Sind Sie hochsensibel?
Lincoln könnten Sie beispielsweise anfangen.
6. Denken Sie über Ihren eigenen Beitrag für die Gesellschaft nach.
Was immer Sie auch machen â Kinder aufziehen, Physik studieren, Skulpturen gestalten, zur Wahl gehen â Sie neigen dazu, intensiver über Sachverhalte nachzudenken, achten auf Details, blicken weiter voraus und bemühen sich um Gewissenhaftigkeit.
Die Voreingenommenheit der Psychologie
Die psychologische Forschung hat wertvolle Einblicke in das menschliche Innenleben erarbeitet und vieles in diesem Buch basiert auf diesen Erkenntnissen, aber die Psychologie ist eben nicht vollkommen. Sie kann nur die Missstände der Kulturgesellschaft reflektieren, der sie selbst entstammt. Ich könnte aus der psychologischen Forschung ein Beispiel nach dem anderen nennen, das eine Voreingenommenheit gegenüber HSM widerspiegelt, weil sie für weniger glücklich, mental beeinträchtigt und sogar als weniger kreativ und intelligent gehalten werden (die ersten beiden Merkmale stimmen definitiv nicht). Ich werde mir diese Beispiele zur Unterweisung meiner Kollegen jedoch sparen. Seien Sie bitte vorsichtig, wenn Sie Adjektive wie âgehemmtâ, âintrovertiertâ oder âschüchternâ für sich selbst akzeptieren. Sie werden beim Weiterlesen erkennen, wieso jede dieser Bezeichnungen ihr Wesensmerkmal verfälscht. Im Allgemeinen wird dabei der Kern Ihrer Persönlichkeit verfehlt und mit einem negativen Beigeschmack versehen. Untersuchungen habenbeispielsweise ergeben, dass die meisten Menschen das Bedürfnis, sich in sich zurückzuziehen, fälschlicherweise mit einer geistigen Beeinträchtigung in Beziehung setzen. 28 Wenn sich HSM mit solchen Stigmatisierungen identifizieren, nimmt ihr Selbstbewusstsein Schaden und ihre Erregung nimmt in Situationen, in denen bereits von ihnen erwartet wird, dass sie sich unwohl fühlen, noch zu.
Es ist hilfreich zu wissen, dass in Japan, Schweden und China, wo Feinfühligkeit mehr wertgeschätzt wird, die Forschungsergebnisse anders ausfallen. Japanische Psychologen erwarten beispielsweise von ihren sensiblen Klienten, dass sie leistungsfähiger sind â und diese sind es dann auch tatsächlich. 29 Bei Untersuchungen zum Thema Stress machten die japanischen Kollegen gröÃeres Fehlverhalten aufseiten der unsensibleren Kandidaten aus. 30
Es gibt aber keinen Grund unsere Psychologie oder all ihre wohlmeinenden Forscher generell zu verteufeln. Sie tun ihr Bestes.
Priesterliche Ratgeber und kriegerische Könige
Aggressive Kulturen, die gerne über ihre Grenzen schauen, sich ausbreiten, einen Wettstreit führen und gewinnen, dominieren in zunehmendem MaÃe unsere Welt in guter und schlechter Hinsicht. Das liegt daran, dass aggressive Kulturen eher die Führung übernehmen, wenn sie mit anderen Gesellschaften zusammentreffen.
Wie sind wir in diese Lage geraten? Die Wiege der meisten Menschen stand ursprünglich in Asien, wo die indogermanische Kultur ihren Ursprung hat. Jene Reiter-Nomaden überlebten, weil sie ständig ihre Pferde- und Viehherden vergröÃerten, indem sie Vieh und Land von anderen stahlen. Vor ungefähr siebentausend Jahren breiteten sie sich im Mittleren Osten und nach Südasien aus und ein bisschen später auch nach Europa. Vor ihrer Ankunft gab es dort keine oder nur selten Kriege, Sklaverei,Monarchie oder die Beherrschung einer Klasse durch eine andere. Die Neuankömmlinge machten sich die Ansässigen zu Dienern oder Sklaven. Diejenigen, die keine Pferde besaÃen, bauten friedliche Ansiedlungen zu Städten um, die sie mit Mauern umgaben, und andere rückten aus, um zu gröÃeren König- oder Kaiserreichen zu expandieren.
Die glücklichsten und am längsten währenden indogermanischen Reiche bestanden immer aus zwei unterschiedlichen Arten von Menschen. Beide zusammen garantierten eine erfolgreiche Regentschaft. Ich nenne diese beiden Gruppen die âkriegerischen Königeâ und âihre priesterlichen Ratgeberâ. Der Erfolg der indogermanischen Kulturen gibt diesem System Recht. Die Hälfte der Menschheit spricht heute noch eine indogermanische Sprache. Das heiÃt also, dass man gar nicht anders denken kann als auf eine indogermanische Weise: Expansion, Freiheit und Ruhm sind demnach gut â es sind die Werte der kriegerischen Könige.
Damit aggressivere Gesellschaften überleben können,
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