Sind Sie hochsensibel?
damit klarkommen, weil Sie lernten, wann sie sich selbst einen kleinen Schubs geben, wann sie sich Zeit lassen, wann sie sich vollständig entziehen und wann sie sich ausruhen und eine Sache später noch einmal angehen sollten.
Wie alle Menschen hatte jedoch wahrscheinlich die Hälfte von Ihnen Eltern, die sich alles andere als ideal verhielten. Es tut weh darüber nachzudenken, aber wir werden dieses Thema behutsamangehen und später in verschiedenen Zusammenhängen wieder darauf zurückkommen. Es ist jedoch nötig, dass die Betroffenen sich mit dem auseinander setzen, was ihnen vielleicht verloren gegangen ist. Einen nicht adäquaten Elternteil gehabt zu haben, muss auf diese Menschen eine umso gröÃere Wirkung gehabt haben, da sie sehr feinfühlig sind. Sie brauchten Verständnis und keine zusätzlichen Probleme.
Diejenigen unter Ihnen, die keine Geborgenheit in der Kindheit erfahren haben, brauchen diese Gegenüberstellung auch, damit sie mit sich selbst mehr Geduld haben. Vor allem müssen sie wissen, was versäumt wurde, damit sie für Ihren Körper auf andere Art sorgen können, als Ihre Eltern es getan haben. Die Wahrscheinlichkeit ist groÃ, dass sie sich nicht gut um sich selbst kümmern, ihren Körper entweder vernachlässigen oder ihn zu sehr schonen und verhätscheln. Das ist fast immer so, weil sie ihren Körper so behandeln, wie sie es von ihrer nicht gerade immer optimal reagierenden Mutterfigur gelernt haben â manche reagieren auch über, indem sie alles ganz anders machen, als sie es von ihrer Bezugsperson kennen.
Lassen Sie uns also genauer anschauen, wie eine gute und eine eher schlechte Fürsorge für Ihren Köper aussehen kann â Sie sollten sich dabei wieder einen Säugling vorstellen, wenn Sie an Ihren Körper denken. Wir beginnen mit den Situationen, in denen sich Ihr Körper so winzig und hilflos wie der eines Neugeborenen fühlt. Eine gute Beschreibung, was dann nötig ist, liefert die Psychologin Ruthellen Josselson:
Wenn wir in die Arme genommen werden, haben wir eine Barriere zwischen uns und der feindlichen Welt, sozusagen eine zweite Schutzschicht. Wir spüren diesen Puffer, auch wenn uns vielleicht nicht ganz klar ist, was dabei von uns selbst kommt und was von auÃen.
Eine gute Mutter regelt in ihrer Funktion als Stütze die Dinge für ihr Baby so, dass es nicht zu vielen Reizen ausgesetzt ist. Sie spürt, wie viel Anregung willkommen ist und verkraftet werden kann. Das Baby kann sich in einem adäquaten Umfeld frei entwickeln, muà nicht immer reagieren. Wenn es optimal âgehaltenâ wird, kann sich das Individuum frei von äuÃeren Störungen entfalten. 55
Wenn die Beziehung keine Sicherheit vermittelt und der Säugling beziehungsweise der Körper vernachlässigt, bedrängt oder â noch schlimmer â misshandelt wird, dann werden Reize als zu intensiv empfunden. Der einzige Ausweg besteht dann darin, die AuÃenwelt nicht länger bewusst wahrzunehmen beziehungsweise nicht mehr in ihr präsent zu sein. Aus diesem Abwehrmechanismus heraus kann sich eine krankhafte Dissoziation, eine Abspaltung des Erlebens vom Ichs, entwickeln. Ãberstimulierung beeinträchtigt bei Säuglingen auch die Entwicklung des Ichs, denn die gesamte Energie muss darauf verwendet werden, die Welt am gewaltsamen Eindringen in das Selbst zu hindern. Die ganze Welt wird nämlich als gefährlich wahrgenommen.
Lassen Sie uns nun ein etwas späteres Alter betrachten, in dem Sie bereit waren, Ihre Umgebung zu erkunden â falls Sie sich sicher fühlten. Das ist für Sie heute mit solchen Situationen gleichzusetzen, in denen Ihr Körper Bereitschaft zeigt, sich der AuÃenwelt zu stellen und sie zu erkunden â falls er sich sicher fühlt. In diesem Stadium wird eine überfürsorgliche Bezugsperson wahrscheinlich ein gröÃeres Problem für einen sensiblen Säugling beziehungsweise Körper darstellen als eine eher vernachlässigende. Der Säugling beziehungsweise Körper wird eine ständige Einflussnahme und Ãberprüfung als Auslöser für Ãberstimulierung und Besorgnis werten. Zu diesem Zeitpunkt hemmt übertriebene Fürsorge den Erkundungs- und Unabhängigkeitsdrang.Ein Säugling oder Körper, der ständig überwacht wird, kann sich nicht frei entfalten und kein Zutrauen
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