sind große Klasse
sich, und sich auf dem Wühltisch mit den Seidentüchern niederlassen ...“
Sie lachte und Nanni lachte mit. Plötzlich hörte sie auf. Beim Stichwort Wühltisch und Seidentuch fiel ihr alles wieder ein. Eigentlich hatte sie mit niemandem über Trix und diesen Verdacht reden wollen. Doch mit Hanni konnte sie darüber sprechen. Sie würde ihre Meinung sagen und den Mund halten. Das war wichtig. Denn über eine derartige Geschichte durfte nicht in der Klasse getratscht werden.
„Hanni“, fing Nanni an, „mir ist heute im Kaufhaus eine komische Sache aufgefallen.“
„Ja?“, fragte Hanni uninteressiert und leckte sich die Eisreste von den Fingern.
„Trix hat ...“
Sie kam nicht weiter. Aus dem Ruderboot, das sie gerade überholten, beugte sich ein kleines Mädchen. Genau in diesem Moment kippte es über den Rand und fiel ins Wasser. Die drei im Boot - es waren Kinder zwischen zehn und zwölf - schrien, die Kleine kreischte und spuckte.
„Idioten!“, fauchte Hanni.
Dann sprang sie. Nanni hielt die Tasche der Schwester fest, die vom Boot zu rutschen drohte. In zwanzig Sekunden war die Aktion vorbei. Hanni kletterte mit dem triefenden Rotschopf wieder in ihr Boot. Gemeinsam mit Nanni packte sie das Kind um die Taille und hielt es mit dem Kopf nach unten fest.
„Jetzt kotz mal ordentlich“, sagte Nanni liebevoll.
Die Kleine gehorchte. Sie schien den halben See geschluckt zu haben und spuckte ihn wieder aus, dazu noch ein bisschen rosa Eiscreme und das Gulasch vom Mittagessen. Im Boot drüben weinte jemand, die rothaarige Kleine weinte auch, dann schien alles wieder in Ordnung zu sein. Hanni drehte sie um. Nanni nahm die Kleine in den Arm und streichelte ihre nassen Locken. „Nicht weinen, Maus, ist ja gut“, murmelte sie.
„Wir fahren zurück“, rief Hanni den Kindern im Ruderboot zu. „Kommt nach und beeilt euch.“
Am Bootsverleih warteten schon ein paar Leute. Der See war so klein, dass man den Unfall und die schnelle Rettung bemerkt hatte.
„Habt ihr prima gemacht“, lobte Herr Bauer, dem die Boote gehörten und der in dem Ruf stand, ewig schlechter Laune zu sein.
Die Zuschauer nickten beifällig.
Frau Bauer zog die nasse Kleine aus und rieb sie mit einem Handtuch trocken. Hanni bekam auch ein Handtuch, aber es nützte ihr nicht viel, schließlich war sie voll angezogen und konnte sich nicht splitternackt hinstellen wie das Kind, das schon wieder lachte. Aber es war warm, da würden nasse Klamotten kaum Schaden anrichten. Nach der Bruthitze im Kaufhaus war es eher eine Erfrischung.
Dann legten die Geschwister der Kleinen - sie sagte, sie hieße Pips - mit einem gewagten Landemanöver am Steg an und schlossen ihre Schwester in die Arme. Pips heulte gleich noch mal, allerdings nur in Kurzfassung, denn eine Frau erschien plötzlich mit einem Teller voller Eistüten. Eisschlecken und Weinen vertragen sich schlecht miteinander, deshalb stellte Pips das Weinen ein. Sie war hingerissen und lutschte so schnell wie eine Maschine. Die Lindenhof-Mädchen waren langsamer. Sie liebten Eis, aber die dritte Portion in einer Stunde ...
Auch Trix und Bobby kamen in den Genuss der Eisspende. Sie hatten gesehen, was passierte, und waren eiligst zurückgerudert.
Dann zogen die Geschwister mit Pips ab. Hanni tröpfelte nur noch leise. Langsam wurde ihr doch etwas kühl.
„Ich glaube, wir hauen ab“, meinte sie.
Herr Bauer hielt die Zwillinge fest, als sie sich auf ihre Räder schwingen wollten.
„Falls ihr wieder mal vorbeikommt“, muffelte er freundlich, „das nächste Mal könnt ihr ein Boot umsonst haben.“
Sie bedankten sich. Er war offensichtlich netter, als er es zugeben wollte.
Sie waren rechtzeitig zum Abendessen in Lindenhof und Hanni erschien sauber und trocken im Speisesaal. Zum Nachtisch gab es diesmal eine Sensation: für jede Schülerin einen großen Eisbecher. Die Hausmutter hatte sich selbst übertroffen. Alle jubelten. Nur Hanni, Nanni, Bobby und Trix schauten sich wehmütig an. Noch ein Eis ging über ihre Kräfte. Ein Jammer, dass man es nicht aufheben konnte.
Mit einem Seufzer reichte Nanni ihren Becher an Anne weiter. „Magst du?“
„Immer!“, mampfte Anne, die mit ihrer eigenen Portion noch nicht fertig war. „Hast du Bauchschmerzen?“
Nanni berichtete von den verschiedenen Eisportionen und von der kleinen Pips. Währenddessen wechselten auch die anderen drei Eisbecher die Besitzerin. Die Mädchen fanden es prima, dass Hanni, ohne lange zu überlegen, ins Wasser
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