFrag sie, was eigentlich mit ihr los ist. Vermutlich blockt sie ab und lässt dich abblitzen. Aber vielleicht hast du Glück und du erfährst etwas Wichtiges.â
âDas werde ich tunâ, nickte Sina.
âIch hoffe, es war okayâ, sagte Viktor, als sie wieder zurück zum Hof gingen.
âWas?â, fragte Sina.
âWas ich vorhin über dich und David gesagt habe. Das Ganze ist ja nun wirklich nicht mein Bier.â
âNeeâ, sagte Sina. âIch meine, ja. Ist schon in Ordnung.â
Als sie am Wohnhaus vorbeigingen, sah sie gerade noch ein Rennrad durchs Tor verschwinden. Neugierig reckte sie den Hals. Die anderen Mädchen waren doch schon lange weg und Hannah fuhr ein Hollandrad. Aber der Radfahrer war zu schnell, sie konnte nicht erkennen, wer da wegfuhr.
âWas ist jetzt mit heute Nacht?â, fragte Viktor. âSollen wir beide die erste Wache übernehmen?â
Hu! Die Vorstellung, die Nacht mit Viktor auf der Sunshine Ranch zu verbringen, war einerseits komisch. Andererseits â¦
âMeine Mutter erlaubt das nie und nimmerâ, murmelte sie. âAuÃerdem schläft Mike doch neuerdings auf der Ranch. Er ist in die kleine Kammer hinter dem Stall gezogen.â
âSechs Augen sehen mehr als zweiâ, sagte Viktor. âWenn wir zu zweit oder zu dritt auf der Ranch sind, kann immer einer Wache halten, während die anderen schlafen. Aber ist okay, wenn du nicht kommen willst. Vermutlich wird heute ohnehin nichts mehr passieren, nach dem, was heute Nachmittag hier los war.â
âEs ist nicht so, dass ich nicht kommen willâ, verteidigte sich Sina. âNur â¦â
âIst okay, Sinaâ, sagte Viktor. âWirklich. Ich red morgen mit Mike, wie wir die Nachtwache am besten organisieren können. Ganz allein schafft er das auf keinen Fall. Und du kannst
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