sind große Klasse
gesprungen war und das Kind herausgezogen hatte. Ihre Begeisterung drang bis zu Mamsell und Frau Jenks, die am Nebentisch saßen.
„Ich freue mich“, sagte Frau Jenks in ihrer ruhigen, zurückhaltenden Art.
Und Mamsell lachte die Zwillinge an, so strahlend und herzlich, wie sie es konnte, wenn sie guter Laune war.
„Bien, mes chères filles“, lobte sie. „Das habt ihr très bien gemacht. Dafür werde ich euch im Notfall auch mal ein paar schreckliche Verben verzeihen ...“
Erst viel später, im Bett, als Hanni schon schlief, dachte Nanni wieder daran, dass sie der Schwester die Sache mit Trix hatte erzählen wollen. Nun, es eilte nicht, sie konnte es morgen tun. Doch dann beschloss sie, diesen Verdacht, der nur ein halber Verdacht war, für sich zu behalten. Vermutlich tat sie Trix unrecht. Vielleicht war der Unfall am See, der sie heute Nachmittag am Reden gehindert hatte, ein Wink des Schicksals gewesen.
Drei Zimmer weiter schlief Trix auch noch nicht. Sie machte sich keine Sorgen wegen der beiden gestohlenen Tücher. Sie beschloss nur, das blaue Tuch nicht Bobby zu schenken, wie sie es geplant hatte. Tessie sollte es bekommen, sie hatte demnächst Namenstag, sie würde sich bestimmt freuen. Bobby würde das rosa Tuch kriegen und für Anne würde sich schon etwas finden. Was sie am Schlafen hinderte, war der Gedanke an Hanni. Warum waren gerade die Zwillinge da gewesen, als das Kind aus dem Boot fiel? Natürlich wäre sie genauso wie Hanni ins Wasser gesprungen und hätte die Kleine herausgeholt. Es war ja keine Heldentat gewesen, nicht einmal eine besonders mutige Tat, einfach eine spontane Hilfeleistung, für die man die Unbequemlichkeit in Kauf nehmen musste, nass zu werden. Hätte sie statt Hanni die Möglichkeit gehabt, das Mädchen zu retten, dann wäre sie heute Abend beachtet und bewundert worden. Sie war wütend auf Hanni und neidisch. Dabei wusste sie, dass es ungerecht war. Nur ... sie konnte einfach nicht anders.
Eine große Enttäuschung
Das Spiel gegen die zweite Klasse gewannen die Mädchen von der dritten. Allerdings nicht haushoch, wie sie gehofft hatten, sondern nur gerade eben. Die Kleinen waren gar nicht so klein und sie hatten ein paar recht gute Spielerinnen. Hanni, Katrin und Trix waren allerdings in Topform, jede warf ein Tor, Hanni sogar zwei. Auch Bobby, Jenny und Nanni schafften es, einen Ball ins Tor zu kriegen. 7:6 hieß das Endergebnis. Einer alten Lindenhofer Tradition zufolge spendierten die Unterlegenen den Siegerinnen am Abend ihren Nachtisch.
Dann gab es noch ein Spiel gegen die Vierte. Damit war die Vorbereitung zu Ende und Marianne würde die Mannschaft der Unterstufe aufstellen, die gegen die Auswärtigen spielte. Hanni machte sich keine Sorgen. Sie wusste, sie würde dabei sein. Auch Katrin vertraute darauf, dass sie sich im vergangenen Jahr als zuverlässige Spielerin erwiesen hatte. Und wenn Marianne wirklich fand, Trix wäre besser als sie - bitte. Katrin war nicht ehrgeizig. Trotzdem verstand sie irgendwie, dass der Neuen so viel daran lag, in die Mannschaft eingeteilt zu werden. Sie selbst hatte es am Anfang schwer gehabt. Natürlich war es ihre eigene Schuld gewesen. Und natürlich war Trix selber schuld daran, wenn sie sich ärgerte, weil sie es nicht schaffte, in den ersten vier Wochen alle anderen zu überflügeln. Aber Trix tat ihr leid. Sie kämpfte verbissen. Um was eigentlich? Nur um das Handballspiel? Oder darum, anerkannt und geliebt zu werden?
Trix zitterte dem Trainingsspiel gegen die vierte Klasse entgegen. Wenn sie es da schaffte, Hanni oder Katrin auszustechen, musste Marianne ihr einen Platz in der Mannschaft geben. Oder etwa nicht?
Am Tag vor dem Spiel hatte Bobby Geburtstag. Trix schenkte ihr das rosa Halstuch. Das blaue hatte sie ihrer Schwester geschickt. Bobby freute sich sehr.
Trix fand es wichtig, Bobbys Freundschaft zu gewinnen. Nicht nur, weil sie das Zimmer miteinander teilten. Sie mochte Bobby wirklich gern, mit all ihrer rothaarigen Schlaksigkeit, ihren Sommersprossen und ihren lustigen Sprüchen. Bobby war bei allen beliebt. Und das war der zweite Grund, aus dem Trix mit ihr richtig befreundet sein wollte. Es würde ihr helfen, jemand zu sein, glaubte sie.
Natürlich hätte sie das Ziel, Bobby eine Freude zu machen, auch erreichen können, ohne zu stehlen. Die anderen Mädchen hatten ebenfalls kein überflüssiges Taschengeld. Die Zwillinge opferten für Bobby die Pralinenschachtel, die ihnen ihre Mutter geschickt hatte
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