sind große Klasse
- zum Trost, weil sie Mutters Geburtstag so mitten im Schuljahr nicht zu Hause mit ihr feiern konnten. Katrin hatte einen Strauß aus getrockneten Blumen und Gräsern gebunden - er kostete überhaupt nichts. Doch von solchen persönlichen Anstrengungen hielt Trix nicht viel.
Sie gingen alle mit viel Optimismus in das Spiel gegen die vierte Klasse, obwohl sie wussten, dass die anderen sehr stark waren. Gegen die Vierte hatten schon einmal die Großen aus der Oberstufe verloren. Das Spiel wurde eine Enttäuschung für die Dritte. Katrin warf zwar zwei Tore, aber das genügte nicht. Hanni hatte diesmal nicht viel Glück. Und Trix kämpfte tapfer, doch ohne besonderen Erfolg. Die Dritte verlor mit Anstand.
Die Lagebesprechung der Unterstufe fand am nächsten Tag statt. Die Mädchen hockten im Garten im Kreis, im Schatten der Blutbuche. Offiziell leitete Frau Tillmann die Versammlung. Sie war als Praktikantin für ein paar Wochen in Lindenhof und da sie sehr sportlich war, hatte Frau Theobald sie gebeten, die kranke Turnlehrerin zu vertreten. Sie bemühte sich und bei den älteren Schülerinnen kam sie auch gut an. Aber Marianne hatte es von Anfang an verstanden, ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen. Frau Tillmann fühlte sich unsicher mit ihrer neuen Verantwortung. Wenn etwas zu entscheiden war, hatte sie Angst, einen Fehler zu machen. Marianne kannte solche Bedenken nicht. Sie platzte vor Selbstsicherheit fast aus den Nähten und nützte die Situation aus. Sie wusste, dass sie wieder eine Nummer kleiner werden würde, sobald Frau Wilton aus dem Krankenhaus zurückkehrte.
Also führte Marianne das große Wort. Frau Tillmann fand das sogar richtig. Sie kannte die Schülerinnen nicht gut genug, um sich die Entscheidung zuzutrauen, wer nun in der Unterstufenmannschaft gegen die auswärtigen Gäste spielen sollte. Sie sagte nur ein paar Worte, dann hielt sie sich im Hintergrund. Marianne redete gern. Und lange. Kurz bevor es zu viel wurde, kam sie zum Thema.
„Also jetzt zur Aufstellung der Mannschaft für Samstag. Frau Tillmann und ich haben uns das so gedacht: Sabine aus der Vierten geht ins Tor, ich glaube, daran hat niemand gezweifelt. Außerdem spielen aus der Vierten Lucie und Annette. Aus der Dritten Hanni und Katrin, aus der Zweiten ...“
Das Weitere hörte Trix nicht mehr. Die Enttäuschung schwappte wie eine Riesenwelle über sie weg, füllte sie bis zum Rand mit Bitterkeit und Wut.
Alles war umsonst gewesen. Sie hatte umsonst gehofft und sich umsonst angestrengt. Es war gewesen wie immer: Sie schaffte es beinahe, aber nicht ganz.
Sie biss die Zähne zusammen. Sie wollte um keinen Preis weinen. Niemand durfte ihr anmerken, wie traurig und verletzt sie war.
Zehn Minuten später war die Versammlung beendet. Die Mädchen standen auf, klopften sich die Grashalme vom Po und verteilten sich im Park. Nanni hatte schräg hinter Trix gesessen und ihr Gesicht gesehen.
„Sagt ihr was Nettes, du und Katrin“, flüsterte sie ihrer Schwester zu. „Trix ist nicht bloß sauer, dass sie am Samstag nicht spielen wird, das wärst du vermutlich an ihrer Stelle auch - sie ist, ich weiß nicht genau, ich glaube, richtig kaputt. Sie nimmt die Sache schrecklich ernst. Die hat so viel Ehrgeiz im Bauch, dass sie daran erstickt. Blöd eigentlich. Trotzdem tut sie mir leid.“
Hanni nickte. „Mach ich. Ich sage ihr, dass sie beim nächsten Wettspiel gegen Steinberg oder Eichenwald bestimmt dabei sein wird. Das ist nicht mal eine freundliche Lüge, sie kann wirklich was. Aber sie sollte sich nicht so anstellen, finde ich. Schließlich spielst du auch nicht und außer Katrin und mir keine andere der Klasse und ihr heult deshalb nicht das Kopfkissen nass.“
„Elli vielleicht schon“, sagte Nanni. Elli hatte sich seit dem Zufallstor neulich nicht weiter angestrengt. Sie interessierte sich sowieso nicht für Sport. Da schwitzte man, sah hässlich aus und wurde schmutzig.
„Aber ich weine sicher nicht. Gestern hat Carlotta sich erweichen lassen und mit mir den ersten Minisalto geübt. Ich bin nicht mal allzu böse auf den Bauch geplatscht. Jedenfalls war‘s toll. Da lasse ich euch am Samstag gerne euren Ball. Beim Büfett darf ich ja mitessen.“
Hanni lachte und suchte nach Trix. Doch die war verschwunden. Sie hatte sich im Klo eingeschlossen und heulte. Eigentlich hätte sie lieber im Bett geheult als in der Toilette, doch Bobby konnte jeden Moment ins Zimmer kommen und die sollte ihre Tränen nicht sehen. Dabei gab es
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